Zweite Vorlesung: Öffentliche Kontroversen
2.1. Kommunisten vor!
R: Zu Anfang dieser zweiten Vorlesung möchte ich zunächst auf den französischen Geschichts- und Geographielehrer Paul Rassinier eingehen, der als der Vater der kritischen Geschichtsschreibung über den Holocaust angesehen werden kann. Rassinier war vor dem Zweiten Weltkrieg bekennender Kommunist, weshalb er sich auch nach der Niederwerfung Frankreichs durch die Wehrmacht in der Résistance als Partisanenkämpfer betätigte. Als solcher wurde er im Krieg von den deutschen Besatzern verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert.
Z: Ich dachte, die Wehrmacht habe Partisanen auf der Stelle erschossen?
R: Nach damals und auch heute noch geltendem Kriegsrecht ist die standrechtliche Erschießung von Partisanen durchaus rechtens, aber die Wehrmacht änderte 1943 ihre Politik in dieser Hinsicht, da die deutschen Truppen es schlicht mit zu vielen Partisanen zu tun hatten, und weil die massenhafte Hinrichtung von Partisanen die örtliche Bevölkerung dermaßen gegen die deutschen Besatzer aufbrachte, dass die Partisanen dadurch die moralische Oberhand erlangten und immer breitere Unterstützung in den Bevölkerung fanden (Seidler 1999, S. 127).
Z: Was wohl nur als verständlich gewertet werden kann.
R: Ja, der Kampf der Zivilbevölkerung gegen eine Besatzungsmacht mag zwar illegal sein, ist moralisch aber wohl verständlich und gilt immer dann als ruhmreich, wenn die bekämpfte Besatzungsmacht den Krieg verliert. Doch wie dem auch sei, Tatsache ist, dass die Deutschen Paul Rassinier und seine Mitgefangenen damals lieber zur Zwangsarbeit in kriegswichtigen Betrieben einsetzten, als sie hinzurichten. So landete Rassinier nach einigen Wochen Quarantänehaft in Buchenwald letztlich im Lager Dora-Mittelbau, wo sich die V-Waffen-Produktion befand. Gegen Kriegsende wurde er mit den anderen Gefangenen von der inzwischen kopflosen SS ziellos von einem Ort zum anderen überstellt. Rassinier berichtet über die Gewaltexzesse der entnervten SS-Männer während dieses Transports. Letztlich entkam Rassinier seinen Wächtern und wurde von vorrückenden amerikanischen Einheiten befreit (Rassinier 1948, 1959).
In der Nachkriegszeit saß Rassinier dann als Vertreter der Sozialisten im französischen Parlament. Wie allgemein bekannt sein dürfte, fing eine Anzahl ehemaliger KL-Häftlinge in der unmittelbaren Nachkriegszeit an, über ihre Erlebnisse Artikel und Bücher zu veröffentlichen. Einer dieser KL-Autoren war ein französische Priester namens Abbé Jean-Paul Renard, der schrieb:
“Ich sah, wie Tausende und Abertausende von Leuten in Buchenwald unter die Duschen traten, von denen dann erstickendes Gas strömte anstatt einer Flüssigkeit.”
R: Als Rassinier dagegen einwandte, er wisse aus eigener Erfahrung, dass es dort keine Gaskammern gegeben habe, erwiderte Abbé Renard (Rassinier 1950, S. 133):
“Nun, dies ist ein poetischer Ausdruck, sozusagen.”
R: Ein weiterer dieser ehemaligen KL-insassen, der zum Autor mutierte, war der während des Krieges als politischer Häftling einsitzende Eugen Kogon, ein ehemaliger Mithäftling Rassiniers im KL Buchenwald. Als Rassinier Kogons Buch aus dem Jahre 1946 las, war er über die darin seiner Ansicht nach niedergelegten Verzerrungen, Übertreibungen und glatten Lügen so aufgebracht – insbesondere über Kogons Ausblendung der Verantwortung seiner kommunistischen Kameraden für viele der in den Lagern begangenen Gräuel –, dass er ein eigenes Buch schrieb, in dem er Kogons Darstellung kritisierte (Rassinier 1950, dt. 1959).
Z: Demnach hatte Kogon also seine eigene politische Zerrbrille auf.
R: In seiner Einleitung schrieb Kogon selbst, er habe sein Manuskript ehemaligen führenden Lagerhäftlingen vorgelegt, “um gewisse Befürchtungen zu zerstreuen, der Bericht könnte sich zu einer Art Anklageschrift gegen führende Lagerinsassen gestalten.”
Als Kogon vorgeworfen wurde, sein Buch Der SS-Staat sei ein parteiisches Pamphlet, kam es zu einem Verleumdungsprozess, den Kogon jedoch verlor. Das Gericht führte in seinem Urteil aus (Rassinier 1959, S. 205):
“Dieser Vorwurf [Kogons Buch sei ein unwissenschaftliches Pamphlet] erscheint insofern nicht aus der Luft gegriffen, als der Kläger eine soziologische Würdigung der Verhaltensweise des Menschen im KZ unter dem Gesichtspunkt geschrieben hat, sie dürfte sich nicht zu einer Art Anklageschrift gegen führende Lagerinsassen gestalten.
[…] Berücksichtigt man, dass sich unter den fünfzehn repräsentativen Männern, denen er seinen Bericht vorlas, um die Befürchtungen zu zerstreuen, es werde eine Anklageschrift darstellen, zwei Angehörige der UdSSR und acht Kommunisten befanden, dann drängt sich der Eindruck auf, dass ungeachtet der Erwähnung von durch Kommunisten verübten Untaten vor allem dieser Personenkreis bewußt geschont wurde, […]. Solche Rücksichten müssen einem wissenschaftlichen Werk fremd sein. Die reine Wissenschaft fragt nicht danach, ob das Ergebnis diesem oder jenem bequem ist. Wo Zweckmäßigkeitsfragen den Inhalt mitbestimmen, wird die Objektivität verlassen. Wenn der Beklagte als Mithäftling daher seiner Meinung Ausdruck gibt, der ‘SS-Staat’ sei ein Pamphlet, dann macht er von seinem Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch (Art. 5 GG), ohne damit in das Recht der persönlichen Ehre des Klägers einzugreifen […].”
Z: Demnach ist Kogons Buch also eine Weißwäsche für sich und seine kommunistischen Freunde, die alles der bösen SS und anderen Häftlingen unterschoben.
R: Und genau dieser Eugen Kogon spielte Zeit seines Lebens eine Schlüsselrolle in Deutschland bei der “Aufklärungsarbeit” über den Holocaust.
In später erfolgten Auflagen sowie in weiteren Werken beschäftigte sich Rassinier auf immer breiter werdender Basis mit Behauptungen über deutsche Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs und insbesondere mit der Frage, ob es damals eine deutsche Politik der systematischen Ausrottung der europäischen Juden gegeben habe.
In Le Mensonge d’Ulysse (dt.: Die Lüge des Odysseus) ging Rassinier noch davon aus, dass es irgendwo Gaskammern gegeben habe, frei nach dem Sprichwort: wo Rauch ist, da muss auch Feuer sein. Mit zunehmendem Fortschritt seiner Forschungen kam Rassinier jedoch immer mehr zu der Schlussfolgerung, dass es nie ein systematisches Programm zur Judenvernichtung gegeben hat, und mit jedem weiteren Buch wuchs seine Gewissheit, dass es nie irgendwelche Gaskammern gegeben hat, in den Juden massenhaft getötet worden waren. In seinem Buch Das Drama der Juden Europas schrieb er daher 1965 (S. 97):
“Jedes Mal seit 15 Jahren, wenn man mir in irgendeiner beliebigen, nicht von Sowjets besetzten Ecke Europas einen Zeugen benannte, der behauptete, selbst den Vergasungen beigewohnt zu haben, fuhr ich unverzüglich hin, um sein Zeugnis entgegenzunehmen. Und jedes Mal begab sich das gleiche: meine Akte in der Hand legte ich dem Zeugen derart viele, genau präzisierte Fragen vor, dass er offensichtlich nur bis zu den Augen hinauf lügen konnte, um schließlich zu erklären, dass er es zwar nicht selbst gesehen habe, aber dass ein guter, leider verstorbener Freund, dessen Aussage nicht in Zweifel gezogen werden könne, ihm die Sache erzählt habe. Ich habe auf diese Weise Tausende von Kilometern quer durch Europa zurückgelegt.”
R: Wer ein Interesse an diesen historischen Werken kritischer Holocaust-Geschichtsschreibung hat, dem lege ich deren Lektüre nahe. Ich möchte aber zugleich darauf hinweisen, dass Rassiniers Werke nicht fehlerfrei sind. Aber welche Werke sind das schon, zumal wenn sie von einem Pionier stammen! Rassinier hatte nur beschränkten Zugriff auf primäres Quellenmaterial, so dass seine Arbeiten notwendigerweise lückenhaft bleiben mussten. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet sind daher weniger die Durchschlagskraft und Exaktheit seiner Argumente von Interesse als vielmehr der Autor selbst: Ein französischer Kommunist, Partisanenkämpfer und ehemaliger KL-Häftling war der erste, der sich öffentlich gegen Lügen und Übertreibungen im Zusammenhang mit dem Holocaust stellte.[23]
Z: Das überrascht mich. Ich hatte immer geglaubt, dass Nazis oder Neonazis die ersten waren.
R: Das ist ein weit verbreitetes, aber falsches Klischee. Es war ein Opfer der Nazis, ein ideologischer Todfeind der Nazis, welcher der Wahrheit die Ehre zu geben versuchte.
Z: Na, dem kann man wohl nicht vorwerfen, er habe irgendjemandes schmutzige Wäsche waschen wollen.
R: Letztlich kommt es nicht darauf an, wer ein Argument vorbringt, solange es stichhaltig ist. Aber ich stimme Ihnen zu, dass man eher geneigt ist, in dieser Sache jemandem zuzuhören, der hinter dem Stacheldraht gesessen hat, als jemandem, der mit einem Gewehr davor stand. Obwohl man freilich anführen kann, dass beide Personengruppen aus gegensätzlichen Motiven ein Interesse daran gehabt haben können, gewisse Dinge auszublenden und andere zu übertreiben oder gar zu erfinden.
Halten wir also fest, dass der Vater der kritischen Holocaust-Forschung ein Linksradikaler, ein Antifaschist, ein KL-Häftlinge war.
Z: Bekam Rassinier für seine kritische Einstellung Ärger?
R: Oh ja! Man leitete ein Strafverfahren gegen ihn ein, das jedoch letztendlich eingestellt wurde. Er wurde in den französischen Medien laufend verunglimpft und hatte außer in seinen eigenen Veröffentlichungen nur selten die Gelegenheit, selbst zu Wort zu kommen. Aber verglichen mit der Verfolgung gegen spätere kritische Forscher ist es Rassinier glimpflich ergangen.
2.2. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf
R: Mitte der 1970er Jahre folgte ein weiterer Franzose den Spuren Paul Rassiniers, und zwar der Professor für Text-, Dokumenten- und Aussagenkritik Dr. Robert Faurisson. 1978 begann er, seine These zu verbreiteten, der zufolge es sei technisch radikal unmöglich gewesen sei, dass es in den deutschen Konzentrationslagern irgendwelche Gaskammern für den Massenmord an Lagerinsassen gegeben habe (Faurisson 1978a). Ende 1978 entschied sich Frankreichs größte Tageszeitung Le Monde, Professor Faurissons provokative These in ihren Spalten zu diskutieren, indem man einen Artikel von ihm publizierte (Faurisson 1978b, 1980c, 2000). In späteren Beiträgen untermauerte Faurisson dann seine These von der technischen Unmöglichkeit von Menschengaskammern mit weiteren Argumenten (1979, 1980b, 1981b & c). Die Reaktion etablierter Historiker auf diese Provokation war charakteristisch[24] und wird am besten durch eine Passage einer Erklärung illustriert, die vom französischen Holocaust-Aktivisten Pierre Vidal-Naquet sowie 33 anderen französischen Forschern unterzeichnet wurde (Le Monde, 21. Feb. 1979):
“Man darf sich nicht fragen, wie ein Massenmord möglich war. Er war technisch möglich, weil er stattgefunden hat. Dies ist der obligatorische Ausgangspunkt jeder historischen Untersuchung zu diesem Thema. Diese Wahrheit wollen wir einfach in Erinnerung rufen: Es gibt keine Debatte über die Existenz der Gaskammern, und es darf auch keine geben.”
Z: Heiliges Kanonenrohr! Dogmatisch verbohrter kann man sich ja gar nicht äußern! Gleiche Sprüche hat ja die heilige Inquisition auch zur Existenz von Hexen und Dämonen von sich gegeben!
R: Guter Vergleich. Solch eine systematische Denkverweigerung kommt einer totalen intellektuellen Kapitulation gleich. Das hat man dann nach einiger Zeit wohl auch begriffen. Faurissons Forderung nach technischen und forensischen Beweisen, dass die behaupteten Gaskammern a) überhaupt möglich und b) tatsächlich existent waren, nahmen die Holocaust-Experten dann schließlich zum Anlass, dass Thema erneut aufzurollen: Es wurden Konferenzen organisiert,[25] allerdings unter Ausschluss Faurissons und seinesgleichen.[26]
Z: Aber wollte man deren Thesen nicht widerlegen? Da muss man ihnen doch die Möglichkeit geben, sie zunächst einmal zu präsentieren und sie sodann zu verteidigen, wenn das überhaupt möglich ist.
R: Das wäre der feine, der wissenschaftliche Stil. Aber um Wissenschaft ging es nicht, was sich auch aus den auf die Konferenzen folgenden Veröffentlichungen ergibt, denn darin werden Faurissons Thesen gar nicht erwähnt. Das bekannteste Werk unter ihnen, der 1983 erstmalig von Eugen Kogon und der ganzen Liste der europäischen Holocaust-Prominenz herausgegebene Band Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas widmet sich lediglich in der Einleitung den Revisionisten, indem er sie ohne Namens- und Büchernennung in Bausch und Bogen als böse Extremisten verdammt, deren üble Thesen zu widerlegen seien.
Z: Die Revisionisten werden also persönlich angegriffen, ohne dass der Leser die Möglichkeit erhält, sich selbst ein Bild zu machen.
R: Richtig. Zugleich wird aber zugegeben, dass dieses Buch veröffentlicht wurde, um die bösen Leugner ein für alle Mal zu widerlegen.
Z: Wenn man aber schon zugibt, dass es was zu widerlegen gibt, müsste man dann nicht wenigstens anführen, was die zu widerlegende Behauptung ist?
R: Das ist eine Grundmaxime der Wissenschaft.
Z: Und Kogon und seine Mitautoren tun das nicht?
Z: Nein, keine Spur davon. Die von Faurisson aufgestellte These von der technischen Unmöglichkeit der behaupteten Menschenvergasungen sowie die von ihm geforderten forensischen Beweise für den behaupteten Massenmord wurden schlicht ignoriert. Statt dessen wurde die alte Masche wiederholt, mit Auszügen aus Dokumenten, die aus ihrem historischen Kontext gerissen und daher verzerrt wiedergegeben wurden, sowie mit fragwürdigen Zeugenaussagen zu “beweisen”, was man unbedingt bewiesen haben wollte.
Z: Woher wollen Sie wissen, dass die Autoren darauf aus waren, eine vorgefasste Meinung zu beweisen?
R: Na, aus ihrem Geständnis in der Einleitung, S. 2: Unter der Überschrift “Über dieses Buch” stehen folgende erstaunlichen Sätze:
“Um solche Tendenzen [der Leugnung des Massenmords] wirksam bekämpfen und eindämmen zu können, muß die ganze historische Wahrheit ein für allemal unwiderlegbar festgeschrieben werden.”
Z: Was ist daran voreingenommen?
R: Zunächst einmal lässt sich keine Ansicht “ein für allemal unwiderlegbar” als Wahrheit festschreiben. Alles ist der ständigen Revision unterworfen, sobald neue Erkenntnisse oder Interpretationsmöglichkeiten auftauchen. Zudem ist es der helle Wahnsinn zu schreiben, eine bestimmte wissenschaftliche These müsse wirksam bekämpft und eingedämmt werden. Unwahre Behauptungen müssen korrigiert werden, das ist richtig. Aber unwahre Behauptungen mit dissidenten Auffassungen gleichzusetzen, wie dies hier geschieht, und diese “bekämpfen” zu wollen – als ob Geschichtswissenschaft ein Kampfgebiet wäre –, beweist unwiderleglich, dass die Autoren dieses Satzes selbst felsenfest davon überzeugt sind, dass Thesen, die ihrer Auffassung zuwiderlaufen, falsch sein müssen. Insbesondere dann, wenn man sich anschließend keinen Deut um diese angeblich falschen Thesen kümmert. Wenn das nicht voreingenommen ist, dann weiß ich nicht, was überhaupt voreingenommen wäre.
Dieses Buch des Jahres 1983 fand übrigens eine Fortsetzung 28 Jahre später mit einem Sammelband, der fast den gleichen Titel trägt und dessen Beiträge ebenso auf Vorträgen basieren, die bei einer Konferenz zur Bekämpfung des Revisionismus präsentiert wurden, dieses Mal abgehalten in Oranienburg bei Berlin im Jahre 2008 (Morsch/Perz 2011). Getreu ihrer unwissenschaftlichen Einstellung folgten die Herausgeber und Autoren dieses Buches einer ähnlichen Maxime wie der ihrer Vorgänger, wie in der Einleitung des Buches dargelegt wird (S. XXIX):
“Die revisionistischen Leugnungsstrategien reicherten sich mit scheinwissenschaftlichen Argumenten an und fanden in der Mediengesellschaft große Verbreitung. […] Es kann jedoch nicht darum gehen, scheinwissenschaftliche Argumente aufzugreifen, um sie inhaltlich zu widerlegen, da dies letztlich eine Aufwertung ihrer Vertreter und deren abstruser Theorien bedeuten würde.”
R: Die Revisionisten sowie ihre Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen, die in den vorausgegangenen 25 Jahren massiv an Umfang und Bandbreite zugenommen hatten, wurden also wiederum ignoriert. Der führende revisionistische Forscher Carlo Mattogno, dessen veröffentlichte Schriften zum Holocaust mehr als 5,000 Seiten umfassen, die fast alle von Morsch, Perz und ihren Kollegen totgeschwiegen werden, unterzog dieses unwissenschaftliche Propagandawerk einer vernichtenden Kritik (Mattogno 2011a). Lediglich ein Beitrag dieses orthodoxen Sammelbandes, der toxikologische Fragen behandelt, erwähnt und diskutiert revisionistische Argumente. Ich werde später darauf zurückkommen, wenn ich die für den behaupteten Massenmord angeblich benutzten Giftgase behandle.
2.3. Skandal in Frankreich
R: Bevor wir uns den Ereignissen in anderen Ländern zuwenden, darf ich einige weitere Vorkommnisse in Frankreich zusammenfassen, das in gewisser Weise die Wiege und der Hort des Revisionismus ist. Trotz wachsendem gesellschaftlichen und juristischen Drucks, den Mund zu halten, hat Faurisson seit dem Ende der 1970er Jahre unentwegt darauf bestanden, seine abweichlerischen Ansichten öffentlich zu äußern. Er hat sowohl die Öffentlichkeit wie auch die akademische Welt mit seinen revisionistischen Schriften, die viele lediglich als intellektuelle Provokationen betrachten, bedrängt und gepeinigt. Folglich hat er einen Skandal nach dem anderen verursacht, aber er konnte auch mit einer stetig wachsende Zahl an Anhängern und Konvertiten in Frankreich und anderswo rechnen.
Darf ich um Handzeichen bitten, wer hat schon einmal den Namen Jean-Claude Pressac gehört hat? Na, das sind doch mindestens 10%. Darf ich Sie hier einmal herausgreifen und fragen, was Sie mit dem Namen verbinden?
Z: Pressac war ein französischer Apotheker, der die Technik des Massenmordes in Auschwitz untersucht und dazu ein Buch geschrieben hat, das von den Massenmedien gelobt wurde, weil es endlich die technischen Argumente der Revisionisten wiederlegt hat.
R: So behauptet man. Pressac, der anfangs einer von Faurissons Anhängern war, änderte nach einer gewissen Weile seine Meinung und wechselte sozusagen die Seiten. Er hat über Auschwitz sogar zwei Bücher geschrieben. Sein erstes, 1989 veröffentlichtes hat allerdings kaum Aufsehen erregt, obwohl es als ultimative Widerlegung des Revisionismus bezüglich Auschwitz angekündigt worden war. Dieses über 500 Seiten dicke Buch im DIN A3 Querformat wurde nur in einer kleinen Auflage gedruckt, wobei die meisten Exemplare in den Bibliotheken westlicher Länder landeten. Eine gewisse Berühmtheit erlangte Pressac im Jahre 1993/94, als sein zweites Buch erschien, das man als eine Art aktualisierte Kurzfassung seines Mammutwerkes bezeichnen könnte.
Z: Ich erinnere mich, dass dieses Buch damals als argumentativer Sieg über die Revisionisten gefeiert wurde, weil endlich ein Spezialist die Revisionisten mit ihrer eigenen technischen Methode widerlegt hat.
R: Ganz recht, so ging der Medientenor (vgl. Verbeke 1995). Das merkwürdige daran war, dass die Medienberichte über dieses Buch im Wesentlichen ausführten: Es gibt zwar gar keine triftigen Argumente gegen den Holocaust, aber jetzt hat einer sie mal endlich widerlegt! Aber stimmt das überhaupt? Wer von Ihnen hat das Buch Pressacs gelesen? Ja, Sie dort hinten, wurden Sie bitte einmal hier nach vorne kommen? Danke. Sie haben also das Buch gelesen?
Z: Ja, und es hat mich beeindruckt.
R: Gut. Ich habe hier ein Exemplar des Buches. Darf ich Sie bitten, mir in den Quellenangaben des Buches ein Zitat aus der technischen Fachliteratur zu Krematorien oder Gaskammern oder Hinrichtungsanlagen zu zeigen, oder zeigen Sie mir alternativ eine einzige technische Berechnung, die Pressac selbst durchgeführt hat. Ich gebe Ihnen zehn Minuten Zeit dafür. Schließlich kennen Sie das Buch ja. Würden Sie das für uns machen?
Z: OK, das werde ich tun.
R: Gut. In der Zwischenzeit wollen wir uns dem französische Journalisten und profilierten Revisionisten-Gegner Eric Conan zuwenden. Etwas über ein halbes Jahr nach dem Ausklingen des Rummels um Pressac schrieb er in Frankreichs größter Tageszeitung Le Monde über den Zustand des Lagers Auschwitz:[27]
“Ein anderes delikates Thema: Was tun mit den Fälschungen, die die kommunistische Verwaltung hinterlassen hat? In den 50er und 60er Jahren wurden mehrere Gebäude, die verschwunden oder zweckentfremdet waren, mit großen Fehlern umgebaut und als authentisch vorgeführt. […] Das Beispiel des Krematoriums I ist bezeichnend. […] 1948 bei der Schaffung des Museums wurde das Krematorium I in den angenommenen [sic!] Originalzustand umgestaltet. Dort ist alles falsch:[28] die Abmessungen der Gaskammer, die Lage der Türen, die Öffnungen für das Einwerfen des Zyklon B, die Öfen, die nach dem Geständnis einiger Überlebender neu aufgebaut wurden, die Höhe des Schornsteins. […] Für den Augenblick bleibt das, wie es ist, und den Besuchern wird nichts gesagt. Das ist zu kompliziert. Man wird später weiter sehen.” (Hervorhebung hinzugefügt)
Z: Heißt das, dass die Besucher in Auschwitz gar nicht die Original-Gaskammer zu sehen bekommen, sondern einen sogenannte Rekonstruktion?
R: Genau das heißt es, und zwar wurde eine Rekonstruktion nach einem “angenommenen” Original geschaffen, also ohne Beweisgrundlage und mit viel dichterischer Freiheit.
Z: Aber den Besuchern erzählt man, dies sei die Original-Gaskammer.
R: Zumindest bis vor kurzem wurde ihnen suggeriert, diese sei echt.
Z: Frei nach dem Motto: Man log, man lügt, man wird weiter lügen…
Z': Ich kann nicht erkennen, was an einer Rekonstruktion verwerflich sein könnte.
R: Verwerflich ist sie dann, wenn sie sich nicht an Beweisen orientiert, sondern, wie hier zugegeben, an propagandistischen Vorgaben. Ob und inwieweit diese sogenannte “Rekonstruktion” authentisch ist, wollen wir später untersuchen. Mir dient dies hier nur als Vorbereitung auf das, was dann im Frühjahr 1996 in Frankreich passierte. Wie schon erwähnt, war Prof. Robert Faurisson mit seinem kritischen Forschungsansatz in Frankreich recht erfolgreich. Jean-Claude Pressac zum Beispiel empfand Faurissons Argumente als eine Herausforderung, die ihn zu seinen eigenen Studien anspornten. Der Leuchter-Bericht und alle danach erstellten forensischen Untersuchungen, die wir später besprechen werden, waren direkte Folgen von Faurissons Aktivitäten. Erich Conans Geständnisse sind im Wesentlichen Zugeständnisse an Feststellungen, die Faurisson seit Jahrzehnten gemacht hat.
Im Januar 1996 geschah dann in Frankreich das Undenkbare: Von zwei berühmten französischen Persönlichkeiten der politischen Linken bekannte sich die erste auf einmal öffentlich zum Holocaust-Revisionismus, und die zweite verlangte zumindest Redefreiheit für die Revisionisten.
Als erste der beiden meldete sich Roger Garaudy zu Wort, der in den 60er und 70er Jahren einer der aktivsten französischen Kommunisten war. Er hatte anno 1995 in einem linken Verlag, der zuvor auch Schriften von Faurisson veröffentlicht hatte, ein Buch über die Gründungsmythen der israelischen Politik veröffentlicht. In einem Abschnitt dieses Buches behandelt Garaudy den Holocaust, und zwar aus einer vollständig revisionistischen Perspektive.[29] Als Garaudy wegen seines Buches massiv angegriffen wurde, stellte sich ihm Henri Grouès im April desselben Jahres offen zur Seite. Grouès ist bekannt als Abbé Pierre, ein vormaliger Widerstandskämpfer während des Zweiten Weltkriegs und ein katholischer Pfarrer, der über Jahrzehnte hinweg einer der populärsten Persönlichkeiten Frankreichs war. Über Monate hinweg beherrschte das Bekenntnis Garaudys zum Revisionismus und Abbé Pierres Bestehen auf Redefreiheit für seinen Freund die Medien Frankreichs (vgl. Faurisson 1997a). Am 27. Juni verkündete die Titelseite der französischen Wochenzeitschrift L’Evénement du Jeudi gar lauthals:

Abb. 4: Roger Garaudy, Jahrgang 1913, war in der Vergangenheit einer der führenden Kommunisten Frankreichs. Er konvertierte vor einigen Jahren zum Islam.
“Holocaust – Der Sieg der Revisionisten”
R: Dieser Sieg wird freilich als eine Katastrophe dargestellt. Tatsächlich konnte von einem Sieg keine Rede sein, denn es wurden lediglich Behauptungen über die Revisionisten aufgestellt mit den üblichen Übertreibungen, Verzerrungen und Lügen. Die Revisionisten selbst kamen nirgends zu Wort, sondern erlebten eine erneute Steigerung der Verteufelung und des Meinungsterrors gegen sie.
Im Rest der Welt wurde die Affäre allerdings weitgehend totgeschwiegen, die mit dem Widerruf Abbé Pierres endete (La Croix, 23.7.1996).
Z: Wurden die zwei je rechtlich verfolgt?
R: Abbé Pierre nicht. Aber Roger Garaudy wurde zu einer Geldstrafe von 160.000 FF (ca. EUR 25.900) und einer Freiheitsstrafe von 9 Monaten auf Bewährung verurteilt.[30] Das hinderte Garaudy aber nicht, sein Buch auch in anderen Sprachen zu veröffentlichen, wovon insbesondere die arabische Ausgabe einen riesigen Erfolg feiern konnte, wie man sich vorstellen kann. Garaudys Buch wurde dort in Millionenauflagen verkauft, und er wurde dort von den großen Massenmedien interviewt und als Held und Märtyrer porträtiert.

Abb. 6: Der Abt Henri Grouès, genannt Abbé Pierre, Jahrgang 1912, entstammt einer reichen Familie. Er unterstützte nach dem Krieg als Angehöriger der Nationalversammlung die Politik der Säuberung von Personen der Vichy-Regierung. 1949 gründete er die Vereinigung Emmaus zur Unterstützung Besitzloser. Als solcher wurde er in Frankreich als eine Art “Mutter Theresa” bekannt. Er wurde wiederholt von Vereinigungen der extremen Linken eingespannt und bekämpft seit einigen Jahren die Front National von Jean Marie Le Pen.
Z: Demnach hat Garaudy nicht widerrufen.
R: Nein, ganz im Gegenteil. Gewisse Naturen blühen erst auf, wenn sie sich zu Unrecht verfolgt sehen. Garaudy scheint auch dazu zu gehören.
Die Affäre Garaudy/Abbé Pierre hatte allerdings Auswirkungen, die man an der Oberfläche zunächst nicht erkennen konnte. Der französische Historiker und Revisionisten-Gegner Jacques Baynac brach zum Beispiel am 2.9.1996, also etwas über zwei Monate nach Ende der Affäre, sein Schweigen. In einer kenntnisreichen Studie über den Revisionismus schrieb er, der vergangene Skandal habe “die Atmosphäre zu Gunsten der Revisionisten geändert”, während unter ihren Gegnern Ratlosigkeit, Bestürzung und Entsetzen herrsche. Er prangerte an, dass die Historiker sich bisher vor der revisionistischen Herausforderung gedrückt und das Thema stattdessen dem Amateurhistoriker Jean-Claude Pressac überlassen hätten (1996a&b, vgl. Faurisson 1997c):
“Für den wissenschaftlichen Historiker stellt eine Zeugenaussage nicht wirklich Geschichte dar. Sie ist ein Objekt der Geschichte. Und eine Zeugenaussage wiegt nicht schwer; viele Zeugenaussagen wiegen nicht viel schwerer, wenn kein solides Dokument sie abstützt. Das Postulat der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung, so könnte man ohne große Übertreibung sagen, lautet: Kein(e) Papier(e), keine nachgewiesenen Tatsachen […].
Entweder man gibt den Vorrang des Archivs auf, und in diesem Fall muss man die Geschichte als Wissenschaft disqualifizieren, um sie sogleich neu als Kunst einzustufen. Oder aber man behält den Vorrang des Archivs bei, und in diesem Fall muss man zugeben, dass der Mangel an Spuren das Unvermögen nach sich zieht, die Existenz der Menschentötungsgaskammern direkt zu beweisen.”

Abb. 7: Jacques Baynac, Historiker und Romancier, zwei sich offenbar auf dem Gebiet der Zeitgeschichte häufig ergänzende Berufe.
R: Nun aber zurück zu unserem Freiwilligen, der Pressacs Buch auf technische Zitate oder Berechnungen durchgesehen hat. Was haben Sie gefunden?
Z: Ähh, ehrlich gesagt gar nichts.
R: Kein einziges Zitat technischer Literatur?
Z: Nein.
R: Auch keine Berechnungen?
Z: Nun, ich konnte ja nicht das ganze Buch nochmals durchlesen, aber beim Durchblättern ist mir keine Berechnung aufgefallen, die ja von der Gestaltung üblicherweise anders aussieht als normaler Fließtext.
R: Gut. Das Ergebnis überrascht mich nicht, denn genau das ist es, was Pressacs Werke ausmacht: Über sie wird behauptet, sie griffen die technischen Argumente der Revisionisten auf und widerlegten sie, aber wenn man sich die Dinge näher anschaut, so wird offenbar, dass sie diesem Anspruch nicht gerecht werden. Tatsächlich ist sein Buch voll mit unbegründetem Gerede und unfundierten Spekulationen.
Mit anderen Worten: Der von Medien und etablierten Historikern als der technische Experte für Auschwitz hochgejubelte Jean-Claude Pressac stellt sich bei näherer Betrachtung als Scharlatan heraus.[31]
Das Establishment muss sich schließlich bewusst geworden sein, dass die Verwendung pseudo-revisionistischer Methoden in dem Versuch, die Revisionisten zu widerlegen, nach hinten losgehen muss, da man damit lediglich die revisionistischen Methoden als legitim anerkennt. Dies ist genau das, was Robert Redeker, ein eingefleischter Revisionisten-Feind, über Pressacs Bedeutung ausgeführt hat:
“Der Revisionismus ist keine Theorie wie jede andere, er ist eine Katastrophe. [...] Eine Katastrophe ist ein Epochenwechsel. [...] Der Revisionismus markiert das Ende eines Mythos. [...] er zeigt das Ende unseres Mythos an. […]” (Redeker 1993a)
“Weit davon entfernt, die Niederlage der Revisionisten zu besiegeln, bestätigt das Buch von Herrn Pressac ‘Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes’ ihren paradoxen Triumph: Die scheinbaren Sieger (diejenigen, die das Verbrechen in seinem ganzen schrecklichen Umfang bestätigen) sind die Besiegten, und die scheinbaren Verlierer (die Revisionisten und mit ihnen die Verneiner) setzen sich endgültig durch. Ihr Sieg ist unsichtbar, aber unbestreitbar. [...] Die Revisionisten stehen im Zentrum der Debatte, setzen ihre Methoden durch, befestigen ihre Hegemonie.” (Redeker 1993b)
R: Der Herausgeber der Zeitschrift, in der die obigen Worte Redekers abgedruckt wurden, der eifrige Holocaust-Mäzen Claude Lanzmann, äußerte sich im gleichen Jahr ähnlich (Lanzmann 1993):
“Selbst zu deren Widerlegung werden die Argumente der Revisionisten somit legitimiert, die zum Bezugspunkt aller werden. Die Revisionisten besetzen das ganze Gelände.”
R: Als Ergebnis dessen wurde Pressac von der Orthodoxie zunehmend als unsicherer Kantonist und potentieller Rückfallstäter angesehen, so dass man ihn zusehends mied. Als er im Jahr 2003 starb, fand dies in den Massenmedien keinen Widerhall.
2.4. Gaskammern im Altreich
R: Während des Internationalen Militärtribunals in Nürnberg (IMT) führte Sir Hartley Shawcross, Chefankläger Großbritanniens, am 26.7.1946 aus (IMT, Bd. 19, S. 434):
“Mord durchgeführt wie irgendeine Massenproduktion in den Gaskammern und den Öfen von Auschwitz, Dachau, Treblinka, Buchenwald, Mauthausen, Maidanek und Oranienburg [=Sachsenhausen].”
R: Derartige Behauptungen vom Massenmord in Menschengaskammern in diesen Lagern basieren auf Zeugenaussagen wie jener von Charles Hauter, der im Lager Buchenwald inhaftiert war (Faculté… 1954, S. 525f.):
“Wenn es um Vernichtung ging, wimmelte es nur so von einer Maschinenbesessenheit. Da diese recht schnell vonstatten zu gehen hatte, war eine besondere Art der Industrialisierung erforderlich. Die Gaskammern erfüllten diese Notwendigkeit auf sehr unterschiedliche Weise. Einige recht ausgeklügelte Konzepte wurden von Pfeilern aus porösem Material abgestützt, in denen sich das Gas bildete und dann durch die Wände sickerte. Andere waren strukturell einfacher. Aber alle waren üppig in der Erscheinung. Es war einfach zu erkennen, dass die Architekten sie mit Genuss entworfen, ihnen große Aufmerksamkeit geschenkt und ihnen all die Mittel ihrer ästhetischen Sinne hatten zukommen lassen. Dies waren die einzigen Teile des Lagers, die wirklich mit Liebe gebaut worden waren.”
R: In einem offiziellen Dokument war die französische Regierung ganz besonders fantasievoll mit ihrer Beschreibung der angeblichen Gaskammern von Buchenwald:[32]
“Bis ins kleinste Detail war an alles gedacht worden. 1944 hatten sie in Buchenwald sogar die Bahngleise verlängert, damit die Deportierten direkt zur Gaskammern geführt werden konnten. Bestimmte [Gaskammern] hatten einen Boden, der abkippte und die Leichen sofort in den Raum mit dem Krematoriumsofen leitete.”
Z: Aber haben Sie im Kapitel “Kommunisten vor!” nicht erläutert, dass es im Lager Buchenwald gar keine Gaskammer gab?
R: Das ist ganz richtig, und alle Historiker sind sich heute darin auch einig. Aber während der unmittelbaren Nachkriegszeit lagen die Dinge ein wenig anders. Ein weiteres Beispiel ist das Geständnis von Franz Ziereis, dem letzten Kommandanten des Lagers Mauthausen, der bei Kriegsende drei Bauchschüsse erhielt, jedoch nicht etwa in ein Lazarett verfrachtet wurde sondern statt dessen von einem vormaligen Mauthausen-Häftling, Hans Marsalek, vernommen wurde, während er langsam verblutet. In diesem “Sterbebett-Geständnis” soll Ziereis laut Marsalek Folgendes ausgeführt haben:[33]
“SS-Gruppenfuehrer Gluecks gab die Anordnung, schwache Haeftlinge als Geisteskranke [sic] zu bezeichnen und jene in eine [sic] Anlage, die in [sic] Schloss Hartheim bei Linz vorhanden war, mit Gas umzubringen.
Dort wurden ungefaehr 1-1½ Millionen Menschen umgebracht.”
Z: Wer nimmt denn ein “Geständnis” ernst, das von einem tödlich verwundeten Mann abgegeben wurde, der am verbluten war und dem nicht nur jede Hilfe verweigert wurde, sondern der zudem von einem seiner vormaligen Häftlinge “vernommen” wurde?
R: Nun, heutzutage nimmt das niemand mehr wirklich ernst. Aber gleich nach dem Kriege und während des Nürnberger Militärtribunals wurden derlei Geständnisse ernst genommen (IMT, Bd. 11, S. 331f.). Der Raum in Schloss Hartheim, der heute als Gaskammern ausgewiesen wird, hat eine Grundfläche von etwa 28 m² (Marsalek 1988, S. 26).
Z: Wie bitte? Eine Million Menschen oder mehr ermordet in einer winzigen Kammer in einem Schloss?
R: Ja, das sind weit mehr Menschen, als jemals auch nur in die Nähe des Lagerkomplexes Mauthausen kamen.
Es dauerte 15 Jahre, bevor diese ungeheuerlichen Behauptungen öffentlich hinterfragt wurden. Anfang der 1960er Jahre ging ein Sturm durch Deutschlands Medien: Ein rechter Aktivist hatte öffentlich die Existenz von Menschengaskammern im Konzentrationslager Dachau in Frage gestellt, obwohl doch jeder Besucher diese Gaskammer in Dachau besichtigen konnte. Die Journalisten waren empört, der Ruf nach dem Kadi wurde laut (Kern 1968, S. 91-100). Aber daraus wurde nichts, unter anderem, weil sich die deutsche Geschichtsschreibung damals selbst nicht ganz sicher war. Im Zuge der damaligen Auseinandersetzung schrieb zum Beispiel Martin Broszat vom bundeseigenen Institut für Zeitgeschichte – er wurde später zum Leiter dieses Instituts – einen Leserbrief an die Wochenzeitung Die Zeit, in dem es hieß (19.8.1960; vgl. Abb. 167 im Anhang, S. 583):
“Weder in Dachau noch in Bergen-Belsen noch in Buchenwald sind Juden oder andere Häftlinge vergast worden. Die Gaskammer in Dachau wurde nie ganz ‘fertiggestellt’ und in Betrieb genommen. Hunderttausende von Häftlingen, die in Dachau oder anderen Konzentrationslagern im Altreichsgebiet umkamen, waren Opfer vor allem der katastrophalen hygienischen und Versorgungszustände […]. Die Massenvernichtung der Juden durch Vergasung begann 1941/1942 und fand ausschließlich an einigen […] Stellen, vor allem im besetzten polnischen Gebiet (aber nirgends im Altreich) statt: in Auschwitz-Birkenau, in Sobibor am Bug, in Treblinka, Chelmno und Belzec.
Dort, aber nicht in Bergen-Belsen, Dachau oder Buchenwald, wurden jene als Brausebäder oder Desinfektionsräume getarnten Massenvernichtungsanlagen errichtet […].
Dr. Martin Broszat, Institut für Zeitgeschichte, München”
Z: Was heißt denn Altreich?
R: Das ist Deutschland in den Grenzen vom 31.12.1937, also vor dem Anschluss Österreichs, des Sudetenlandes und des Memelgebiets.
Z: Broszat widerspricht sich hier doch selbst: Wenn in Dachau keine Massenvernichtungsanlage gebaut wurde, wie kann er dann zugleich sagen, die Massenvernichtungsanlage in Dachau sei nie fertiggestellt worden?
R: Dieser innere Widerspruch ist geradezu symbolisch für die Uneinigkeit unter den Historikern bezüglich dieser Frage. Aber Broszat stand mit dieser Ansicht nicht alleine. Am 24.1.1993 schloss sich kein geringerer als der berühmte Nazi-Jäger Simon Wiesenthal Broszats Ansicht an, als er in einem Leserbrief an die US-Zeitschrift Stars and Stripes schrieb (siehe S. 583):
“Es ist wahr, dass es auf deutschem Boden keine Vernichtungslager gab und somit keine Massenvergasungen wie jene, die in Auschwitz, Treblinka oder anderen Lagern stattfanden. In Dachau war eine Gaskammer im Bau befindlich, aber sie wurde nie fertiggestellt.”
R: Beide widersprechen hier allerdings anderen Forschern, so zum Beispiel jenen bereits erwähnten Werken aus den Jahren 1983 (Kogon u.a.) und 2011 (Morsch/Perz), die vom Establishment als die kompetentesten Fachautoritäten in dieser Frage angesehen werden.
Z: Hatten wir Kogon nicht gerade als durch Rassinier bloßgestellten Propagandisten kennengelernt?
R: Wir könnten uns den Hintergrund aller beitragenden Autoren zu diesen Büchern anschauen, was enthüllend wäre, aber letztendlich zählen nicht politische oder religiöse Zugehörigkeiten sondern Sachargumente. Bleiben wir also bei den Fakten. Tatsache ist, dass in beiden Büchern behauptet wird, es habe in den Altreich-Lagern Neuengamme, Sachsenhausen und Ravensbrück Gaskammern gegeben, in denen Hunderte oder gar Tausende Opfer von Vergasungen geworden sein sollen.[34] Während also diese Autoren behaupten, Massenvernichtungsanlagen seien in Lagern des Altreiches eingerichtet worden, behauptete ein Forscher von Deutschlands offiziellem Institut für Zeitgeschichte, keine derartigen Anlagen seien jemals in diesen Lagern errichtet worden. Beides kann nicht stimmen.
Bezüglich Dachau gehen Kogon und Kollegen. zwar von der Existenz einer Gaskammer aus, schreiben jedoch einschränkend (Kogon 1983, S. 277):
“Ob im Konzentrationslager Dachau Tötungen durch Giftgas vorgenommen wurden, ist bis heute nicht schlüssig nachgewiesen.”
R: Dies hat sich auch 28 Jahre später nicht geändert, denn der Beitrag über Dachau im Werk von Morsch/Perz erwähnt an vier Stellen, dass es keine Beweise für die Verwendung dieser angeblichen Gaskammer gebe (2011, S. 338, 338f., 340, 341).
Tatsache ist ferner, dass ein jeder in den Museen der ehemaligen Lager Sachsenhausen, Dachau und Ravensbrück die Stellen besichtigen kann, wo sich die Gaskammern befunden haben sollen. Im KL Dachau wird die Gaskammer sogar im angeblichen Originalzustand gezeigt.
Z: Wieso angeblich?
R: Es gibt keine Dokumentation darüber, die beweist, dass der heutige Zustand dem Original entspricht. Zudem soll diese angebliche Gaskammer, wie soeben zitiert, nie fertig gestellt worden sein. Aber sie scheint heute fertig zu sein. Wer hat sie also fertig gestellt?
Im KL Ravensbrück gibt es lediglich eine Erinnerungsplakette, vgl. Abbildung 8.
Z: Es herrscht also Einigkeit darüber, dass einige der bei Kriegsende von Zeugen behaupteten Gaskammern, wie etwa jene von Buchenwald, nie existiert haben. Und ihre Existenz in anderen Lagern auf dem Gebiet des Altreiches wird ebenso angefochten.
R: Richtig, obwohl in der orthodoxen Geschichtsschreibung seit den 1980er Jahren die Tendenz vorherrscht, die Behauptung aufrecht zu halten, dass es diese Gaskammern tatsächlich gab. Man stelle sich bloß vor, was passieren würde, wenn allgemein zugegeben würde, dass es in jenen Lagern keine Gaskammern gab. Dies würde logischerweise das Eingeständnis beinhalten, dass viele Zeugen gelogen haben und dass die Schlussfolgerungen von Regierungsbeamten, Strafrichtern und Untersuchungskommissionen falsch waren. Wie könnte man sich dann noch der Flut von Zweifeln erwehren, die sich aufgrund des Eingeständnisses eines solchen Großbetruges zwangsläufig ergeben würde? Wie könnte man da noch die Behauptung aufrecht erhalten, dass es in den östlichen Lagern in Polen Gaskammern gegeben hat, für die die Beweislage genauso wackelig ist wie für jene Lager im Altreich, wie wir später noch sehen werden?
Um also einen revisionistischen Erdrutsch zu verhindern, muss das Dogma um jeden Preis und in all seinen Facetten aufrechterhalten werden, auch wenn sie noch so dubios sind.
2.5. Gaskammer-Fälschung in Sachsenhausen
R: In Sachsenhausen, einem nördlichen Vorort Berlins, wurden die Fundamente eines Gebäudes ausgegraben, in dem ein Raum als Gaskammer gedient haben soll.
Z: Wer hat denn die Gaskammern abgerissen?
R: In Sachsenhausen tat dies 1952 die ostdeutsche kommunistische Volkspolizei.[35]
Z: Mit anderen Worten: Die haben das einzige überzeugende Beweismittel vernichtet, mit dem sie die abgrundtiefe Bosheit des Nazis und die Richtigkeit ihrer Behauptungen hätten beweisen können?
R: Genau.
Z: Das glaube, wer will. Die haben wohl eher Beweise ihrer eigenen Boshaftigkeit vernichtet.
R: Welche Beweise da auch immer vernichtet wurden: sie sind verschwunden und können daher als Beweis für gar nichts mehr herhalten. Der deutsche Historiker Prof. Dr. Werner Maser hat darauf hingewiesen, dass die Beweise für die Existenz der Gaskammer in Sachsenhausen auch aus anderen Gründen recht fragwürdig sind. Er zitiert aus dem Prozessprotokoll des sowjetischen Militärgerichtshofes von 1947, aus dem hervorgeht, dass die dortigen Angeklagten vor dem Verfahren dermaßen gedrillt wurden, dass sie schließlich bei ihren Aussagen vor Gericht mit Begeisterung und Stolz ihre Massenmorde an Häftlingen gestanden (Maser 2004, S. 355f.). Solch ein Verhalten der Angeklagten ist nur vorstellbar, wenn sie zuvor entsprechend gehirngewaschen worden waren.

Abb. 9: Gedenktafel in den Überresten des ehemaligen Hygienegebäudes des vormaligen KL Sachsenhausen mit “Gaskammer und Genickschussanlage”, so die Gedenktafel.
Z: Heißt das, dass sie gefoltert wurden?
R: Nicht unbedingt physisch, aber zumindest sehr wohl psychisch. Während des Nürnberger Tribunals behauptete der sowjetische Chefankläger Smirnow, in diesem Lager seinen 840.000 russische Kriegsgefangene getötet worden (IMT, Bd. 7, S. 586, 19.2.1946). Ihm muss klar gewesen sein, dass er lügt, da die Sowjets die Sterbebücher des Lagers sichergestellt hatten, in denen die in den Jahren 1940-1945 verstorbenen 20.000 Häftlinge namentlich verzeichnet sind.[36]
Im Juni 1945 verfasste eine sowjetische Kommission einen Bericht über die angebliche Menschengaskammer, die eine Grundfläche von nur 8.3 m² gehabt haben soll.
Z: 840.000 getötete Gefangene auf 8.3 m².
R: Nun, Smirnow behauptete nicht, sie seien alle vergast worden.
Was die Sowjets in ihrem Gutachten mit dieser angeblichen Menschengaskammer tatsächlich beschrieben hatten war eine Entwesungskammer zur Tötung von Läusen, wie sie in fast allen Lagern der Ära des Dritten Reiches installiert war. Das erklärt freilich die Kleinheit dieses Raumes, da man nur Kleidung in diese Entlausungsgaskammer steckte.
Z: Demnach verbreiteten die Sowjets die Lüge, bei der Entlausungskammer in Sachsenhausen habe es sich um einen Menschengaskammer gehandelt.
R: Genau. Maser legt auch nahe, dass Aussagen ehemaliger Insassen zur Gaskammer in Sachsenhausen genauso wenig glaubwürdig seien (Maser 2004, S. 356). In Harry Naujoks Buch Mein Leben im KZ Sachsenhausen 1936-1942 steht auf Seite 322:
“Im März 1943 wurde in der ‘Station Z’ eine Gaskammer eingerichtet.”
Z: Wenn Naujoks nur bis 1942 im KZ saß, woher weiß er dann, was dort 1943 eingebaut wurde?
R: Eine wahrlich scharfsinnige Frage. Das Buch wurde 1987 nach Naujoks Tod im Pahl-Rugenstein Verlag herausgebracht, und zwar laut Impressum “bearbeitet von Martha Naujoks und dem Sachsenhausenkomitee für die BRD”.
Z: Demnach wurde dies vom Komitee oder von Naujoks Witwe eingefügt?
R: Davon darf man wohl ausgehen. Das Sachsenhausen-Komitee war und ist, wie so ziemlich alle Organisationen ehemaliger Lagerinsassen, dominiert von Kommunisten und anderen Linksradikalen, genauso wie der Verlag Pahl-Rugenstein in Köln bekannt ist für die Herausgabe linksradikaler Literatur.
Z: Meinen Sie nicht, Sie betreiben hier Propaganda gegen links?
R: Durchaus nicht, zumal ich ja keine Wertung abgebe. Es darf und sollte aber dennoch darauf hingewiesen werden, aus welcher politischen Ecke diese Literatur kommt. Das ist im Übrigen die gleiche Ecke, aus der auch die erste revisionistische Literatur von Paul Rassinier kam.
Das Problem der Gaskammer von Sachsenhausen wird kitzelig, wenn man hinzufügt, dass es Zeugenaussagen deutscher Soldaten gibt, die 1945 von den Sowjets im KL Sachsenhausen gefangen gehalten und dazu gezwungen wurden, für Propagandazwecke eine Gaskammer sowie eine Genickschussanlage zu bauen. Der wichtigste dieser Zeugen ist Oberst a.D. Gerhart Schirmer (Schirmer 1992, S. 49f.):
“Und warum ließen alliierte Sieger erst nach dem Kriege Gaskammern in den ehemaligen KLs einbauen? So unter anderem die Amerikaner in Dachau. Hat dafür einer nur eine plausible Erklärung? Jedenfalls hatte ich persönlich das ‘Vergnügen’, im russischen Lager Oranienburg (Sachsenhausen) im November 1945 eine – bis dahin nicht vorhandene – Gaskammer und Erschießungsanlage mit anderen Häftlingen zusammen einzubauen.”
Z: Womit wohl klar gestellt wäre, warum die Kommunisten die Gaskammer 1952 abrissen.
R: Die Sache ist etwas komplexer. Maser hat darauf hingewiesen, dass die sowjetischen Lagerpläne des KL Sachsenhausen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit keine Gaskammer aufweisen, weshalb die Aussagen Schirmers und seiner Kameraden in Zweifel gezogen werden könne (Maser 2004, S. 356, 358-361).
Z: Aber wurde das KL Sachsenhausen nicht nach dem Kriege von den Sowjets selbst als KZ für Dissidenten weiter verwendet?
R: Ganz richtig, und die Bedingungen dort sollen sogar schlimmer gewesen sein als unter den Nationalsozialisten (vgl. Maser 2004, S. 358; Agde 1994; Preissinger 1991).
Z: Demnach dienten die Lagerpläne der Sowjets nicht unbedingt der Propaganda, sondern wohl eher der Verwaltung des Lagers. Und wenn die Sowjets wussten, dass es keine Gaskammern gab, so dürfte es nicht verwundern, dass sie die Fälschung nicht in ihre ernsthaften Pläne eintrugen.
R: Jedenfalls wird man davon ausgehen dürfen, dass eine tatsächlich vor Kriegsende im KL Sachsenhausen bestehende Gaskammer in allen Plänen eingezeichnet und auch von den Sowjets oder ihren ostdeutschen Lakaien nicht abgerissen worden wäre. Der Abriss des Krematoriumsgebäudes, in dem sich die Gaskammern befunden haben soll, muss wohl im Zusammenhang mit der Spurenvernichtung kommunistischer Verbrechen im Nachfolge-KL Sachsenhausen gesehen werden.
Schirmers Aussage wirft ein anderes Problem auf, das ich in der vierten Vorlesung behandeln möchte: Sie ist nämlich an sich nicht glaubhafter als die Aussagen anderer, ihm widersprechender Zeugen. Es ist kaum möglich, Zeugenaussagen durch andere Zeugenaussagen überzeugend zu widerlegen.
Z: Aber die Aussagen sind doch qualitativ nicht gleichwertig. Zumindest hat Schirmer seine Aussage nicht unter Zwang abgegeben oder nach einer Gehirnwäsche, und er scheint auch keiner ideologischen Versuchung ausgesetzt gewesen zu sein.
R: Keiner linken, aber womöglich einer rechten, zumal er ja Soldat des Dritten Reiches war.
Z: War Schirmer ein Nazi?
R: Das weiß ich nicht. Er kam bei Kriegsende als Oberstleutnant in sowjetische Kriegsgefangenschaft, diente aber später treu in der Bundeswehr, wo er letztlich bis zum Oberst aufstieg. Das bedeutet wohl, dass er laut Ansicht seiner Vorgesetzten, also letztlich der Bundesregierung, als verfassungstreuer Staatsdiener angesehen wurde. Allerdings änderte sich die Ansicht der Bundesbehörden radikal, nachdem Schirmer seine Aussage veröffentlicht hatte: Auf Beschluss des Amtsgerichts Tübingen wurde gegen Schirmer und dessen Verleger ein Strafverfahren wegen “Volksverhetzung” eingeleitet und seine Schrift eingezogen, das heißt: sie wurde dem Müllverbrennungsofen anheim gegeben.[37]
Z: Mit welcher Begründung denn?
R: Wegen Schirmers Aussage, die in Lagern im Altreich behaupteten Gaskammern seien erst nach dem Kriege von unseren Befreiern erbaut worden.
Z: Die Quintessenz des Ganzen ist demnach, dass die bundesdeutschen Behörden heute mit dem Strafgesetz jene geschichtlichen “Wahrheiten” verteidigen, die durch die Stalinisten sowjetischer und deutscher Machart nach Kriegsende per Folter, Gehirnwäsche, Schauprozesse und Fälschungen in die Welt gesetzt wurden.
R: Zum Verhalten deutscher Behörden kommen wir später. Tatsache ist, dass Schirmer seine Aussage trotz Drohungen der Strafverfolgungsbehörden veröffentlichte. Diese Umstände haben ihn bestimmt nicht ermutigt, seine Aussage zu machen. Prof. Maser jedenfalls hält Schirmers Aussage für glaubhaft (Maser 2004, S. 358):
“Daß die Sowjets die Gaskammer im Herbst 1945 bauen ließen, hing offensichtlich mit den in aller Welt veröffentlichten und diskutierten maßlos überhöhten Behauptungen der sowjetischen Anklagebehörde während des eben beendeten Nürnberger Prozesses über die Zahl der in den Lagern ermordeten Häftlinge zusammen. Schon unmittelbar nach der Einnahme Sachsenhausens hatten sie einen gefangenen SS-Offizier gezwungen, in einem ‘Dokumentarfilm’[38] zu erklären, daß es im Lager eine Gaskammer gäbe. Was er unter massiven Drohungen als Gaskammer vorzeigen mußte, hatte allerdings mit einer Gaskammer nichts zu tun.”
Z: Der Nürnberger Prozess endete doch erst 1946.
R: Richtig. Maser stellt hier die Chronologie auf den Kopf. Tatsächlich wurden die Sowjets vom amerikanischen Pressewirbel um die angebliche Menschengaskammer in Dachau unter Zugzwang gestellt, der seit der Einnahme dieses Lagers durch die Amis im Frühjahr 1945 für Aufsehen sorgte.
2.6. Klarheit über Dachau
R: Deshalb nun zu Dachau, wo die Gaskammer heute noch gezeigt wird. Bis vor kurzem hatte die dortige Museumsverwaltung ein Schild in der “Gaskammer” aufgestellt, auf dem in mehreren Sprachen zu lesen stand (vgl. Abb. 10):
“Gaskammer getarnt als ‘Brausebad’ – war nie in Betrieb.”
R: Später wurde das Schild durch eine Erklärung im Auskleideraum ersetzt, in der es heißt:
“Gaskammer – Hier befand sich das Zentrum des möglichen[sic!] Massenmordes. Der Raum wurde zur Tarnung als ‘Brausebad’ bezeichnet und mit Duschköpfen ausgestattet, die Attrappen waren. Damit wollte man die Opfer irreführen und verhindern, dass sie sich weigerten, den Raum zu betreten. Bis zu 150 Menschen konnten gleichzeitig in einem Zeitraum von 15 bis 20 Minuten mit Blausäure-Giftgas (Zyklon ‘B’) erstickt werden.”
R: Auf diese Weise legen sich die Verantwortlichen des Museums nicht fest bezüglich der Frage, ob dort ein Massenmord tatsächlich stattgefunden hat.
Z: Aber sie machen wahrlich den Eindruck, als hätten die Nazis sowohl die feste Absicht als auch das vollendete Werkzeug für den Massenmord gehabt, und wenn es nicht geschah, so nur aufgrund irgendeines glücklichen Zufalls. Aber stimmt diese Behauptung? Ist das, was man uns in Dachau zeigt, wirklich das, was man behauptet? Welche verifizierbaren Argumente habe die denn für die Behauptung, dies sei eine Menschengaskammer gewesen? Und dass sie so, wie es den Touristen heute gezeigt wird, auch authentisch ist und nicht etwa irgendeine Nachkriegskonstruktion wie in Auschwitz?
R: Wir wollen dafür die uns bisher zugänglichen Beweise Revue passieren lassen. Behauptungen bezüglich einer Menschengaskammern im Lager Dachau kamen erst kurz nach der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner auf. Diese angebliche Gaskammer wurde am 7.5.1945 von einem US-Untersuchungsteam unter David Chavez beschrieben. Gaskammervorwürfe wurden während der Voruntersuchungen zum Ende 1945 durchgeführten US-Strafverfahren gegen 40 Angeklagte in Dachau häufig gemacht, aber während des Verfahrens selber wurde diese Anschuldigung aufgegeben (Leuchter u.a. 2014, S. 218-224). Die Gaskammerbehauptung tauchte jedoch anno 1946 während des Nürnberger Tribunals wieder auf, zusammen mit dem umgeschriebenen Bericht des oben erwähnten, von General Eisenhower beauftragten Untersuchungsteams von Chavez (vgl. ebd., S. 147). Diese Behauptung wurde abgestützt durch die Aussage des Zeugen Dr. Franz Blaha, eines tschechischen Arztes, der in Dachau interniert war und als einziger Zeuge je vor Gericht behauptete, es sei in Dachau zu Vergasungen gekommen (IMT, Bd. 32, S. 62). Als Dr. Blaha während des IMT aussagte, entzog das Gericht einem Verteidiger das Wort, als dieser Dr. Blaha näher zur Sache befragen wollte (IMT, Bd. 5, S. 194).
Z: Es kam somit zu keinem Kreuzverhör?
R: Zumindest nicht bezüglich Blahas Gaskammer-Behauptungen. Die blieben einfach undiskutiert im Raume stehen.
Z: Und das IMT konnte eine Zeugenbefragung einfach unterbinden, wenn es peinlich zu werden drohte?
R: So war es. Wir werden später noch auf die seltsamen Beweisregeln der Nachkriegsprozesse eingehen. Als Randnotiz sei darauf hingewiesen, dass Teile der etablierten Literatur bisweilen davon ausgehen, die Dachauer Häftlinge, die beim Bau dieser Anlage beschäftigt waren, hätten drei Jahre lang durch Trödelei verhindert, dass die Gaskammer vor Kriegsende in Betrieb genommen werden konnte.[39]
Z: Woher wussten die Häftlinge denn, woran sie da arbeiteten?
R: Na, wenn dies eine Gaskammer werden sollte, so wird ihnen die SS das wohl kaum auf die Nase gebunden haben. Es mag höchstens Gerüchte gegeben haben, die freilich auch falsch gewesen sein können.
Z: Wenn es den Häftlingen gelang, drei Jahre lang den Bau einer Anlage zu verzögern, beweist das dann nicht, dass Dachau ein Ferienlager war, wo die Häftlinge ohne Bestrafung nach Belieben rumtrödeln konnten?
R: Vorsicht! Mit solchen Spekulationen machen Sie sich strafbar! Tatsache ist, dass wir es in Dachau mit der einzigen bis heute erhaltenen angeblichen Gaskammer in einem Lager auf dem Gebiet des Altreiches zu tun haben. Es bietet sich daher die Gelegenheit, zu dieser ausführlichere, auch forensische Untersuchungen durchzuführen.
Z: Was meinen Sie damit?
R: Ich meine damit konkret die technische oder, wenn Sie so wollen, gerichtsmedizinische Untersuchung dessen, was als Mordwaffe gedient haben soll. Es stellen sich etwa folgende Fragen: Kann der Raum, wie er heute besteht, zu dem Zweck gedient haben, der von Zeugen behauptet wird? Und wenn die Antwort ja lautet: Gibt es Spuren, die beweisen, dass diese Waffe wie bezeugt benutzt wurde? Es stellt sich zudem die Frage, ob sich die behauptete Waffe in ihrem Originalzustand befindet oder ob seit April 1945 Veränderungen vorgenommen wurden.
Ich darf in diesem Zusammenhang auf Folgendes kurz hinweisen:
Der oben erwähnte umgeschriebene Chavez-Bericht beschreibt die angebliche Gaskammer in Dachau wie folgt: 6 m × 6 m; Decke 3 Meter hoch; Gaseinlass durch Messing-Duschköpfe via Leitungen, die mit zwei Ventilen in der Außenwand verbunden waren, in die das Gas eingelassen wurde. Diese Fassung wurde in das Nürnberger Dokument 159-L aufgenommen (IMT, Bd. 37, S. 621).
Z: Moment mal! Das stimmt aber doch nicht mit dem überein, was man in Dachau findet. Dort gibt es heute nur zwei Klappen in der Außenwand, durch die Zyklon B eingeworfen worden sein soll. Von Ventilen zur Einleitung von Gas in irgendwelche Leitungen ist dort nichts zu sehen!
R: Richtig. In Ihnen verbirgt sich ein guter Kriminalbeamter! Zudem kann Zyklon B nicht durch Leitungen und Duschköpfe geleitet werden, da die Blausäure dieses Produkts nicht unter Druck steht. Die entsprechenden Aussagen dieser Untersuchungskommission und von Zeugen sind daher falsch.[40] Aber bevor wir die Fakten analysieren, lassen Sie mich meine Darstellung zuerst abschließen.
In einem Bericht des “Enemy Equipment Intelligence Service Team Number 1” vom Hauptquartiers der 3. US-Armee heißt es (Leuchter u.a. 2014, S. 191):
“Aufgrund der oben erwähnten Interviews sowie der eigentlichen Inspektion der Gaskammer von Dachau (sie wurde anscheinend nicht benutzt) vertritt der Unterzeichnete die Auffassung, dass die Gaskammer zum Zwecke der Hinrichtung ungeeignet war und dass darin niemals Versuche unternommen worden sind. Angesichts der Tatsache, dass den Alliierten von ehemaligen Insassen viele verlässliche Angaben über Malaria-, Luftdruck- und Kaltwasserversuche zugegangen sind, ist vernünftigerweise davon auszugehen, dass ähnliche Informationen vorliegen müssten, wenn solche Gasversuche durchgeführt worden wären.”
R: Hier wird ein Aspekt aufgegriffen, der heute oft übersehen wird: In Dachau wurden auf höheren Befehl hin bekanntlich medizinische Experimente an Häftlingen durchgeführt, die für die Kriegführung von Bedeutung waren, etwa die Suche nach Impfstoffen gegen verschiedene Krankheiten oder die Suche nach Mitteln und Wegen, abgeschossenen Fliegern oder schiffbrüchigen Matrosen das Überleben zu sichern, wenn sie in großer Höhe extrem niedrigem Luftdruck ausgesetzt waren bzw. wenn sie stundenlang in kaltem Wasser trieben.
Z: Sie bestreiten also diese Verbrechen nicht?
R: Nein. Die Vorgänge mögen bisweilen verzerrt und übertrieben worden sein, aber an der Tatsache solcher ethisch kaum zu rechtfertigenden Experimente zweifle ich nicht.
Z: Was heißt denn hier “kaum”?
R: Ich meine hier ethische Grenzfälle, etwa wenn in rechtsstaatlichen Verfahren zum Tode verurteilte Häftlinge die Wahl haben, entweder hingerichtet zu werden oder sich einem solchen Experiment zu unterziehen. Wenn sie es überlebten, so wurden sie aus der Haft entlassen. Das war zumindest anfangs die übliche Praxis. Das Problem ist freilich, wie ein Arzt im Dritten Reich wissen konnte, ob ein Häftling zu Recht zum Tode verurteilt worden war, und wie er wissen konnte, ob er sich wirklich freiwillig gemeldet hatte. Oder man denke nur an das Problem, dass es ethisch vertretbar erscheinen kann, einige wenige Menschenleben zu opfern, um eine Vielzahl anderer Leben zu retten, etwa bei der Suche nach Impfstoffen gegen Fleckfieber, woran damals Zigtausende starben.
Die Taten deutscher Ärzte jedenfalls wurden damals durch ein US-Tribunal bestraft, dessen Feststellungen aufgrund der damaligen, von Emotionen und Propaganda vergifteten Atmosphäre aber durchaus nicht sakrosankt sind. Ich werde später auf die Bedingungen dieser Prozesse näher eingehen. Dann wird klar werden, warum nicht alles, was heute als bewiesen gilt, weil es in diesen Prozessen “bewiesen” wurde, auch wahr sein muss. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es derartige Versuche gegeben hat. Und der hier zitierte Bericht spielt darauf an, dass es zu diesen Menschenversuchen nicht nur umfangreiche und, was den Kern der Materie betrifft, im Wesentlichen widerspruchsfreie Zeugenaussagen gibt, sondern zusätzlich viele Dokumente, welche die Tatsache dieser Versuche bestätigen. Anders verhält es sich hingegen bezüglich der angeblichen Dachauer Menschengaskammer und ihrer Verwendung. Dazu gibt es eben keine stützenden Dokumente und auch keine kohärenten Aussagen.
Doch zurück zu den Beweisen. In einem während des IMT gezeigten Propagandafilm hieß es:[41]
“Dachau – Fabrik des Schreckens. [...] Die Kleider der Gefangenen, die in der tödlichen Gaskammer erstickt worden waren, hingen in ordentlichen Reihen. Unter dem Vorwand, duschen zu gehen, wofür Handtücher und Seife ausgegeben worden waren, waren sie überredet worden, ihre Kleider auszuziehen. Dies ist das Brausebad. In dem Brausebad – die Gaseinlässe. An der Decke – die falschen Duschköpfe. Im Anlagenraum – die Einlass- und Auslassrohre. Druckschalter zur Regelung des Gaseinlasses und -auslasses. Ein Handventil zur Druckregelung. Zur Erzeugung des tödlichen Rauches wurde Cyanidpulver verwendet. Die Leichen wurden von der Gaskammer ins Krematorium gebracht.”
Z: Das ist wieder eine andere Beschreibung als die zuvor von der Untersuchungskommission zitierte. Jeder scheint da seine eigene Version serviert zu haben.
R: Allerdings stimmt diese Version mit dem überein, was man heute findet. Dazu in Kürze mehr. Und hier nun ein Hinweis, der das alles erklären könnte: Die Zeitschrift Common Sense (New Jersey, USA), druckte am 1. Juni 1962 auf S. 2 einen Artikel ab unter der Überschrift “The False Gas Chamber” (die falsche Gaskammer):
“Das Lager musste eine Gaskammer haben. Da aber keine existierte, beschloss man vorzugeben, dass der Duschraum eine war. Hauptmann Strauss (U.S. Armee) und seine Gefangenen machten sich an die Arbeit. Zuvor hatte der Raum Steinfliesen bis zu einer Höhe von 1,20 m. Ähnliche Steinfliesen wurden dem Trockenraum von nebenan entnommen und über jene im Duschraum gesetzt; eine neue, tieferer Decke mit eingelassenen Eisentrichtern (den Gaseinlässen) wurde über dieser zweiten Reihe von Steinfliesen eingezogen.”
Z: Hoppla! Demnach haben es die Amis in Dachau den Russen in Sachsenhausen gleichgetan!
R: Zeitlich gesehen eher umgekehrt. Aber das zuletzt Zitierte ist zunächst einmal ja nichts anderes als auch nur eine Behauptung.
Doch nun zur richtigen Detektivarbeit. Lassen Sie mich hier einige Punkte aufzählen:
1. Das Gebäude, in dem sich die angebliche Gaskammer in Dachau befindet, beherbergt zudem einige DEGESCH-Kreislauf-Blausäure-Entlausungskammern sowie das Krematorium. Es war dies das neue Hygienegebäude des KL Dachau, in dem die Kleidung der Häftlinge entlaust wurde und in dem die Häftlinge selbst duschten. Die übliche Prozedur sah wie folgt aus (Berg 1986 & 1988; Rudolf 2003b): Die Häftlinge entkleiden sich in einem Raum. Die Kleider gehen von dort zur Entlausung und die Häftlinge in die Dusche. Von dort gehen sie in einen anderen Raum, üblicherweise auf der gegenüberliegenden Seite, um dort frische Kleidung zu erhalten. Die Trennung von Aus- und Ankleideraum hatte hygienische Gründe, um den Läusen keine Chance zu geben, die frisch gebadeten Häftling erneut zu befallen. Nach Auslegung des Dachauer Hygienegebäudes wäre die als Duschraum bezeichnete angebliche Gaskammer genau jener Raum gewesen, der als Dusche hätte fungieren müssen, da er zwischen dem Aus- und Ankleideraum liegt und da es im Gebäude keinen anderen Duschraum gibt.


Abb. 11a, b, c (unten, vergrößert aus b): Außenansicht eines der angeblichen “Zyklon B Einwurfschächte” der behaupteten Gaskammer in Dachau. Der für die umliegenden Ziegelsteine verwendete andersartige Mörtel beweist, dass diese Löcher für diese Schächte nachträglich durchgebrochen wurden.

Fragen: Wenn dieser Raum eine Gaskammer war mit falschen Duschköpfen, wo war dann der wirkliche Duschraum? Wenn es keinen Duschraum gab, wozu gab es dann Entlausungskammern, Aus- und Ankleideräume? Wenn der Raum sowohl als Dusche als auch als Gaskammer diente, wie war das technisch möglich?
2. Die Decke im Duschraum ist heute etwa 2.10 m hoch und weist in die Decke eingelassene verzinkte Blechduschköpfe auf, die an nichts angeschlossen zu sein scheinen. Es besteht also ein erheblicher Unterschied zu der von der US-Nachkriegskommission festgestellten 3 m hohen Decke mit an Leitungen angeschlossenen bronzenen Duschköpfen. Auch gibt es keine Einlass- und Auslassventile für Gas oder irgendwelche Ventile oder Knöpfe zur Regulierung von Gas.
3. In der Außenwand dieses Raumes gibt es zwei Schächte (einst beweglich, jetzt aber festgeschweißt). Diese werden aber im oben erwähnten Untersuchungsbericht nicht erwähnt. Eine sorgfältige Untersuchung des Mörtels, der für die Ziegelsteine um diese Schächte herum verwendet wurde, ergibt Folgendes (vgl. Abb. 11a-c):
a) Dieser feine Sandmörtel unterscheidet sich merklich von dem groben, splitthaltigen Mörtel, der für den Rest des Gebäudes benutzt wurde (siehe Abb. 11a-c).
b) Dieser Mörtel wurde offensichtlich später hinzugefügt, was sich daraus ergibt, dass er stellenweise über den alten Mörtel hinüberfloss (siehe Abb. 11c).
c) Der neue Mörtel um die Schächte herum hat einen unregelmäßiges Muster, was deutlich darauf hinweist, dass die Löcher, in die die Schächte eingesetzt wurden, durch eine bereits vollendete Wand gebrochen wurde, die dort ursprünglich keine Löcher aufwies.
d) Die Fliesen um die Schächte an der Innenwand dieses Raumes sind teilweise nachträglich eingefügt worden bzw. wurden teilweise durch Ersatzfliesen ersetzt, die deutlich anders aussehen als die originalen Fliesen und in einigen Fällen wahrscheinlich lediglich Scheinfliesen aus Mörtel sind (siehe Abb. 12).
Daraus können wir schlussfolgern, dass diese Schächte im ursprünglichen Bauzustand dieser Wand nicht vorhanden waren.
Z: Vielleicht haben die Bauleute die Löcher einfach vergessen und sie dann später hinzugefügt.
R: Obwohl das möglich ist, so ist die wahrscheinlichere Erklärung doch die, dass es sich dabei um Nachkriegsänderungen handelt. Dies ergibt sich auch denklogisch, zumal die angebliche Verwendung primitive Schächte zur Einführung von Zyklon B zumindest erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die Lagerleitung im gleichen Gebäude fortschrittliche Zyklon-B-Begasungsanlagen installiert hatte – für Bekleidung. Wenn sie wirklich beabsichtigte, Menschen mit Giftgas massenhaft zu ermorden, so muss man erwarten, dass sie in einer Menschengaskammer einen ähnlichen technischen Standard für die Freisetzung und Verteilung des tödlichen Gases benutzt hätte.
4. Ein Loch in der Decke, wo ein falscher Duschkopf fehlt, sowie ein Foto der Decke vom Dachboden aus gesehen, aufgenommen im Jahre 1995 (wie im Auskleiderraum gezeigt, Archiv Nr. 3408) weist darauf hin, dass es sich um einen primitiven Beton handelt bestehend aus jeder Menge Steinen, Ziegelsteinbruchstücken und Geröll. Mit einem Metalldetektor kann man eine große Anzahl metallischer Gegenstände in oder über der Decke orten, obgleich keine regelmäßige Struktur auszumachen ist. Die Decke ist von schlechter handwerklicher Qualität und weist daraufhin, dass sie in aller Eile und unter Materialmangel hergestellt wurde. Dies steht im krassen Gegensatz zur Qualität des restlichen Gebäudes.
5. Ein Blick durch die Fenster auf der Rückseite des Gebäudes zeigt auf der einen Seite (in Blickrichtung rechts) eine Paar massiv isolierter, dicker Rohrleitungen, die in Höhe des Dachbodens, also über der angeblichen Gaskammer, aus der Wand herauskommen und wieder zurückgehen, und direkt daneben auf der anderen (linken) Seite ein ähnliches Paar, jedoch ohne Isolierung. (siehe Abb. 13). Beider Paare haben pro Rohr je ein schweres Regulierungsventil mit einem großen Handrad.
Am 25. Mai 1945, also kurze Zeit nach der Befreiung des Lagers, fertigte ein Captain Friburg, Mitglied einer französischen Militärmission in Dachau, eine Beschreibung sowie eine Reihe von Zeichnungen dieser seltsamen Dachauer Anlage an. Eine Kopie davon wird im Auskleiderraum als Ausstellungstück gezeigt (Archiv-Nr. 3407). Wenn diese Zeichnungen stimmen, so geht die isolierte Rohrleitung im Kreis, was keinerlei Sinn ergibt (vgl. Abb. 14).

Abb. 14: Angeblicher Verlauf der isolierten Rohrleitung im Dachraum über der Gaskammer. Luft wird rechts durch einen über das Dach herausragenden Kamin eingesagt, läuft durch einen Wärmetauscher, der an die Dampf-Zentralheizung angeschlossen ist. Dann zweigt das Rohr kurz vor der Wand in einen linken und rechten Arm ab, die sich erneut in zwei getrennte Rohe aufspalten, jedoch dann ineinander münden. Auf diese Weise würde das Gas nur sinnlos im Kreis geführt. (Ausschnitt aus einer Skizze von Captain Friburg, Dachau Archiv-Nr. 3407)
Ein mir vorliegender späterer Ingenieursbericht eines Architekturbüros Axel Will beschreibt die Rohrführung allerdings anders:[42]
“Über eine Rohrleitung von 400mm Durchmesser, die über das Dach hinausragt, wird Luft angesaugt und durch einem dampfbeaufschlagten Wärmetauscher geleitet. Nach dem Wärmetauscher ist die Leitung isoliert. Sie wird durch ein Hosenrohr in zwei Stränge geteilt und führt mit zwei Rohren von 200mm Durchmesser in den Nebenraum der Gaskammer. Dort ist der Luftstrom in den beiden Rohren mit jeweils einem Schieber regulierbar. Sowohl diese als auch die beiden weiteren Schieber der Lüftungsanlage sind massiv in Gußeisen ausgeführt und tragen als Signatur ein ‘$’ in einem Kreis. Solche Schieber finden üblicherweise Verwendung in Gasleitungen, nicht aber in Lüftungsanlagen.
Die beiden Rohre werden nach dem Schieber wieder in den Dachraum oberhalb der Gaskammer zurückgeführt und dort zu einem Rohr zusammengefaßt. Dieses Rohr mündet in einen Blechschacht [Abb. 15], der nun wiederum im Nebenraum die erwärmte Luft zum Lufteinlaß über dem Boden der Gaskammer führt.
Der Blechschacht ist nicht isoliert. Das wirft Fragen auf. Von der Planungslogik her wäre dieser Schacht der geeignete Ort, dem warmen Luftstrom vor seinem Eintritt in die Gaskammer Substanzen beizufügen. Die bisherige Überprüfung des Blechschachtes ließ keine Öffnungen für eine solche Manipulation erkennen. Trotzdem deutet die fehlende Isolierung auf diese Möglichkeit hin.
Die Luft verließ die Gaskammer durch zwei vergitterte Öffnungen in der Decke und gelangte in zwei Rohre von je 200mm Durchmesser. Diese beiden Rohre wurden ebenfalls in den Nebenraum geführt und waren dort mit Schiebern absperrbar. Die Rohre werden in den Dachraum zurückgeführt und dort zu einem Rohr von 400mm Durchmesser zusammengefaßt. Dieses Rohr führt zum Ventilatorgehäuse. Die aus dem Ventilator ausströmende Luft wird durch ein Rohr von 300mm Durchmesser ins Freie gedrückt. Der verringerte Rohr-Durchmesser nach dem Ventilator führt zu einer höheren Strömungsgeschwindigkeit und damit zu einer stärkeren Verwirbelung beim Ausblasen aus dem Rohr.”
Man stelle sich das vor: um simple warme Luft in den Raum zu bekommen, wird ein Rohr a) in zwei aufgeteilt, b) aus den Dachraum geführt, c) mittels gusseisernen Schieber reguliert, d) in den Dachraum zurückgeführt, e) wieder zu einem Rohr zusammengefasst, f) wieder aus dem Dachraum hinausgeführt, g) in einen Schaft überführt, h) der an der Wand zum Boden geführt wird und i) von dort in die Kammer eintritt. Geht’s noch komplizierter? Da hätte ein einfaches Rohr mit einem simplen Verschluss gereicht. Das alles ergibt erneut keinerlei Sinn.

Abb. 16: Angebliches Guckloch durch die Rückwand der Gaskammer, hier in einem Foto aus der unmittelbaren Nachkriegszeit.
6. Das angebliche Guckloch in der Rückwand der “Gaskammer” wurde erst später auf sehr krude Weise durchgebrochen, wie ein kurz nach Kriegsende aufgenommenes Foto beweist, das ebenfalls im Auskleideraum gezeigt wird (Archiv-Nr. 3410; siehe Ausschnittsvergrößerung Abb. 16). Heute ist das Loch am hinteren Ende verschlossen, aber das andere Ende kann man in der Gaskammer immer noch betrachten.
Das sind nur die auffallendsten Merkwürdigkeiten dieses Raumes.


Abb. 17a & b: Heute können die Türen zur angeblichen Gaskammer in Dachau nicht geschlossen werden: der fehlende Schließmechanismus und an den Rahmen geschweißte Stahlstifte verhindern dies.
Z: Dem sollte man hinzufügen, dass man die schweren Stahltüren, die in die Kammer führen, gar nicht schließen kann. Die Verschlüsse haben kein passendes Gegenstück im Rahmen (Abb. 17a&b). Das kann so also gar nicht funktioniert haben.
R: Dafür gibt es aber eine harmlose Erklärung. Tatsache ist, dass die Gaskammer von Dachau eine religiöse Ikone geworden ist. Die Leute besuchen sie mit Andacht und Ehrfurcht; sie wagen es nicht, dort laut zu sprechen, und sicher auch nicht, kritische Fragen zu stellen, geschweige denn, eigene Experimente durchzuführen. Schon das simple Bewegen einer der Türen lässt beim durchschnittlichen Besucher die Augenbrauen hochgehen, da solch eine Handlung einem Sakrileg gleichkommt. Ich nehme daher an, dass die Museumsleitung den Verschlussmechanismus einfach änderte, um zu verhindern, dass Besucher ein solches Sakrileg begehen und anderen Besuchern einen Streich spielen, indem man sie in der Kammer einsperrt. Gestützt wird diese Annahme auch durch die Tatsache, dass die Türen der Entlausungskammern im gleichen Gebäude demobilisiert wurden, indem man sie zusammengeschweißt hat.
Z: Es riecht also auch bezüglich Dachau nach Fälschung!
R: Ich wäre mit solchen krassen Aussagen vorsichtig. Einzig die nachträglich eingebauten Einwurfluken scheinen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Nachkriegsfälschungen zu sein. Alles andere müssen wir vorerst offen lassen. Ob die hoch-komplexe, aber völlig sinnlos erscheinende Lüftungsanlage von den Amerikanern binnen weniger Tage nach Befreiung des Lagers installiert werden konnte, bevor sie von diversen Besuchern bewundert wurde, ist fraglich. Womöglich war der Raum von den Lagerbehörden für etwas ganz anders geplant worden. Um hier zu sicheren Schlussfolgerungen kommen zu können, bedarf es weiterer Forschung. Trotz all der Zeit, die seit Kriegsende verflossen ist, hat es bis heute keine ernsthafte Forschung zu dieser Frage gegeben. Jedenfalls ist sie nicht veröffentlicht worden.
Z: Gibt es da nicht ein alliiertes Dokument, das sogenannte Lachout-Dokument, in dem ausgesagt wird, es habe im Altreich keine Gaskammern gegeben?
R: Es gibt ein Dokument, dessen Autor, Emil Lachout, behauptet, er habe es auf Anordnung der Alliierten Besatzungsbehörden verfasst. Obwohl er anfangs von einigen Revisionisten ernst genommen wurde (Faurisson 1988b), legt eine detaillierte Studie seitens eines anderen revisionistischen Autors nahe, dass es sich dabei um eine Fälschung handeln könnte (Schwensen 2004), was die orthodoxen Historiker schon lange behaupten (Bailer-Galanda u.a. 1989; Dokumentationszentrum… 1991/92).
Das einzige, was meines Wissens von der “alliierten Seite” je zu vernehmen war, waren die verschiedenen Schriften von Stephen F. Pinter, einem Österreicher, der 1906 im Alter von 17 Jahren in die USA auswanderte und dort anno 1924 die US-Staatsbürgerschaft erhielt. Nach Kriegsende bewarb er sich beim US-Kriegsministerium für eine Stelle als Untersuchungsrichter und Staatsanwalt während der alliierten Kriegsverbrechertribunale in Deutschland. Er erhielt die Stelle und begann seine Tätigkeit Anfang 1946 bei der US-Kommission für Kriegsverbrechen in Dachau. Seine Aufgabe war die Untersuchung der Vorkommnisse im Lager Flossenbürg, und er nahm dann schließlich als Ankläger an dem diesbezüglichen Verfahren teil. Danach wurde er nach Salzburg versetzt, wo er Chefverteidiger für alle Kriegsverbrecherverfahren in Österreich wurde. In den Jahren nach Abschluss dieser Verfahren äußerte er sich verschiedentlich öffentlich über diese Verfahren, die eindeutig seine revisionistische Einstellung bekunden (Schwensen 2006). Die bekannteste dieser Äußerungen wurde am 14.6.1959 in der US-Zeitung Our Sunday Visitor unter der Überschrift “Deutsche Gräuel” veröffentlicht (S. 15):
“Ich war nach dem Krieg 17 Monate lang in Dachau als Anwalt des US-Kriegsministeriums und kann feststellen, dass es in Dachau keine Gaskammern gegeben hat.”
Z: Aber den Leserbrief kann ja jeder geschrieben haben!
R: Nun, wenn man bedenkt, dass Pinter zu jener Zeit eine recht verantwortungsvolle und gut dokumentierte Stellung innehatte, scheint es eher unwahrscheinlich, dass irgendjemand anderes den Brief in seinem Namen verfasst hat. Aber selbst wenn dies von einem ehemaligen US-Ankläger kam, so ist auch dies nur eine Zeugenaussage, die mit Skepsis betrachtet werden sollte. Dies wird durch die Aussage von Moshe Peer bewiesen, einem Holocaust-Überlebenden, der in einem am 5.8.1993 in der kanadischen Zeitung The Gazette veröffentlichten Interview ausführte, er habe als Junge nicht weniger als sechs Vergasungen in der Gaskammer des Lagers Bergen-Belsen überlebt:
“Er überlebte jedes Mal und sah mit Entsetzen, wie viele der mit ihm vergasten Frauen und Kinder zusammenbrachen und starben. Bis zum heutigen Tag weiß Peer nicht, was ihm ermöglichte zu überleben.”
R: Eine andere Holocaust-Überlebende, Elisa Springer, behauptet in ihren Erinnerungen, die 42 Jahre nach Kriegsende erschienen, dass “die Gaskammern und Öfen” in Bergen-Belsen in Betrieb genommen wurden, nachdem Josef Kramer dort Lagerkommandant geworden war.[43]
Z: Hat es in Bergen-Belsen überhaupt eine Gaskammer gegeben?
R: Nun, wenigstens in diesem Punkt ist sich die Geschichtsschreibung heute einig: Nein, in Bergen-Belsen hat es mit Sicherheit keine Gaskammern gegeben (siehe Weber 1995). Das wurde noch nie von irgendeinem Historiker oder Institut behauptet. Die soeben zitierten Aussagen beweisen daher nur die triviale Tatsache, dass die drei bis fünf Millionen Holocaust-Überlebenden aus ganz normalen Menschen bestanden. Wie viele profilneurotische Lügner, meinen Sie, würde man unter fünf Millionen beliebig ausgewählten Menschen wohl finden? Das ist freilich nur eine rhetorische Frage. Damit möchte ich hier das Thema “Menschengaskammern im Altreich” abschließen.[44]
2.7. Judenseife, Lampenschirme und Schrumpfköpfe
R: Doch nun zur Frage, ob denn selbst in den Augen der etablierten Geschichtswissenschaft alles wahr ist, was da während des Krieges und kurz danach berichtet wurde. Es geht dabei zunächst zugegebenermaßen nur um ein paar Details, die im Zusammenhang mit den Geschehnissen in den deutschen Konzentrationslagern immer wieder berichtet wurden. Zuerst ist da die Reichsstelle für Industrielle Fettversorgung, abgekürzt RIF. Sie hat in der Zeit des Dritten Reiches neben vielen anderen Produkten auch Seife hergestellt, die damals zum großen Teil aus Fetten erzeugt wurde. Während des Nürnberger Prozesses 1946 legten die Sowjets als Beweisstücke Seife vor mit dem Vorwurf, dass das diesem Produkt zugrunde liegende Fett von massenhaft getöteten Juden stamme.[45] Die diesbezügliche Anklage wurde vom Gerichtshof allerdings nicht aufrechterhalten. Zu sehr erinnerte diese Unterstellung an die Gräuelmärchen des Ersten Weltkriegs, in dem den Deutschen der Vorwurf gemacht wurde, aus den Leichen gefallener Soldaten Seife produziert zu haben (Ponsonby 1967). Bis heute hält sich stellenweise hartnäckig die Interpretation, der Seifenaufdruck RIF bedeute “Reines Juden Fett”. Im Frühjahr 1990 kam dann vom israelischen Holocaust-Zentrum Yad Vashem die Richtigstellung (Reuters 1990; siehe Auszug im Textkasten S. 98). Danach soll das Märchen von der Seife aus Judenfett von den Nazis selber erfunden worden sein, um die Juden einer psychischen Folter zu unterziehen. Es sei aber sicher, dass niemals Seife aus Menschenfett produziert worden sei. Interessant ist hier, wie man versucht, nach der Aufdeckung einer Lüge die Schuld dafür demjenigen anzuhängen, gegen den sie ausgedacht und in die Welt gesetzt worden war, frei nach dem Motto: Das Opfer ist selber schuld. Interessant ist hier auch die Frage, woher denn das Zentrum weiß, dass niemals Seife aus Menschenfett erzeugt wurde.
Z: Doch nicht etwa deshalb, weil es die Geschichte der Entstehung und Verbreitung dieser Lüge bis in alle Details und Winkelzüge selber kennt?
R: Nein, die Antwort darauf dürfte darin liegen, dass die Forscher in Yad Vashem auch nicht ganz auf den Kopf gefallen sind. Die kennen die Zeugenaussagen, die zum Beweis der Seifen-Legende angeführt werden, sowie deren Glaubhaftigkeit nur allzu gut.

Abb. 18: Seife, angeblich aus Menschenfett, sowjetischer “Beweis” während des Nürnberger Militärtribunals.[46]
R: Heute gibt es zwar wesentlich mehr solcher Aussagen, aber ich bezweifle, dass deren Qualität mit zunehmendem Abstand zum Ereignis besser wurde.
Während des IMT legte der sowjetische Chefankläger Smirnow die schriftliche Aussage eines Sigmund Mazur, worin wir lesen (IMT, Bd. 7, S. 597f.):
“Im Hof des Anatomischen Instituts [in Danzig] wurde im Sommer 1943 ein einstöckiges Gebäude mit drei Räumen erbaut. Dieses Gebäude wurde für die Verwertung menschlichen Körper und für das Kochen von Knochen errichtet. Dies wurde offiziell von Professor Spanner verkündet. Das Labor wurde Labor zur Herstellung von Skeletten, zur Verbrennung von Fleisch und unnötigen Knochen genannt. Aber schon während des Winters 1943/44 befahl uns Professor Spanner, Menschenfett zu sammeln und es nicht wegzuwerfen. […] Im Februar 1944 gab mir Professor Spanner das Rezept für die Herstellung von Seife aus Menschenfett. Nach diesem Rezept werden 5 Kilo Menschenfett mit 10 Liter Wasser und 500 oder 1,000 Gramm Natronlauge vermischt. Das Ganze wird 2 oder 3 Stunden lang gekocht und dann abgekühlt. Die Seife schwimmt an der Oberfläche, während das Wasser und andere Sedimente am Boden bleiben. Ein wenig Salz und Soda wird der Mischung zugesetzt. Dann wird frisches Wasser hinzugefügt, und die Mischung wird erneut 2 oder 3 Stunden gekocht. Nach dem Abkühlen wir die Seife in Formen gegossen.”

25. April 1990
Jüdische Seifengeschichte ‘war Nazi-Lüge’
Israels Holocaust Museum führte gestern aus, dass die Nazis während des Zweiten Weltkriegs entgegen allgemeiner Auflassung niemals Seife aus dem Fett der ermordeten Juden gemacht haben. Allerdings wurde Haut zur Herstellung von Lampenschirmen und Menschenhaar als Matratzenfüllung verwendet.
Der Historiker Yehuda Bauer erläuterte, dass viele Juden glaubten, ihre ermordeten Familien und Freunde seien zu Seife verarbeitet worden, da die Nazis diese Geschichten selber verbreiteten. Die Nazis erzählten den Juden, dass man aus ihnen Seife machen würde. Es war eine sadistische Art der psychischen Folter’ – Reuters
R: Mazur selbst trat beim IMT nicht als Zeuge auf und wurde daher nie befragt.
Ein typischer Zeuge, der darüber berichtete, wie das Fett der ermordeten Juden angeblich gewonnen wurde, ist Filip Müller. Er berichtet in seiner Aussage, Tausende von Leichen seien in Auschwitz unter freiem Himmel in Gruben verbrannt worden. Hier ein paar Auszüge (F. Müller 1979, S. 207f.):
“Die zwei Gruben, die ausgehoben worden waren, hatten eine Länge von 40 bis 50 Metern, waren etwa 8 Meter breit und 2 Meter tief. […] Hier sollte durch Ausstechen der Erde ein von der Mitte nach beiden Seiten hin leicht abschüssiger Kanal entstehen, damit das Fett der Leichen, wenn sie in der Grube brannten, in zwei Auffangbehälter abfließen konnte, die auf beiden Seiten am Ende des Kanals ausgehoben werden sollten.”
R: Weiter berichtet Müller (S. 217ff.):
“Bei Morgengrauen war in zwei Gruben, in denen vielleicht 2.500 Leichen aufeinandergeschichtet worden waren, das Feuer entfacht worden. […] wir Heizer [mussten] die brennende Masse in der Grube ständig mit Öl, Methanol und Menschenfett begießen, das sich in den Auffangbehältern an den beiden Stirnseiten der Grube reichlich angesammelt hatte und dort am Sieden war. Mit langen Rundeisen, die am unteren Ende wie der Griff eines Spazierstocks gebogen waren, wurde das brutzelnde Fett mit Eimern herausgeschöpft, die wir mit dicken Fäustlingen anfaßten.”
R: Nach Müller soll das Fett als Brennmaterial verwendet worden sein. Anderen Zeugen zufolge wurde es zu Seife verarbeitet (Harwood/Felderer 1980, Faurisson 1987a, Wendig 1990, Bd. 1, S. 49f., Weber 1991).
Z: Und wie will man beweisen, dass derartige Aussagen falsch sind?
R: Zunächst einmal darf ich daran erinnern, dass ein Ankläger seine Anschuldigung, also die Schuld eines Angeklagten beweisen muss, und nicht der Angeklagte seine Unschuld. Einfach eine Behauptung in den Raum zu stellen, ist noch kein Beweis, auch nicht, wenn sie von einem Holocaust-Überlebenden kommt. Aber in diesem Fall können wir diese Behauptung tatsächlich widerlegen, und zwar mit knallharten technisch-naturwissenschaftlichen Argumenten. Und das geht so:
Der Flammpunkt von Tierfetten – die mit menschlichen Körperfetten im wesentlich identisch sind – liegt bei 184°C (Perry 1949, S. 1584). Das heißt, dass diese Fette bei Gegenwart eines Feuers oder von Glut ab 184°C brennen. Brennendes Holz würde also unweigerlich das aus den Leichen austretende Fett entzünden. Dieser Effekt ist jedem bekannt, von dessen Steak schon einmal Fett in die Grillkohle getropft ist: Wenn da zu viel Fett in die glühende Kohle tropft, steht schnell der ganze Grill lichterloh in Flammen. Die von Filip Müller und vielen anderen Zeugen beschriebene Vorrichtung ist also schlicht und einfach hanebüchener Unfug und würde jedes Abschöpfen des Menschenfetts unmöglich machen (vgl. Gauss 1994, S. 317f.).
Z: Also keine Seife aus Fett, aber immer noch Lampenschirme aus Menschenhaut und Matratzenfüllungen aus Menschenhaar.
R: Ob man wirklich Matratzenfüllungen aus Menschenhaaren herstellte, sei dahingestellt. Es bestreitet niemand, dass allen Menschen, die in ein Lager eingeliefert wurden, aus hygienischen Gründen die Haare geschoren wurden. Das geschah damals in allen Ländern mit allen Gefangenen. Auch die Haare aller Soldaten müssen immer noch kurz sein aus denselben hygienischen Gründen. Insofern beweist die Verwertung solcher Haare weder etwas über das Schicksal ihrer vormaligen Träger noch kann ich an dieser Verwertung irgendetwas moralisch Fragwürdiges erkennen.
Z: Aber mit Menschenhäuten sieht es doch wohl etwas anders aus.
R: Freilich. Dieser Vorwurf wurde parallel mit den Seifen-Vorwürfen während der Nürnberger Nachkriegstribunale erstmalig erhoben.[47] In die gleiche Sparte gehören normalerweise noch einige Schrumpfköpfe, die von getöteten Häftlingen angefertigt worden sein sollen. Von beiden Dingen gibt es hinreichendes Fotomaterial aus der Zeit der Nürnberger Prozesse. Diese Bilder dienten dann später als Beweismittel in den Prozessen gegen Ilse Koch, der Frau des ehemaligen Lagerkommandanten des KL Buchenwald. Sie soll lebende Häftlinge im Lager nach ihren Tätowierungen ausgesucht und zur Tötung bestimmt haben, um schließlich aus deren Häuten Gebrauchsgegenstände herstellen zu lassen. A.L. Smith hat in seiner ausführlichen Studie festgestellt, dass die durch eine US-Untersuchung als Menschenhaut identifizierten Gegenstände nach ihrer Versendung zum Internationalen Militärtribunal (IMT) nach Nürnberg spurlos verschwanden.[48] Laut Aussage des US-Generals Clay sollen die angeblichen Menschenhaut-Lampenschirme aus Ziegenhaut bestanden haben (A.L. Smith 1983, S. 227). Alle sonstigen später aufgefundenen Gegenstände waren entweder aus Kunst- bzw. Tierleder, aus Stoffen oder Pappe.[49]
Z: Verzeihen Sie, aber ich bin da anderer Ansicht. In einem von den Medien berichteten Fall wurde durch DNA-Tests bestätigt, dass ein Lampenschirm tatsächlich aus Menschenhaut gemacht worden war (Chalmers 2010).
R: Ja, das ist ein interessanter Fall. Ein amerikanisch-jüdischer Autor namens Mark Jacobson hatte diesen Lampenschirm über einen Freund von einem Dave Dominici erworben. Als dieser gefragt wurde, woraus der Lampenschirm gemacht sei, antwortete Dominici: “Aus der Haut eines Juden.” Da Jacobson Jude ist, war er wie besessen von diesem Objekt und ließ schließlich einen DNA-Test machen, dessen Ergebnis zeigte, dass das von ihm eingesandte Muster (woher es auch immer stammte) tatsächlich menschlichen Ursprungs war, jedoch, so die Medien:
“Jacobson fand heraus, dass Dominici ein Drogenabhängiger war, der lange Haftstrafen für Grabraube abgesessen hatte. ‘Er sagte mir: ‘Ich bin kein Niemand. Ich bin an berühmter Grabräuber.’ ‘In New Orleans’, so erklärt der Autor, ‘werden die Leichen wegen des hohen Grundwasserpegels über der Erde begraben. Dominici stahl Marmorengel, Urnen und andere Kunstwerke von Grabstätten.’
Es wurde deutlich, dass Dominici, ein Fan von Nazi-Dokumentationen des [US-Fernsehsenders] History Channel, keine Ahnung von der wahren Natur des Objektes hatte, das er verkauft hatte […]. Er log wiederholt auf die Frage, wo er den Lampenschirm her hatte, gab aber letztlich zu, ihn aus einem verlassenen Haus in der Lamanche Street in New Orleans geplündert zu haben.”
Z: Mit anderen Worten: falls der Lampenschirm tatsächlich aus Menschenhaut besteht, so ist es unmöglich festzustellen, was seine Herkunft ist.
R: So sieht das wohl aus. Aber Jacobson reichte das nicht, denn er setzte sich schließlich hin und schrieb ein ganzes Buch darüber (Jacobson 2010). Er hat dadurch die Mär von den Lampenschirmen aus den Häuten von SS-Mordopfern, die nach dem Widerruf von Yad Vashem anno 1990 quasi tot war, mit Nachdruck wieder aufleben lassen.
Z: Das hört sich für mich an wie ein Fall jüdischer Paranoia.
R: Ja, zumal noch nicht einmal die abgedroschensten Geschichten zu diesem Thema je behauptet haben, dass Juden getötet worden seien, um aus ihren Häuten Lampenschirme herzustellen. Die meiner Meinung nach beste Umschreibung dieses Falles lieferte die Überschrift der britischen Tageszeitung The Independent: “Der Lampenschirm, der seinen Eigentümer verrückt macht” (Chalmers 2010).
Gleich nach dem Kriege, als diese Lampenschirme leicht hätten zur Hand gewesen sein müssen, waren sie nirgends zu finden. Die später vor einem deutschen Gericht erhobenen Anschuldigungen gegen Frau Koch beruhten lediglich auf vom Gericht unkritisch als wahr unterstellten Zeugenaussagen. Frau Koch, zuvor von den Amerikanern in Dachau zu lebenslanger Haft verurteilt und schließlich begnadigt, wurde in der damals herrschenden Atmosphäre von Hysterie, “Propaganda und Massensuggestion” (A.L. Smith 1983, S. 138) von einem deutschen Gericht in Augsburg wiederum zu lebenslanger Haft verurteilt und beging später Selbstmord.
Smith meint, es habe zur Kriegszeit im KL Buchenwald einen Medizinstudenten der Universität Jena gegeben, der seine medizinische Dissertation über den Zusammenhang von Hauttätowierungen und Kriminalität angefertigt habe. In diesem Zusammenhang sei es möglicherweise zur Verwendung tätowierter Haut, allerdings bereits gestorbener Häftlinge gekommen.[50]
Z: Aber um Körpertätowierungen zu studieren, wäre es doch gar nicht nötig gewesen, die Haut von den Leichen abzuziehen. Meinen Sie nicht, dass ein schlichtes Foto genügt hätte?
R: Sicher. Falls man den toten Häftlingen tatsächlich Hautproben entnahm, was erst noch zu beweisen ist, so wäre dies nur zu rechtfertigen, wenn eine Genehmigung seitens des Verstorbenen oder seiner Angehörigen vorlag.
Z: Die Legende hat also zumindest einen wahren Kern.
R: Davon wird man ausgehen können. Ob es an dem Kern allerdings etwas Unmoralisches gibt, möchte ich vorerst einmal als unbewiesen dahingestellt sein lassen. Ganz ähnlich sieht es mit den angeblichen Schrumpfköpfen aus. Udo Walendy behauptet ohne Beleg, die zwei damals präsentierten Schrumpfköpfe (vgl. Abb. 19) seien südamerikanischer Provenienz und besäßen eine Inventarnummer eines deutschen anthropologischen Museums (HT Nr. 43, S. 18).

Abb. 19: Schrumpfköpfe von Häftlingsleichen aus einem KL oder von Indianern aus einem anthropologischen Museum? (Neumann 1961, S. 183)
Z: Die Physiognomie dieser Schrumpfköpfe sieht ganz und gar nicht europäisch aus. Der rechte davon hat ja sogar noch eine Kriegsbemalung!
R: Ich bin kein Anthropologe und weiß daher nicht, ob Hautfarbe und Physiognomie beim Schrumpfprozess intakt bleiben, weshalb ich meine Hand für eine solche Aussage nicht ins Feuer legen würde. Wenn man aber bedenkt, dass den KL-Häftlingen die Haare grundsätzlich fast bis zum Schädel heruntergeschoren wurden, die Haare dieser Schrumpfköpfe aber lang sind, darf man an der offiziellen Geschichte schon zweifeln. Jedenfalls sind die Schädel spurlos verschwunden, und eine systematische Suche nach ähnlichen Köpfen in deutschen oder ausländischen anthropologischen Museen hat bisher meines Wissens noch nicht stattgefunden.
Auf jeden Fall sind die den aufgefundenen Beweismitteln – Seife, Menschenhäute, Schrumpfköpfe – untergeschobenen Geschichten teils verzerrt dargestellt, teils frei erfunden.
Z: Unsere Kinder bekommen aber nun in den Schulen genau diese Geschichten immer wieder als wahr aufgetischt und müssen dies lernen. Was empfehlen Sie uns?
R: Die Frage beantwortet sich von selbst, wenn Sie die gleichen Maßstäbe anlegen, die Sie bei Spielfilmen anlegen: Ab welchem Alter würden Sie ihrem Kind erlauben, einen Horrorfilm zu sehen, in dem Menschen grausam umgebracht und aus ihren Überresten Gegenstände hergestellt werden?
Z: Überhaupt nicht. Da müssen die schon 18 Jahre und älter sein und ihre eigene Wohnung sowie ihren eigenen Fernseher haben. Alles andere wäre ja auch illegal.
R: Warum erlauben Sie dann aber den Lehrern, solche Dinge Kindern im Alter von 10, 12 oder 14 Jahren vorzusetzen?
Z: Aber das ist doch was anderes. Immerhin handelt es sich hierbei ja um wirkliche historische Geschehnisse – zumindest nach Ansicht des Lehrers.

Abb. 20: Sammlung angeblich im KL Buchenwald gefundener medizinischer Objekte.[51]
R: Und das macht die Schockwirkung auf Kinder weniger intensiv, als wenn man ihnen sagt, das sei alles nur erfunden?
Z: Die Schockwirkung ist wohl eher noch größer.
R: Das meine ich auch. Einige Kinder werden Alpträume haben. Viele werden überzeugt sein, dem Teufel schlechthin in den Rachen geguckt zu haben. Auf jeden Fall wirkt diese Art der Darstellung der Materie auf Kinder und Jugendliche traumatisch.
Z: Demnach empfehlen Sie, Kindern zu verbieten, derartige Geschichten anzuhören?
R: Sie sollten nicht bei den Kindern ansetzen, sondern beim Lehrer. Sie sollten mit dem Geschichtslehrer Ihres Kindes sprechen, um herauszufinden, wann und wie er das Thema im Unterricht bringen wird. Wenn Filme oder literarische Darstellungen von Gräueln auf dem Stundenplan stehen, fordern sie, dass Ihr Kind von diesen speziellen Stunden freigestellt wird. Als Erziehungsberechtigter haben Sie auf jeden Fall ein Recht dazu.
Z: Und was sage ich dem Lehrer als Begründung?
R: Wenn Sie Ihr Kind vor Angriffen und Anfeindungen schützen wollen, schlage ich vor, nicht historisch zu argumentieren, also mit Behauptungen, dass das alles ja aus diesem und jenem Grund gar nicht wahr sei. Damit machen Sie sich nur den Lehrer und eventuell gar das ganze Kollegium zum Feind und bringen Ihr Kind in eine prekäre Lage. Argumentieren Sie rein pädagogisch, wie ich es oben dargestellt habe: Gräuel sollen Ihrem Kind weder über Spielfilme bzw. Romane noch über Unterrichtsfilme oder Holocaust-Literatur vorgesetzt werden. Sie behalten sich das Recht vor, dieses Thema dem Kind selbst auf schonende Weise nahezubringen.
Wenn Sie etwas konflikt-freundlicher sind, können Sie freilich auch versuchen, darauf zu bestehen, am Unterricht teilzunehmen, falls Sie dazu die Zeit haben. Aber auch da würde ich weniger historisch als pädagogisch argumentieren.
Z: Aber selbst wenn ich mein Kind von solchen Unterrichtsstunden fernhalte, kann ich das Thema ja vor meinem Kind nicht verborgen halten.
R: Das sollen und dürfen Sie auch nicht. Die Stunden, die Ihr Kind nicht im Unterricht verbringt, müssen Sie zu Hause mit Ihren eigenen Schulstunden ausgleichen. Sie müssen dem Kind erklären, warum Sie es aus der Stunde nahmen, und zwar sowohl die pädagogischen als auch die geschichtlichen Gründe. Und vor allem müssen Sie Ihrem Kind erklären, warum man über die historischen Gründe nur mit äußerster Vorsicht sprechen kann. Auf diese Weise geben Sie Ihrem Kind gleich eine wichtige Einführung in Sozialkunde, Thema “gesellschaftliche Tabus”, ein Thema, das in jeder Schule totgeschwiegen wird. Auf diese Weise erfährt Ihr Kind nicht nur, was die anderen Kinder lernen, sondern auch, warum es umstritten ist und wie und auf welche Weise dieses Thema unsere Gesellschaft bis ins Mark trifft und beherrscht. Am Ende fühlt sich Ihr Kind nicht etwa von etwas ausgeschlossen, sondern im Gegenteil sogar privilegiert. Es weiß jetzt etwas, was kein anderer Schüler weiß. Es fühlt sich ihnen überlegen, weil es an einer Art verbotenem Geheimwissen Anteil hat.
2.8. Der unsichtbare Elefant im Keller
R: Thies Christophersen war während des Krieges als Soldat in der landwirtschaftlichen Abteilung des KL Auschwitz tätig, die in einem kleinen Dorf namens Harmense errichtet worden war. 1973 veröffentlichte Christophersen eine Broschüre, in der er seine damaligen Erlebnisse schilderte und in der er abstritt, dass es in Auschwitz jemals Menschengaskammern gegeben hat. Christophersens Erlebnisbericht machte damals Furore und prägte einen neuen Begriff, denn der Titel seiner Broschüre war “Die Auschwitz-Lüge.” Freilich verstand Christophersen damals unter dieser Lüge das exakte Gegenteil dessen, was man heute unter diesem Schlagwort versteht. Obwohl die Broschüre schwerlich den Anspruch erheben kann, das Thema wissenschaftlich anzugehen, so hatte sie dennoch eine Signalwirkung, denn sie säte Zweifel und wirkte anregend auf eine ganze Reihe von Forschern, sich das Thema einmal kritisch anzusehen.
Einer dieser Forscher war Arthur R. Butz, Professor für Elektrotechnik an der Northwestern University in Evanston, etwa 20 km nördlich von Chicago. Nach Jahren der Forschung veröffentlichte er 1976 ein Buch zum Holocaust unter dem Titel Der Jahrhundertbetrug (Butz 2015, S. 9, 32).
Z: Das klingt reichlich polemisch und voreingenommen.
R: In den USA werden Titel oft gewählt, um Aufsehen zu erregen. Da ist man nicht so zimperlich wie in Deutschland.
Z: Wieso glaubt eigentlich ein Elektrotechniker, er könne kompetent über historische Themen schreiben?
R: Die Kompetenz stammt sicher nicht von seiner Ausbildung als Elektrotechniker. Ob Butz kompetent ist oder nicht, ergibt sich ausschließlich aus dem, was er schreibt, nicht aus seinen akademischen Graden. Auch ein Historiker kann schließlich inkompetent sein. Ich darf zudem darauf hinweisen, dass viele der profiliertesten Holocaust-Experten keine ausgebildeten Historiker sind bzw. waren, angefangen mit Prof. Dr. Raul Hilberg, der Politologe war. Butz hat diese Frage in seinem Buch übrigens selbst aufgegriffen und weitere Beispiele aufgeführt (2015, S. 9f., 370f.). Im Gegensatz zu vielen anderen Fächern kann man die Geschichtswissenschaft ja recht einfach autodidaktisch erlernen und sich recht schnell in spezielle Sachgebiete einarbeiten. Dementsprechend tummeln sich auf diesem Gebiet ja auch eine Menge Forscher, die keinen akademischen Abschluss in Geschichte haben.
Z: Ist Butz Deutscher?
R: Nein, er wurde in Amerika geboren. Seine Vorfahren sind zwar aus Europa eingewandert, aber das liegt mehrere Generation zurück.
Prof. Butz war wohl der erste, der versuchte, das Thema Holocaust aus einer übergeordneten Perspektive zu betrachten und zu beschreiben. Er untersuchte die ersten Meldungen in den westlichen Medien, die von Morden an Juden sprachen. Er stellt dar, über welche Informationen die alliierten Regierungen sowie einflussreiche Organisationen wie der Vatikan, das Rote Kreuz und jüdische Organisationen verfügten, aus welchen Quellen diese Informationen stammten, wie diese Informationen bewertet wurden und welche Reaktionen darauf erfolgten. Er schildert den Ablauf der Nachkriegsprozesse, bei denen unter kritikwürdigen Rahmenbedingungen eine bestimmte “Wahrheit” geschaffen wurde. Er widmet sich auch und insbesondere dem Lager Auschwitz, das er als Teil eines gigantischen Rüstungs- und Zwangsarbeiterkomplexes in Ost-Oberschlesien beschreibt. Ich werde darauf später noch zurückkommen.
Z: Wo liegt denn Oberschlesien?
R: Die Region Schlesien war seit dem 12. Jahrhundert überwiegend von Deutschen besiedelt, die dort auf Einladung eines gemischt deutsch-polnischen Adelshauses einwanderten, um die Gegend zu entwickeln. Als Ergebnis dieser deutschen Siedlungsaktivität wurde Schlesien “für alle Ewigkeit” Anfang des 14. Jahrhunderts friedlich von Polen an Deutschland übertragen. Die Region umfasst im Wesentlichen die Landschaften links und rechts der Oberlaufes der Oder. Der südöstliche Teil wird Oberschlesien genannt. Die deutsch-polnische Grenze entlang Schlesiens war eine der stabilsten Grenzen Europas, bis fast die ganze Provinz nach dem Zweiten Weltkrieg von Polen annektiert wurde. Die neun Millionen dort lebenden Deutschen wurden ethnisch gesäubert, was heißt: sie wurden in den Jahren 1945-1947 gewaltsam vertrieben. Auschwitz befand sich unmittelbar südöstlich der Grenze zwischen dem deutschen Oberschlesien und Polen.
Z: Erlitt Prof. Butz nach Veröffentlichung seines Buches irgendwelche Nachteile?
R: Nun, er behielt seine Stelle als Professor bei. Seine Universität wagte es nicht, ihn zu feuern, da sie einen Prozess womöglich verloren hätte, zumal Prof. Butz ja nach US-Recht nichts Illegales getan hatte. Aber sie schoben ihn in das kleinste und dunkelste Kellerverlies ab, das sie im Universitätsgebäude finden konnten, und er wird wie ein Aussätziger behandelt.
Erst ein Jahr nach Erscheinen des Buches geriet Butz in die Schlagzeilen, und die Reaktionen waren gemischt bis wütend. Abbot A. Rosen von der Anti-Defamation League in Chicago meinte zum Beispiel:
“Wir hatten seit einiger Zeit Kenntnis davon. Aber wir wollten ihm keine Aufmerksamkeit schenken und damit den Verkauf fördern. Jetzt ist es zu spät. Die Nachricht ist raus, und wir müssen uns nun damit befassen.” (Pittsburgh Press, 26.1.1977)
R: Und mit indirektem Bezug auf Butz‘ Buch wurden zwei israelische Akademiker wie folgt zitiert (Chicago Sun-Times, 25.10.1977):
“Bauer und Prof. Moshe Davis stimmen überein, dass es ein ‘Zurückgehen der Schuldgefühle’ bezüglich des Holocaust gebe, ermutigt durch frische Argumente, dass die berichtete Vernichtung von sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs niemals stattfand. […] ‘Wissen Sie, es ist nicht schwierig, die Geschichte zu fälschen’, fügte Davis hinzu.”
Z: Das ist aber zweideutig – ungewollt wohl, aber wenn es einfach ist, die Geschichte zu verfälschen, dann doch wohl für alle Seiten, und eher noch für den, der Macht und Einfluss hat.
R: Ob das wirklich so einfach ist, soll mal dahingestellt bleiben. Eine sachliche Auseinandersetzung mit Butz‘ Buch jedenfalls, das 2015 in einer neu übersetzten und aktualisierten deutschen Neuauflage erschien, fand interessanterweise bis heute nicht statt.
Z: Man scheut es wohl wie der Teufel das Weihwasser.
R: Prof. Butz selbst hat die Quintessenz seiner Forschung einige Jahre später am besten zusammengefasst, und zwar als Reaktion auf einige Bücher, die als indirekte Reaktion auf sein Werk angesehen werden können. In diesen Büchern äußerten sich einige etablierte Historiker dahingehend, es sei skandalös, dass niemand während des Zweiten Weltkriegs auch nur einen Finger für die Juden krumm gemacht habe, obwohl sie alle ausgiebig darüber informiert gewesen seien, was sich im deutsch besetzten Europa abgespielt habe (M. Gilbert 1981, Laqueur 1980, Breitman 1999).
In einem Artikel führte Butz erneut an, dass sich in der Tat weder die alliierten Regierung, noch das Rote Kreuz, noch der Vatikan, noch die international operierenden jüdischen Organisationen so verhielten, als nähmen sie die ihnen von Untergrundorganisationen zugespielten Informationen über angebliche Massenmorde an Juden irgendwie ernst (Butz 1982, 1999; 2015, S. 462-501).
Z: Das Rote Kreuz in Europa könnte parteiisch gewesen sein.
R: Das war es bestimmt, denn während das Rote Kreuz im Kriege über die Missstände in den deutschen Lagern berichtet hat – ohne allerdings außer Gerüchten irgendetwas über eine Massenvernichtung in Erfahrung bringen zu können –, hat es sowohl über die rechtswidrigen alliierten Flächenbombardements europäischer Städte geschwiegen als auch nach dem Kriege über die katastrophalen Zustände in alliierten Gefangenenlagern, über die Massenmorde und Massenaustreibungen Deutscher aus Ostdeutschland und Osteuropa und über all das andere Unrecht, das über Deutsche nach Kriegsende einbrach.
Z: Vielleicht waren die Informationen, die man erhielt, einfach nicht gut genug?
R: Der Vatikan hatte mit der gesamten in Opposition befindlichen katholischen Kirche in Polen sicher den besten aller Geheimdienste, und die international operierenden jüdischen Organisationen pflegten einen ständigen Informationsaustausch mit den örtlichen jüdischen Gruppen in den deutsch besetzen Gebieten. Die Alliierten schließlich knackten während des Krieges alle deutschen Funkcodes und hatten Hunderttausende von Untergrundkämpfern, auf die sie zurückgreifen konnten. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass alle diese Organisationen bis ins Detail Bescheid wussten, was sich abspielte. Wenn sie die zu ihnen durchdringenden Schreckensberichte nicht ernst nahmen, so wohl deshalb, weil sie wussten, um was für Informationen es sich dabei handelte. Laqueur zitiert eine alliierte Quelle, die ausführte, die Juden “tendieren dazu, die deutschen Gräuel zu übertreiben, um uns aufzuhetzen” (1980, S. 83; vgl. Faurisson 2006, S. 16-18). Der Vorsitzende des alliierten Geheimdienstkomitees “Joint Intelligence Committees”, Victor Cavendish-Bentinck, gab im August 1943 dazu folgenden Kommentar ab:[52]
“Ich bin überzeugt, dass wir einen Fehler machen, wenn wir dieser Gaskammergeschichte offiziell Glauben schenken. […] Was das Töten von Polen in Gaskammern angeht, so glaube ich nicht, dass es irgendeinen Beweis dafür gibt, dass dies tatsächlich geschehen ist’.”
R: Im gleichen Dokument spricht Cavendish-Bentinck allerdings auch davon, zu wissen, “dass die Deutschen darauf aus sind, Juden jeden Alters zu vernichten, es sei denn, sie sind arbeitsfähig”, Geschichten über Gaskammern als Tatwaffe schienen ihm jedoch unglaubhaft.
Z: Es mag ja sein, dass die Alliierten wegen der Lügen aus dem Ersten Weltkrieg skeptisch waren, wenn sie Ähnliches während des Zweiten Weltkriegs von anderen hörten. Aber das beweist doch nicht, dass diese Meldungen nun grundlegend falsch waren.
R: Korrekt. Man kann sogar argumentieren, dass die Aufdeckung der Lügen aus dem Ersten Weltkrieg die Menschen im Zweiten Weltkrieg dazu veranlasst haben könnte, überhaupt keine Gräuelmeldungen mehr zu glauben, insbesondere nicht solche, die denen aus dem Ersten Weltkrieg ähnelten. Der niederländische Kulturhistoriker Robert J. van Pelt argumentiert genau so, und schlussfolgert daher (Pelt 2002, S. 131, 134):
“Der Langzeiteffekt von Geschichten, die […] von der Verwendung menschlicher Körper als Rohstoff zur Seifenherstellung berichteten, war, dass nur wenige geneigt waren, sich noch einmal von solchen Fälschungen hereinlegen zu lassen. […] Es gibt keine historische Rechtfertigung, die Berichte über deutsche Gräuel während des Zweiten Weltkriegs im Kontext der Gräuelpropaganda des Ersten Weltkriegs zu beurteilen und zu verwerfen: Die Einstellung der Öffentlichkeit in den Jahren 1939-1945 war grundsätzlich anders als jene von fünfundzwanzig Jahren zuvor, und es ist klar, dass jeder Versuch, eine Propaganda von der Art der berüchtigten [Leichenverwertungsfabrik] zu verbreiten, nur auf Gelächter gestoßen wäre.”
R: van Pelt sagt hier mit anderen Worten, dass die Alliierten Behörden während des Zweiten Weltkrieges keine ähnlichen Geschichten mehr erfunden hätten, wie sie es im Ersten Weltkrieg getan hatten, weil sie ohnehin niemand geglaubt hätte. Wenn also derartige Geschichten dennoch während des Zweiten Weltkrieges zirkulierten, so deshalb, weil sie wahr gewesen sein müssen.
Das Problem mit dieser Logik ist, dass es während des Zweiten Weltkriegs reihenweise Meldung gab, die denen aus dem Ersten Weltkrieg glichen, dass nämlich die Nationalsozialisten Lagerinsassen als Rohstoffbasis für alles Mögliche verwendeten: Haare zu Filzstiefeln und Matratzenfüllungen, Fett zu Seife, Haut zu Leder, Asche zu Dünger (Grubach 2002). Niemand hat je über diese Lügen gelacht oder sich deswegen über die Alliierten lustig gemacht. Diese Behauptungen wurden sogar Teil der alliierten Anklagen in diversen Kriegsverbrecherprozessen nach dem Kriege. Leuten, die über diese Behauptungen öffentlich zu lachen wagten, erging es damals schlecht, und auch heute kann ich zu solchem Tun nicht raten.
Z: Demnach ist van Pelts Argument unhaltbar.
R: Absolut unhaltbar zumindest bezüglich dessen, was die alliierten Geheimdienste und Regierungen der Welt glauben machen wollten. Das oben erwähnte Zitat von Cavendish-Bentinck beweist nur, dass diejenigen, die die Lügen im Ersten Weltkrieg erfunden hatten, skeptisch waren. Die Öffentlichkeit selbst hingegen hat nach dem Zweiten Weltkrieg sogar noch viel unkritischer geschluckt, was ihr nach dem Ersten Weltkrieg noch übel aufgestoßen war. Die Seifenlüge des Zweiten Weltkriegs, die erst über 40 Jahre nach Kriegsende offiziell platzte, ist ja in populären Darstellungen bis heute noch quicklebendig (vgl. Abschnitt 2.7.). Der Grund dafür findet sich wiederum in den Akten der britischen Regierungslügner. So sandte das britische Informationsministerium am 29.2.1944 einen Rundbrief folgenden Inhalts an die Kirchen Englands und an die BBC (Rozek 1958, S. 209f.):
“Wir wissen, wie sich die Rote Armee 1920 in Polen und dann erst neulich in Finnland, Estland, Lettland, Galizien und Bessarabien verhielt.
Wir müssen daher in Betracht ziehen, wie sich die Rote Armee mit Sicherheit verhalten wird, wenn sie Mitteleuropa überrennt. […]
Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine gegen den Feind gerichtete Gräuelpropaganda die beste Ablenkung ist. Leider ist die Öffentlichkeit nicht mehr so empfänglich wie in den Tagen der ‘Leichenfabriken’, der ‘verstümmelten belgischen Babys’ und der ‘gekreuzigten Kanadier’.[53]
Um Ihre Mitarbeit wird daher ernsthaft nachgesucht, um die öffentliche Aufmerksamkeit von den Taten der Roten Armee abzulenken, indem Sie verschiedene Anschuldigungen gegen die Deutschen und Japaner vollherzig unterstützen, die vom Ministerium in Umlauf gebracht wurden und werden.”
Z: Also hat van Pelt doch recht.
R: Ich würde sagen, dass van Pelt ähnlich argumentiert wie die britischen Regierungspropagandisten. Das heißt aber nicht, dass van Pelt Recht hat. Das britische Informationsministerium verfolgte ja einen Zweck, nämlich die Medien und Kirchenmänner dazu zu bringen, auch die ungeheuerlichsten Meldungen unkritisch weiterzuverbreiten. Dem ähnlich ist ja auch van Pelts Intention: Er will, dass wir die ungeheuerlichsten Meldungen ebenso kritiklos akzeptieren.
Z: Aber vielleicht hat das Informationsministerium ja wirklich nur wahre Meldungen verbreitet?[54]
R: Es ist unwahrscheinlich, dass diese Ministerium selber glaubte, diese Meldungen seien wahr, denn wenn dem so war, warum schrieb es das dann nicht ausdrücklich? Man lese den Text noch einmal: “Leider[!] ist die Öffentlichkeit nicht mehr so empfänglich” heißt doch, dass man eine Bevölkerung bevorzugt, die sich leicht belügen lässt, und “Anschuldigungen […], die vom Ministerium in Umlauf gebracht wurden und werden”, kann doch nichts anderes bedeuten, als dass das Ministerium sie in Umlauf brachte und schon seit einiger Zeit gebrachte hatte und nicht etwa nur weiterleitete.
Außerdem darf ich anmerken, dass regierungsamtliche Propagandastellen in Kriegszeiten noch nie dazu geneigt waren, die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit zu verbreiten. Die Briten sind schließlich in beiden Weltkriegen die Meister der psychologischen Kriegführung gewesen. Man muss schon arg naiv sein, um zu glauben, dass die Briten ausgerechnet im schlimmsten und für sie gefährlichsten aller Kriege niemals zur Lüge Zuflucht nahmen. Andererseits war es bestimmt nicht das Informationsministerium, welches die meisten dieser Gruselgeschichten erfand und verbreitete. Dafür war die im Geheimen operierende Political Warfare Executive zuständig. Aber da diese Behörde geheim war, konnte sie eben nicht direkt an Mitglieder der britischen Öffentlichkeit herantreten. Daher musste das harmlose Informationsministerium dafür herhalten.
Doch nun zurück zu Butz. Da sich trotz exzellenter Informationslage niemand so verhielt, als würden in Europa Juden massenhaft umgebracht, ist für Prof. Butz eine Schlussfolgerung unumgänglich, die er in die Form einer Metapher kleidete (Butz 2015, S. 480):
“Ich sehe keinen Elefanten in meinem Keller. Gäbe es in meinem Keller einen Elefanten, so würde ich ihn ganz bestimmt sehen. Also gibt es in meinem Keller keinen Elefanten.”
R: Oder im Klartext ausgedrückt meint Butz:
Keiner verhielt sich so, als hätte es einen Holocaust gegeben. Hätte es einen Holocaust gegeben, so hätte man sich entsprechend verhalten. Also gab es keinen Holocaust.
2.9. Die Mermelstein-Lüge
R: Butz‘s wissenschaftliches Buch wurde zu einem Kristallisationskern für den Revisionismus weltweit. Es bewies zum ersten Mal, dass der Revisionismus akademischen Anforderungen genügen kann. Als solches hat es indirekt zu der Gründung der ersten revisionistischen Institution beigetragen, dem Institute for Historical Review (IHR), das 1978 unter der Ägide von Willis Carto in Kalifornien gegründet wurde und das bis Mitte der 1990er Jahre eine beachtliche Menge an wissenschaftlicher revisionistischer Literatur hervorbrachte, zuallererst in Form der inzwischen eingestellten Zeitschrift The Journal for Historical Revue.
Z: Ist denn das IHR nicht inzwischen aufgelöst worden?
R: Nein, es existiert noch, aber aufgrund von andauerndem Missmanagement seit Mitte der 1990er Jahre hat es aufgehört, den Revisionisten eine Inspiration zu sein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das IHR erhielt gleich nach seiner Gründung eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit, als es eine provokative Belohnung von $50,000 ausschrieb für denjenigen, der einen “nachweisbare physischen Beweis für Vernichtung von Juden in Gaskammern” erbringt. Der jüdische vormalige Auschwitz-Häftling Mel Mermelstein verlangte, dass man ihm die Belohnung zahlt, aber das IHR verweigerte dies, da Mermelstein lediglich seine Aussage angeboten hatte, nicht aber einen nachweisbaren physischen Beweis. Mermelstein verklagte das IHR daraufhin für diese Summe. Normalerweise muss der Kläger in Zivilverfahren in den USA seine Behauptungen beweisen. Aber wenn es um den Holocaust geht, fließt das Wasser manchmal den Berg hinauf: Der mit dem Fall befasste Richter entschied am 9.10.1981, dass der Holocaust sowie die Tötung in Gaskammern mittels Zyklon B unbestreitbare Tatsachen seien, womit er der Verteidigung verwehrte, das Gegenteil zu beweisen. Daher musste das IHR Mermelstein wohl oder übel die ausgelobte Summe zahlen (Weber 1982). Die örtlichen US-Massenmedien feierten an diesem Tag den Sieg über den Revisionismus, obwohl während dieses Verfahrens kein einziges Argument ausgetauscht, geschweige denn widerlegt oder bestätigt worden war.
Z: Demnach war das eigentlich ein Public Relations Desaster für den Revisionismus.
R: Das wäre es wohl gewesen, wäre es nicht zu einem wichtigen Nachspiel gekommen, das auch leicht zum finanziellen Ruin des IHR hätte ausarten können. Vier Jahre nach dem obigen Verfahren veröffentlichte Bradley R. Smith einen Artikel im Nachrichtenbrief des IHR, in dem er Mel Mermelstein einen Lügner nannte. Mermelstein verklagte das IHR erneut, aber diesmal auf elf Millionen Dollar Schadensersatz. Es brauchte einige Zeit, bevor sich dieses Verfahren entfaltete, aber als es dann 1991 endlich zum Showdown kam, war das IHR in der Lage nachzuweisen, dass Mermelstein in der Tat in einer Vielzahl von Fällen gelogen hatte; Mermelstein erlitt daher eine vernichtende Niederlage, und sein Antrag auf ein Berufungsverfahren wurde schließlich auch abgewiesen (M. Piper 1994, O’Keefe 1994 & 1997).
Z: Verklagte das IHR anschließend Mermelstein, um die anfänglich gezahlte Summe von $50,000 zurück zu bekommen? Als nachgewiesener Lügner taugt er immerhin nichts mehr als Zeuge, über was er auch immer aussagt.
R: Wäre das IHR in der Lage gewesen, diesen Fall auszuschlachten, so hätte es auf die eine oder andere Weise daraus ein Vermögen machen können. Aber gerade um diese Zeit herum erbte das IHR einige Millionen Dollar. In dem sich daraus ergebenden Streit um das Geld innerhalb der Dachorganisation des IHR ging nicht nur das ganze Geld verloren, sondern wurde zudem auch die gesamte Organisation verkrüppelt.
2.10. Der hingerichtete Hinrichtungsexperte
R: Wir bleiben thematisch in den USA, wenden uns nun aber der exakten Wissenschaft zu. Wer von Ihnen, meine Damen und Herren, weiß, was der Leuchter-Bericht ist? Nur Mut, das ist keine Fangfrage!
Das sind immerhin vielleicht 10 % der Anwesenden. Wer von Ihnen aber weiß, was im Leuchter-Bericht steht?
Also gut, eine kleine Einführung in den Leuchter-Bericht scheint angebracht zu sein, damit Sie wissen, wie es kam, dass sich die Öffentlichkeit wie nachfolgend dargelegt mit diesem Thema beschäftigte.
Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es in den USA die Todesstrafe. Ebenso gibt es dort verschiedenartige Hinrichtungsmethoden und natürlich die dazu notwendigen technischen Einrichtungen. Selbstverständlich bedarf es technischer Experten, um diese Anlagen herzustellen und zu warten. In den 1980er Jahren gab es in den USA nur einen Techniker, der sich auf die Errichtung und Wartung dieser Anlagen verstand: Fred A. Leuchter Jr., in den US-Medien bisweilen auch makaber “Mr. Death” genannt (Morris 1999, Halvorsen 2000). Leuchter wurde wiederholt in den US-Medien als der führende Hinrichtungsexperte schlechthin bezeichnet (Weber 1998a, Trombley 1992&1993, vgl. Leuchter u.a. 2014, S. 243-269).
Was würde nun Ihrer Ansicht nach passieren, wenn Leuchter in einem Privatgutachten zu dem Schluss käme, die für die Französische Revolution behaupteten massenhaften Hinrichtungen mit der Guillotine seien in dem behaupteten Umfange technisch nicht möglich gewesen?
Z: Die Medien und der Büchermarkt hätten eine Kontroverse, mit der sich Geld machen ließe. Und einige Historiker hätten die Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit zu profilieren, indem sie Leuchter runterputzen oder indem sie ihm Recht geben.
R: Sie sind also nicht der Ansicht, man würde Leuchter wegen einer solchen Aussage sämtliche Aufträge streichen und gegen ihn eine Medien-Hetzkampagne durchführen.
Z: Nein, warum das denn?
R: Leuchter könnte ja immerhin falsch liegen.
Z: Das wäre dann zu beweisen. Aber Fehler in einem Privatgutachten zu einem geschichtlichen Thema wären doch kein Grund, jemanden fertig machen zu wollen.
R: …es sei denn… Nun lassen Sie mich die Frage etwas umformulieren. Was würde Ihrer Ansicht nach passieren, wenn Leuchter in einem Privatgutachten zu dem Schluss kommen würde, die für das Dritte Reich behaupteten massenhaften Hinrichtungen in Gaskammern seien in dem Umfang technisch nicht möglich gewesen?
Z: Das ist ja was ganz anderes.
R: Es ist immer noch ein Privatgutachten zu einem geschichtlichen Thema über behauptete Massenhinrichtungen Unschuldiger.
Z: Ja, aber die Öffentlichkeit sieht das anders. Da gibt es Sensibilitäten.
R: Wissenschaftlich jedenfalls gibt es zwischen beiden Thesen keinen grundlegenden Unterschied, und die Reaktion der Historiker sollte hier wie da sein, dass man die von Leuchter vorgebrachten Argumente kritisch prüft und entweder widerlegt oder als gültig akzeptiert.
Z: Demnach hat Leuchter ein Gutachten mit solchen Schlussfolgerungen angefertigt?
R: Richtig. Dies ist das später als Leuchter-Bericht bekannt gewordene Gutachten, das ich vorhin erwähnte. Im Jahre 1983 war der Deutsch-Kanadier Ernst Zündel vor einem kanadischen Gericht angeklagt worden, wissentlich falsche Nachrichten über den Holocaust verbreitet zu haben. Man hatte ihm zur Last gelegt, eine Schrift vertrieben zu haben, in welcher der Holocaust abgestritten wird (Harwood 1974/1975/2012, vgl. Suzman/Diamond 1977, Committee… 1979). Im Frühjahr 1988 begann Zündel während seines Berufungsverfahrens auf Anraten seines Beraters Prof. Dr. Faurisson, nach Fachleuten zur Erstellung eines forensischen Gutachtens über die Anlagen in den ehemaligen deutschen Konzentrationslagern Auschwitz und Majdanek zu suchen, von denen Zeugen behauptet haben, dort seien Menschen vergast worden. Auf Empfehlung staatlicher US-amerikanischer Stellen wandte sich Zündel an Fred A. Leuchter (Faurisson 1988d-g). Fred Leuchter verfasste schließlich unter enormem Zeitdruck ein solches Gutachten, dessen Schlussfolgerungen ich hier zitieren darf (Leuchter 1988, S. 33; Leuchter u.a. 2014, S. 77):
“Nach Durchsicht des gesamten Materials und nach Inspektion aller Standorte in Auschwitz, Birkenau und Majdanek findet der Autor die Beweise überwältigend. Es gab keine Exekutions-Gaskammern an irgendeinem dieser Orte. Nach bestem technischen Wissen und dem Gewissen des Verfassers konnten die angeblichen Gaskammern an den inspizierten Plätzen weder damals als Exekutions-Gaskammern verwendet worden sein, noch könnten sie heute für eine solche Funktion ernsthaft in Betracht gezogen werden.”
Z: Da stiebt der Fuchs in den Hühnerstall.
R: So ähnlich war die Anfangswirkung dieses Gutachtens.
Z: Wo steht Leuchter politisch?
R: Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Obwohl ich ihn getroffen habe, habe ich ihn das nicht gefragt, und er hat in der Öffentlichkeit auch niemals irgendeine politische Aussage gemacht. Daher beschreibt man ihn wohl am besten als völlig unpolitisch. Er hatte wahrscheinlich keine Ahnung, in welch gefährliches Fahrwasser er sich begab, als er den Auftrag zur Anfertigung eines Gutachtens annahm.
Z: Wurde das Gutachten denn vom kanadischen Gericht anerkannt?
R: Nein. Es wurde zur Kenntnis genommen, aber nicht als Beweis zugelassen. Das war dem Richter dann wohl doch zu heiß (Kulaszka 1992, S. 354).
Z: Was sind denn die Argumente, die Leuchter für seine These vorbrachte?
R: Leuchter führte unter anderem an, es habe in den Vergasungsräumen keine gasdichten Türen gegeben sowie keine Lüftungsanlagen zur Abführung des Giftes, die Kapazität der Krematorien sei viel zu klein gewesen, und andere ähnliche technische Argumente. Es waren aber vor allem chemische Analysen, mit denen Leuchter für Furore sorgte. Leuchter hatte aus jenen Räumen Gemäuerproben entnommen, in denen laut Zeugen Menschen massenhaft vergast worden waren, und auch aus einem Raum, der als Entlausungskammer für Häftlingskleidung diente, wo also keine Menschen, sondern nur Läuse getötet wurden. In beiden Räumlichkeiten soll das gleiche Gift – das Pestizid Zyklon B – verwendet worden sein. Während sich nun in der Probe aus der Entlausungskammer große Mengen chemischer Rückstände des Pestizids befanden, gab es in den Proben aus den Menschengaskammern kaum nennenswerte Rückstände. Leuchter behauptet aber, dass man dort ebenso viele Rückstände finden müsste wie in den Entlausungskammern, wenn die Aussagen über Massenvergasungen richtig wären.
Z: Beweist er denn, was er behauptet?
R: Mit dieser Frage legen Sie den Finger in die offene Wunde des Leuchter-Berichts.[55] Mit den von Leuchter behandelten sachlichen Fragen der Hinrichtungsgaskammern werden wir uns aber erst später beschäftigen. Hier interessiert zuerst nur die Wirkung dieses Gutachtens in der Öffentlichkeit.
Tatsache ist, dass dieses Gutachten von Fred Leuchter vielen die Augen darüber geöffnet hat, dass es eine naturwissenschaftlich-technische Art und Weise gibt, sich mit diesem brisanten Thema kontrovers auseinanderzusetzen. Durch dieses Gutachten drang die Auschwitz-Diskussion sehr tief ins bürgerliche Lager ein, obwohl es durch die Medien fast komplett totgeschwiegen wurde. Eines der ersten Zeichen für diese Tiefenwirkung war die positive Erwähnung des Leuchter-Berichts auf den Seiten 225f. im 1989 erschienenen Buch Der Nasenring. Im Dickicht der Vergangenheitsbewältigung des Schweizer Politologen Dr. Armin Mohler. Als nächster Repräsentant des bürgerlichen Lagers, der den Leuchter-Bericht aufgriff, wäre der Berliner Historikers Prof. Dr. Ernst Nolte zu erwähnen. Er veröffentlichte im Frühjahr 1990 in der damals nur zweimonatlich erscheinenden kleinen rechten Zeitung Junge Freiheit einen ganzseitigen Artikel, in dem er über den Leuchter-Bericht und die sich daraus ergebenden Fragen berichtete. Ein im gleichen Jahr veröffentlichtes Werk dreier anerkannter Junghistoriker, das sich mit Revisionen am Geschichtsbild vom Dritten Reich befasst, enthielt einen längeren Beitrag eines gewissen Sozialoberrates Werner Wegner zum Leuchter-Gutachten (Backes u.a. 1990, S. 450-476; vgl. Rudolf 1012a, S. 55-74). Der gleiche Werner Wegner trug dann seine Argumente im Herbst 1991 bei einer Tagung der liberalen bayerischen Thomas-Dehler-Stiftung vor, die gänzlich der Revisionismus-Debatte gewidmet war, wo es also primär um die durch den Leuchter-Bericht ausgelöste Kontroverse ging. Dort trat auch der Schweizer Revisionist Arthur Vogt auf (vgl. Graf 2003), der deswegen dann im Jahr darauf zu einer Geldstrafe verurteilt wurde (Salm 1994).

Nr. 39, 18. September 1992, S/ 104
“Die Auschwitz-Lügen
Mit zunehmender Propaganda leugnen die Rechtsradikalen den Massenmord an den Juden. Sich darüber moralisch zu empören reicht nicht aus. Solange man die Argumente der Revisionisten nicht in der Sache widerlegt, werden sich viele Menschen verunsichert fühlen. Was sind die Fakten?” Nr. 40, 25. September 1992, S. 90
“Der ‘Leuchter-Report’
Seit einigen Jahren berufen sich die Rechtsradikalen auf das Gutachten eines amerikanischen Ingenieurs, der angeblich nachweist, dass es in Auschwitz keine Gaskammern gegeben habe. Was hat es damit auf sich?”
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die öffentliche Debatte um den Leuchter-Bericht ein Jahr später, im September 1992, als Deutschlands größte Wochenzeitung Die Zeit dem Leuchter-Bericht zwei in doppelter Hinsicht einseitige Beiträge widmete (Bastian 1992a&b). Der erste dieser Artikel erschien in der Ausgabe vom 18.9.1992 unter der Überschrift “Die Auschwitz-Lügen”, wobei hier natürlich die Thesen der Revisionisten als Lügen gebrandmarkt werden sollten. Offensichtlich hatte man in der Redaktion der Zeit gemerkt, dass der sich unterschwellig in steigendem Tempo ausbreitende Revisionismus nicht mehr durch Verschweigen zu unterdrücken war und dass daher eine massive Reaktion nötig war. Meldete Die Zeit in ihrer Unterüberschrift noch den hohen Anspruch an, nun endlich auf die Argumente der “rechtsradikalen” Revisionisten reagieren zu wollen, so folgt in dem Artikel doch nur eine sture Wiederholung der alten Litaneien, ohne dass auf die Thesen der Revisionisten auch nur annähernd eingegangen worden wäre. Die zeremonielle Verunglimpfung aller Menschen, die in den hier behandelten Fragen anders denken, als krankhafte Rechtsextremisten und dumme Neonazis, wie sie Die Zeit auch wieder praktizierte, kann nach den bisher Ihnen hier dargestellten Dingen unmöglich ernst genommen werden. Ich möchte hier nicht auf die Einzelheiten dieser Artikel eingehen, zumal es mir hier nur darum geht, die öffentliche Wirkung des Leuchter-Berichts aufzuzeigen. Wer die beiden Zeit-Artikel mit einer entsprechenden revisionistischen Erwiderung lesen möchte, der kann meine entsprechende Veröffentlichung dazu konsultieren (Rudolf 2012a, S. 75-117).
Z: Hat es irgendwelche offiziellen Stellungnahmen zu dem Gutachten Leuchters gegeben?
R: Ja, und zwar widersprüchliche. Eine erste Reaktion erfolgte am 16.3.1990 von einem gewissen Böing vom Bundesjustizministerium an den Revisionisten Dr. Claus Jordan:
“Mit Ihnen bin ich der Meinung, dass es sich bei dem eigentlichen ‘Leuchter-Report’ um eine wissenschaftliche Untersuchung handelt.” (Az. II Bla-AR-ZB 1528/89)
R: Später hat die Bundesregierung allerdings ihre Ansicht geändert, denn in den Bundesverfassungsschutzberichten wird der Leuchter-Bericht seit Jahren als “pseudowissenschaftlich” bzw. lediglich “angeblich naturwissenschaftlich” (Bundesministerium…2000) bezeichnet. Diese Begriffe werden von den deutschen Behörden verwendet, um geschichtliche Ansichten zu verunglimpfen, die den eigenen widersprechen. Bewiesen werden diese damit verbundenen Minderwertigkeitsbehauptungen nie.
Z: Vielleicht stimmt es ja, dass der Leuchter-Bericht gar nicht wissenschaftlich ist.
R: Dem Vorwurf der angeblichen Pseudowissenschaftlichkeit revisionistischer Arbeiten werden wir uns später zuwenden. Ich darf hier das Thema abschließen mit einem kurzen Verweis auf das, was mit dem Autor des Leuchter-Berichts geschah, nachdem die Wellen weltweit hochschlugen.
Angesichts der vielen zigtausend weltweit verbreiteten Exemplare des Leuchter-Berichts in allen Hauptsprachen der Welt sowie der vielen von Leuchter gehaltenen Reden war die Wirkung seines Werkes enorm.
Dadurch aufgeschreckt ergriff die “Niemals vergeben, niemals vergessen”-Fraktion flugs Gegenmaßnahmen. Die “Nazi-Jägerin” Beate Klarsfeld verkündete, dass Fred Leuchter “begreifen muss, dass er für sein Leugnen des Holocaust nicht unbestraft bleiben kann” (Weber 1998a).
Jüdische Organisationen begannen eine bösartige Schmutzkampagne gegen ihn, um sein Ansehen und damit seinen Lebensunterhalt zu zerstören. An vorderster Front befand sich dabei Shelly Shapiro und ihre Gruppe “Holocaust Überlebende und Freunde auf der Jagd nach Gerechtigkeit”, die Leuchter einen Fälscher, Schwindler und Hochstapler nannten. Sie behaupteten wider besseres Wissen, er besitze gar keine Qualifikationen als Spezialist für Hinrichtungstechnologien und habe Titel verwendet, die ihm nicht zustünden (Leuchter 1990, 1992).
Obwohl alle diese Beschuldigungen unfundiert waren und einer juristischen Überprüfung nicht standhielten, war diese Kampagne dank der Kooperation der großen US-Medien erfolgreich. Leuchters Verträge mit den US-Bundesstaatsbehörden zur Herstellung, Installierung und Wartung von Hinrichtungseinrichtungen wurden gekündigt. Er wurde gezwungen, seine Heimat in Massachusetts zu verlassen und im Verborgenen eine neue private Existenz aufzubauen. Kein US-Amerikaner hat mehr unter der Hetze der Holocaust-Lobby gelitten als er.
Z: Steht er denn nach wie vor zu seinen kontroversen Schlussfolgerungen?
R: Ja, unumwunden. Anno 2009 willigte er sogar ein, als Berater bei der revisionistischen Online-Zeitschrift Inconvenient History mitzuwirken.[56]
2.11. Redefreiheit in den USA
R: Wie die Fälle Mermelstein und Leuchter zeigen, kann die Ausübung der Redefreiheit selbst in den USA, wo der erste Zusatz zur US-Verfassung eine hohe Priorität hat, ein riskantes Unternehmen sein. Obwohl es theoretisch jedem freisteht, alle möglichen Beweise zu suchen, zu finden und darzulegen, die nötig sind, um so ziemlich jede etablierte These zu widerlegen, liegen die Dinge etwas anders, wenn es um das stärkste Tabu der westlichen Welt geht. Tatsache ist, dass nicht der freie Markt historische Forschungen finanziert, sondern überwiegend Regierungen und in bestimmtem Ausmaß auch Verleger, wenn sie Geschichtsbücher unbehindert verkaufen können. Fast alle Historiker hängen daher von öffentlichen Mitteln ab oder alternativ von publizistischem Erfolg. Jeder Historiker, der bezüglich der orthodoxen Holocaust-Version Skepsis äußert, würde seinen Job verlieren. Dies ist so in fast allen westlichen Gesellschaften. Eine Strafverfolgung ist nicht notwendig, um Revisionisten zu unterdrücken. Sie auszugrenzen und finanzieller zu ruinieren klappt fast genauso gut, und falls das nicht funktioniert, so haben körperliche Angriffe, Bomben- und Brandanschläge eine sehr überzeugende Wirkung, wie viele Revisionisten währende der letzten vier Jahrzehnte erlebt haben, das IHR eingeschlossen (siehe Kapitel 5.2. für Details).
Durch den in Kapitel 2.9. behandelte Mermelstein-Fall bekam der Revisionist Bradley Smith mächtigen Ärger, so dass er beizeiten nicht mehr für das IHR arbeitete, sondern sein eigenes kleines Unternehmen gründete, um revisionistische Ansichten zu verbreiten. Seit Mitte der achtziger Jahre versucht Smith mit seinem “Committee for Open Debate on the Holocaust” (CODOH), an den Hochschulen und Universitäten der USA eine Diskussion über revisionistische Thesen zum Holocaust in Gang zu bringen. Ein Mittel seiner Wahl sind seit 1991 auch Anzeigen, die er in Hochschulzeitschriften platziert. Mit prägnanten Aussagen zur Redefreiheit und bündigen revisionistischen Artikeln erregt er so Aufsehen (z.B. B.R. Smith 1991).
Smiths Anzeigenkampagne traf das Establishment unvorbereitet, und entsprechend groß war denn auch die Aufmerksamkeit, die Smith damit anfangs erringen konnte. Zwei Stimmen aus zwei führenden US-Tageszeitungen darf ich hier zitieren. Die erste stammt aus der Washington Post (College Ads… 1991):
“Die Idee, die Zeitungsanzeigen [der Revisionisten] dadurch zu bekämpfen, dass man sie unterdrückt, ist eine schlechte Strategie. […] die Studenten sollten vielmehr ermutigt werden, die Holocaust-Geschichte ebenso zu untersuchen wie jeden anderen Abschnitt der Geschichte.”
R: Die womöglich angesehenste Tageszeitung der Welt, die New York Times, veröffentlichte einen Artikel über Smiths Anzeigenkampagne und über die diversen Reaktionen darauf seitens verschiedener Hochschulen und Universitäten:
“Den Holocaust zu bestreiten, mag kolossal ungerecht sein. Doch zu verlangen, dass die Diskussion nur in erlaubten Grenzen stattzufinden habe, dürfte eine noch größere Ungerechtigkeit sein.” (Ugly Ideas… 1992)
R: Die aus seinen Anzeigen resultierende Kontroverse erreichte ihren ersten Höhepunkt im Jahr 1994, als es Bradley Smith gelang, den Revisionismus in die Schlagzeilen führender US-Massenmedien zu bekommen und am 20.3.1994 sogar in das Nachrichtenprogramm “60 Minutes” des US-Fernsehens sowie mit einem sich daran anschließenden Auftritt Smiths zusammen mit dem jüdischen Revisionisten David Cole in der “Phil Donahue Show” (Weber 1994b, Weber/Raven 1994).
Z: Es gibt jüdische Revisionisten?
R: Ja, davon gibt es einige, zum Beispiel Joseph Ginsburg, der unter dem Namen Josef G. Burg viele revisionistische Bücher veröffentlicht hat.
Z: Das überrascht mich.
R: Warum sollen Juden bezüglich der Vergangenheit ihres eigenen Volkes nicht neugierig und kritisch sein? Denn wenn sich herausstellt, dass mächtige und einflussreiche jüdische Persönlichkeiten und Lobbygruppen mithalfen, die Geschichtsschreibung zu verfälschen, so besteht die Gefahr, dass in Zukunft ordinäre Juden dafür zur Rechenschaft gezogen werden, obwohl sie keinerlei Verantwortung tragen. Das ist für einige Juden Motivation genug, um das Dogma zu hinterfragen.
Aber zurück zu den US-Medien. Leider ist es bei dieser Offenherzigkeit und Großzügigkeit nicht lange geblieben. Gegen Ende der 1990er Jahre, als das Internet zur Massenaufklärungswaffe und Smiths Webseite www.codoh.com zu einer wichtigen revisionistischen Informationsdrehscheibe geworden war, wuchs der Druck auf die Redaktionen jener Zeitschriften enorm an, die bezahlte revisionistische Anzeigen angenommen und veröffentlicht hatten. Insbesondere jüdische Lobbygruppen, aber auch andere politisch “korrekte” Gruppierungen sowie letztlich gar die Universitätsleitungen selbst drängten die Autoren bzw. Herausgeber dieser Blätter – bei denen es sich oft um Studenten handelte –, in Zukunft den Abdruck solcher Anzeigen zu verweigern (Brewer 2000, vgl. B.R. Smith 2003a). Der Höhepunkt der Kampagne gegen Smiths revisionistischen Werbefeldzug wurde im Jahr 2000 erreicht. Smith war es Anfang 2000 gelungen, der Zeitschrift University Chronicle der St. Cloud State Universität des US-Bundesstaates Minnesota als Werbebeilage eine komplette Ausgabe seiner Zeitschrift The Revisionist beizulegen (Nr. 2, Jan. 2000). Die Reaktion darauf erfolgte prompt: während einer antirevisionistischen Demonstration gegen diese Beilage, die vom Zentrum für Holocaust- und Völkermordforschung organisiert worden war, verbrannten einige besonders engagierte Studenten öffentlich ein Exemplar von Smiths Schrift. Das Pikante daran ist, dass der wichtigste Beitrag in dieser Ausgabe des Revisionist das Thema Bücherverbrennung und Redefreiheit behandelt (Widmann 2000; ebenso in Koster 2000). Die Studenten verbrannten also nichts anderes als eine Zeitschrift, die sich gegen die Bücherverbrennung wandte!
Z: Das mag nicht gerade feinfühlig gewesen sein, aber verboten ist es ja nicht! Die Studenten haben ja ein Recht darauf, mit einem Geschenk zu machen, was sie wollen. Und Redefreiheit heißt ja nicht, dass man ein Recht darauf hat, seine Meinung nach Belieben veröffentlicht zu sehen.
R: Innerhalb gesetzlicher Schranken kann sicher jeder mit seinem Eigentum machen, was er will. Doch sollte man sich vergegenwärtigen, was dort geschehen ist: Repräsentanten der zukünftigen intellektuellen Elite der führenden Weltmacht verbrennen öffentlich ein Schriftwerk, dessen Inhalt sie massiv feindlich gegenüberstehen. Übrigens glaube ich nicht, dass diese Studenten die Schrift tatsächlich gelesen haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass eine geistig offene Person eine Schrift verbrennen kann, in der gerade diese intellektuelle Todsünde als solche angeprangert wird und ihre katastrophalen Folgen für jede Gesellschaft aufgezeigt werden.
Wenn aber Intellektuelle sich weigern, andere Ansichten zur Kenntnis zu nehmen, und stattdessen diese ihnen letztlich gar nicht bekannten Ansichten dem Feuer übergeben, was muss man dann von diesen Menschen halten? Und was von einer Universität, die ein solches Verhalten auch noch fordert, unterstützt und feiert? Das ist doch vergleichbar mit einem Gerichtsverfahren, wo sich Anklage und Richter weigern, den Angeklagten zu Wort kommen zu lassen, und ihn nur aufgrund von Vorurteilen und Hörensagen verurteilen.
Z: Hat nicht schon Heinrich Heine in seinem Theaterstück Almansor aus dem Jahre 1821 geschrieben:
“Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.”

Abb. 21: Campus-Zeitschrift Chronicle an der St. Cloud State University in Minnesota vom 30.3.2000: “Beilage entzündet Zorn auf Campus”. Sie verbrennen Literatur, welche die Bücherverbrennung anklagt!
R: Das ist der Weg, auf dem sich solch ein Verhalten bewegt! Ein zerstörungswütiger Fanatismus verbirgt sich ohne Zweifel hinter jedem, der Bücher oder Zeitschriften öffentlich verbrennt, nur weil die darin – möglicherweise nur vermuteten (!) – geäußerten Ansichten als anrüchig gelten.
Ich darf hier aber einen Schritt weiter gehen: Was ist die Redefreiheit wert, wenn man zwar ein Recht darauf hat, seine Meinung zu sagen, nicht aber, sie auch zu verbreiten? Um es anhand eines überzeichneten Beispiels zu veranschaulichen: Was wäre von einem Staat zu halten, in dem jeder seine Meinung frei äußern darf, allerdings nur, wenn niemand zugegen ist?
Z: Das hört sich nach Deutschland an, wo man unerlaubte Ansichten zu Juden, Ausländern oder dem Holocaust ja auch nicht mehr risikolos in Gegenwart Dritter äußern kann. Schon ein paar Leute, die in einem Restaurant zusammensitzen, können mir zum Verhängnis werden, wenn mich einer davon verpfeift.
R: Ganz richtig. Was also, wenn sich alle Massenmedien eines Landes weigern, unbezahlte oder bezahlte Beiträge, also Anzeigen zu veröffentlichen, welche die Ansichten einer verfolgten Minderheit darstellen? Um ein Beispiel zu bringen: Wie lange glauben Sie, dass man in den frühen Jahren der USA die Sklaverei hätte aufrecht erhalten können, wenn es den Negern möglich gewesen wäre, den Abdruck bezahlter Anzeigen in den damaligen Zeitungen zu erzwingen?
Z: Aber sie können doch Privatunternehmen nicht zwingen, so etwas zu tun. Das verstieße ja auch gegen die Redefreiheit, denn die Verschweigungsfreiheit ist ja nur die Kehrseite dieses Rechts.
R: Mir geht es hier nicht darum, jemand anderem vorzuschreiben, was er zu sagen hat und was nicht. Es geht hier um bezahlte Anzeigen anderer und um die Frage, ob man regulieren kann, welche Anzeigen ein Medium ablehnen darf und welche nicht. Und in erster Linie geht es auch um die öffentlichen Medien, die kein Recht haben, sich auf private Beliebigkeitsformeln zurückzuziehen. Doch wie dem auch sei: Ich weiß selbst nicht, ob man in dieser Frage regulierend eingreifen sollte oder nicht, denn jedes Gesetz und jede Verordnung, die die Medien zu regulieren versucht, kann schließlich auch gegen die Redefreiheit eingesetzt werden. Letztlich liegt das Problem in der galoppierenden Monopolisierung der Massenmedien und Werbeagenturen und parallel dazu in der weltweiten Verarmung der Vielfalt der veröffentlichten Meinungen. Aber wir kommen zu weit vom Thema ab.
Festgestellt sei, dass es in den USA immer wieder einmal zu Diskussionen über revisionistische Thesen kommt, dass diese Diskussionen jedoch durch massiven politischen Druck auf Verlage und Herausgeber unterdrückt werden. Um Smiths einst so erfolgreiche Anzeigenkampagne im Keim zu ersticken, sehen sich die Spitzen der US-Medien und der US-amerikanischen Judenorganisationen sogar veranlasst, ganz besondere Sorgfalt walten zu lassen: Arthur Sulzberger, Herausgeber der New York Times, sowie Abraham Foxman, Vorsitzender der jüdischen Anti-Defamation League, zwei der einflussreichsten Männer der US-amerikanischen Kultur und Politik, schlossen sich im Jahre 2003 zusammen, um Smiths Arbeit an den Universitäten höchstpersönlich den Garaus zu machen. Die Anti-Defamation League erklärte dazu (ADL 2003, vgl. B.R. Smith 2003b):
“Wenn der Herausgeber einer Studentenzeitung gebeten wird, eine Anzeige zu veröffentlichen, in der geleugnet wird, dass der Holocaust stattfand – oder in der eine ‘offene Debatte’ zu diesem Thema gefordert wird –, kann er oder sie dann ‘nein’ dazu sagen, ohne die Pressefreiheit zu unterminieren?
Nach Ansicht der ADL und der New York Times ist die Antwort darauf ein Ja. Beide Organisationen sind beunruhigt durch die andauernden – und oft erfolgreichen – Versuche von Holocaust-Leugnern […], Anzeigen und anderes Material in Universitätszeitschriften unterzubringen. Aus dieser gemeinsamen Sorge erwuchs ein jährliches Kolloquium mit dem Titel ‘Extremismus zielt auf die Studentenmedien: Zur Ausgewogenheit zwischen Freiheit und Verantwortung.’
Jeffrey Ross, ADL-Direktor für Universitätsangelegenheiten und Höhere Bildung, führte aus: ‘Wir möchten Hochschul-Journalisten dazu erziehen, die Pressefreiheit gegen die Verantwortung der Medien abzuwägen, wenn ihnen Hassmaterial zugesandt wird.’”
Z: Dagegen ist ja nichts einzuwenden, wenn es sich tatsächlich um Hassmaterial handelt.
R: Ja, wenn. Das Problem fängt da an, wie man Hass definiert. Eine bloße Tatsachenbehauptung zu einem geschichtlichen Thema oder das Eintreten für Redefreiheit auch für Revisionisten kann wohl kaum als Hass bezeichnet werden, aber genau das machen die ADL und mit ihr die Massenmedien.
Man sieht also, zu welchen Schritten man sich in den USA genötigt sieht, um den intellektuellen Erfolg revisionistischer Thesen einzudämmen: Die Zensur soll schon früh als feste Größe in die Köpfe dieser Jungjournalisten eingepflanzt werden.
Z: Ich nenne diese Erziehung gegen das journalistische Berufsethos Gehirnwäsche.
R: Nun, die klassische Gehirnwäsche greift wohl auf andere, drastischere Mittel zurück.
Z: Je subtiler und zivilisierter, umso erfolgreicher ist doch diese Art der Gehirnwäsche!
R: Dann wäre jede Art der Erziehung Gehirnwäsche.
Z: Aber hier werden Leute gegen ihr Berufsethos von den Führern ihrer Berufssparte manipuliert!
R: Sagen wir es einmal so: Diese Führer definieren ihr Ethos neu: Redefreiheit ja, Hassfreiheit nein. Das Problem ist, dass keine universell anwendbare Definition von Hass gegeben wird. Denn wenn eine geschichtliche These allein deshalb Hass darstellt, weil diese These bestimmten Leuten hassenswert erscheint oder andere Leute zu unguten Gefühlen gegen Dritte veranlasst, so stellen potentiell alle geschichtlichen Thesen Hass dar. Schließlich mag sich immer jemand durch historische Aussagen auf den Schlips getreten fühlen. Ich kann nicht einsehen, warum man da eine Ausnahme machen soll, wenn es um Aspekte der jüdischen Geschichte geht, die ja auch immer die Geschichte anderer Völker berührt.
Z: Die geschichtliche Wahrheit ist Hass in den Augen jener, die die Wahrheit hassen, und das ist die Wahrheit!
R: Ein guter Spruch, aber selbst, wenn der Revisionismus nicht die Wahrheit sein sollte, sondern lediglich ein ehrlicher Irrtum, so wird aus ihm deswegen immer noch kein Hass.
2.12. Iwan der Falsche
R: Die Auswirkungen der eingeschränkten Redefreiheit werden am Fall von John Demjanjuk deutlich. Die Menschenrechte bilden in den multikulturellen USA weitaus mehr eine identifikationsstiftende Grundlage, als dies in Europa der Fall ist. Aus diesem Grunde wacht die dortige Öffentlichkeit wesentlich stärker über die Einhaltung der entsprechenden Rechtsnormen, sollte man meinen.
1986 wurde der US-amerikanische Staatsbürger John Demjanjuk an Israel ausgeliefert, weil er während des Zweiten Weltkrieges im Vernichtungslager Treblinka Abertausende von Juden ermordet haben soll. Als gegen Ende der achtziger Jahre allerdings ruchbar wurde, dass Demjanjuk in Jerusalem nur aufgrund äußerst zweifelhafter, ja gefälschter Beweise verurteilt worden war, regten sich in den USA auch prominente Stimmen, die eine Rückgängigmachung der Auslieferung forderten, da Israel diese unter Vortäuschung falscher Tatsachen erreicht habe. Schließlich seien die USA gegenüber jedem ihrer Staatsbürger verpflichtet, dessen Rechtssicherheit und Rechtsschutz zu garantieren, was im Falle der Prozesse in Israel offensichtlich nicht möglich war.
Die Aussagen prominenter Persönlichkeiten gingen aber noch über diese Forderung hinaus. Als exponierteste unter diesen Persönlichkeiten möchte ich hier Pat Buchanan nennen. Buchanan war in den achtziger Jahren ein persönlicher Berater von US-Präsident Ronald Reagan und im Vorwahlkampf zu den Präsidentschaftswahlen 1992 einer der republikanischen Konkurrent des sich zur Wiederwahl stellenden damaligen US-Präsidenten Bush Senior.
Bereits 1986 hatte Buchanan das Verfahren gegen Demjanjuk als neue Dreyfus-Affäre[57] bezeichnet und meinte dann vier Jahre später im Zuge des Berufungsverfahrens gegen Demjanjuk (Buchanan 1990, siehe Heilbrunn 1999):
“1.600 medizinische Artikel wurden seit dem Kriege verfasst über ‘Die psychologischen und medizinischen Auswirkungen der Konzentrationslager auf Holocaust-Überlebende.’
Dieses sogenannte ‘Holocaust-Überlebenden-Syndrom’ umfasst ‘Gruppenfantasien des Märtyrer- und Heldentums.’ Es wird berichtet, dass die Hälfte der 20.000 Überlebendenberichte als ‘unzuverlässig’ angesehen werden, die im Gerichtssaal nicht zu verwenden seien.
Schließlich der Todesmotor. Während des Krieges berichtete die Untergrundregierung des Warschauer Ghettos nach London, dass die Juden in Treblinka mit Starkstrom und Dampf getötet werden.”
Z: Das ist mir neu.
R: Nun, für die meisten Lager hat sich die angebliche Mordwaffe stetig geändert, bis sich die Historiker auf eine bestimmte Methode einigten. Wir werden dieses und andere Themen in Kapitel 3.5. über Treblinka näher behandeln. Zurück zu Buchanans Artikel:
…“Das israelische Gericht schlussfolgerte jedoch, dass es sich bei der Mordwaffe an 850.000 um den Dieselmotor eines sowjetischen Panzers gehandelt habe, der seine Abgase in die Todeskammer ausstieß. Alle starben binnen 20 Minuten, schwor Finkelstein im Jahre 1945.
Das Problem ist: Dieselmotoren geben nicht genügend Kohlenmonoxid ab, um irgendjemanden damit zu töten. 1988 waren in Washington, DC, 97 Kinder in einem Tunnel 130 Meter unter der Erde eingeschlossen, während zwei Diesellokomotiven ihre Abgase in die Waggons bliesen. Nach 45 Minuten konnten alle unverletzt befreit werden.
Demjanjuks Waffe für den Massenmord kann nicht töten.’”
Z: Was hat die Fähigkeit von Dieselmotoren mit Demjanjuks möglicher Schuld zu tun?
R: Ich werde in Kürze darauf näher eingehen. Soviel sei hier aber schon angedeutet: Die Massenvergasungen von je nach Quelle 700.000 bis zu 3 Millionen jüdischen Opfern im Lager Treblinka, in dem John Demjanjuk gewütet haben soll, sollen mit Abgasen aus den Dieselmotoren sowjetischer Beutepanzer erfolgt sein. Hier wollen wir aber vorerst die Frage ausklammern, wie fundiert diese Behauptung ist und ob Buchanan mit seinen Zweifeln an der technischen Machbarkeit des geschilderten Massenmordszenarios recht hat.
Ich möchte hier auf andere Dinge aufmerksam machen. Erstens: Können Sie sich, verehrte Zuhörer, vorstellen, dass ein exponierter Politiker in Europa eine solche Aussage macht und dann zwei Jahre darauf noch die Möglichkeit und vor allem gute Chancen besitzt, bei einer großen Volkspartei für das Amt des Kanzlerkandidaten zu kandidieren? Wohlgemerkt: Pat Buchanan ist von seinen damaligen Aussagen nicht abgerückt! (Weber 1999a)

Zum Mörder gestempelt
Obwohl das Bundeskriminalamt die Israelis warnte, der angebliche SS-Dienstausweis von Iwan Demjanjuk sei gefälscht, soll der Ex-Ukrainer hingerichtet werden.
[…] Das einzige schriftliche Beweisstück in diesem Verfahren, ein von der Sowjetunion zur Verfügung gestellter SS-Dienstausweis Demjanjuks, ist nach Einschätzung von Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden eine Fälschung. Mehr noch: Dies war den israelischen Behörden bereits vor Prozeßbeginn im Februar 1987 bekannt. […]
[…] So haben 21 Ex-Wachmänner aus Treblinka in Prozessen unabhängig voneinander erklärt, ein Ukrainer namens Iwan Marchenko sei “Iwan der Schreckliche” gewesen – und nicht Iwan Demjanjuk.
Den Hauptankläger in Jerusalem, Staatsanwalt Michael Shaked, fechten die Zweifel an seinen Beweisen nicht an: “Dass Demjanjuk getötet hat, steht für mich fest – ob in Treblinka, in Sobibor oder anderswo.” Und zum Fälschungsverdacht des BKA erklärte er jetzt dem STERN: “Wir stützen uns auf unsere eigenen Gutachten und halten sie nach wie vor für überzeugend.”
Z: In vielen europäischen Ländern würde ein Politiker, der solche Aussagen macht, wohl mit dem Gesetz in Konflikt geraten und ganz schnell von der Politbühne verschwinden. Schließlich stellt er damit die Massenvernichtung in vielen Lagern an sich in Abrede!
R: Um verstehen zu können, was Buchanan zu seiner Aussage trieb, darf ich kurz die Ereignisse um John Demjanjuk zusammenfassen.
Die US-amerikanischen Einwanderer aus der Ukraine waren während des Kalten Krieges in zwei Gruppen gespalten, eine kommunistische, von Moskau gelenkte, und eine unabhängige Gruppe. Die kommunistisch gelenkte Gruppe gab damals das Wochenblatt News from Ukraine heraus, dessen Hauptaufgabe darin bestand, die andere, antikommunistische, national eingestellte Gruppe der Exilukrainer zu diffamieren, insbesondere indem man immer wieder behauptete, die nationalen Ukrainer hätten im Zweiten Weltkrieg mit den “deutschen Faschisten” kollaboriert (Rullmann 1987, S. 76). Ein Mittel dazu war die Enthüllung angeblicher Kriegsverbrechen durch ukrainische Täter, wodurch nicht nur unter diesen Exil-Ukrainern Streit gesät, sondern auch ihr Ansehen in der Öffentlichkeit herabgesetzt wurde (ebd., S. 87, 96ff.; HT Nr. 25, S. 35; HT Nr. 34, S. 14). Diese Praxis der Bekämpfung von Gegnern durch die UdSSR mittels Desinformationen und verfälschter oder totalgefälschter Beweise ist allgemein bekannt. Sogar das bundesdeutsche Innenministerium hat Mitte der 1980er Jahre vor dieser Praxis gewarnt (Innere Sicherheit 1985). Umso mehr muss man sich wundern, dass die US-Behörden den kommunistischen Exilukrainern im Fall Demjanjuk Mitte der siebziger Jahre auf den Leim gingen.
1975 übergab Michael Hanusiak, ein damaliger Mitarbeiter der Moskau-treuen News from Ukraine, der US-Einwanderungsbehörde eine Liste mit 70 Namen angeblicher NS-Kollaborateure ukrainischer Herkunft, worunter sich auch John Demjanjuk befand, der damals als US-Bürger in Cleveland/Ohio wohnte. Hanusiak trieb eine belastende Aussage eines gewissen H. Daniltschenko auf, der zufolge Demjanjuk in den deutschen Lagern Sobibor und Flossenbürg gedient haben soll (Rullmann 1987, S. 76f.). Dies sowie die Abbildung eines Ausweises, der angeblich Demjanjuks Ausbildung zum Lagerwachmann im Arbeitslager Trawniki sowie seinen Einsatz in den beiden oben genannten Lagern belegen soll, waren der Anlass für die US-Einwanderungsbehörde, sich dem Fall Demjanjuk zu widmen. 1976 beantragte das US-Justizministerium die Aberkennung der Staatsbürgerschaft Demjanjuks wegen angeblich falscher Angaben in seinen Einwanderungspapieren.
Inzwischen tauchten in Israel Zeugen auf, die an Hand vorgelegter Fotos in John Demjanjuk den angeblich in Treblinka eingesetzten “Iwan den Schrecklichen” erkannt haben wollten, worauf Strafermittlungen gegen Demjanjuk sowohl für Sobibor als auch Treblinka einsetzten. Das Office of Special Investigations (OSI), eine 1976 unter US-Präsident Jimmy Carter eingerichtete Nazijäger-Behörde, übernahm 1979 offiziell den Fall Demjanjuk. Hauptsächlich aufgrund des von Hanusiak vorgelegten Lagerausweises wurde Demjanjuk 1984 die US-Staatsbürgerschaft entzogen, und er wurde 1986 an Israel ausgeliefert, obwohl Israel formell keinerlei Anspruch auf einen solchen Schritt erheben konnte.
Z: Warum denn nicht?
R: Beschuldigte werden entweder an jene Länder ausgeliefert, wo sie Staatsbürger sind bzw. zur Tatzeit waren, oder aber an jene Länder, wo sie ihre Verbrechen begangen haben sollen, also hier entweder die Sowjetunion oder Polen. Israel gab es zur angeblichen Tatzeit ja noch gar nicht.
Während des Strafverfahrens in Jerusalem[58] entlarvte der Sachverständige der Verteidigung Demjanjuks Dieter Lehner den Lagerausweis allerdings als eine Totalfälschung (Lehner; Rullmann 1987, S. 103ff.), was in Übereinstimmung mit den Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes stand. Obwohl die israelischen Behörden bereits 1987 vom BKA über diesen Umstand unterrichtet wurden, unterdrückte das Gericht diese Erkenntnis. Der Hauptankläger Michael Shadek meinte dazu lediglich (siehe Textkasten auf S. 125):
“Dass Demjanjuk getötet hat, steht für mich fest – ob in Treblinka, in Sobibor oder anderswo.”

Donnerstag, 26. März 1992
Demjanjuk: Iwan der Falsche statt Iwan der Schreckliche
Bundesdeutsche Stellen verschweigen Wissen um gefälschtes Beweisstück
[…] Unsere Zeitung hat bereits […] über ein Gutachten des Zeitgeschichtlers Dieter Lehner […] berichtet, in dem dieses “Dokument” als eine Totalfälschung entlarvt wird. Ein Beispiel: Das Ausweis-Foto stammt aus den Akten der US-Einwanderungsbehörde und wurde erst 1947 (!) aufgenommen […]
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass auch bundesdeutsche Staatsorgane in die Affäre […] verstrickt sind. Denn offensichtlich haben seit fünf Jahren höchste politische Stellen dafür gesorgt, dass die Wahrheit […] nicht an die Öffentlichkeit gelangte. […] Als das kriminalamtliche Gutachten gerüchteweise bekannt wurde, nahm sich das Bonner Bundeskanzleramt der Sache an. Vertreter der Demjanjuk-Verteidigung wurden abgewimmelt. Die Existenz des BKA-Gutachtens wurde ihnen verschwiegen. Obwohl das Kanzleramt die Gutachten Lehners und des BKA kannte, wurde eine falsche Fährte gelegt. Nicht der Ausweis, sondern nur das Foto sei von den Kriminalisten überprüft worden […]
Doch selbst diese Aussage ist falsch. […] Das Bundeskriminalamt wurde gegenüber der Öffentlichkeit zum Schweigen vergattert. Ein BKA-Abteilungsleiter vermerkte in den Akten: “Die fachlichen Bedenken sollten hier offensichtlich den politischen Aspekten untergeordnet werden.”
R: Und auf den Einwand, dass der SS-Ausweis nach Erkenntnissen des BKA gefälscht sei:
“Wir stützen uns auf unsere eigenen Gutachten und halten sie nach wie vor für überzeugend.”
R: Aber auch deutsche Behörden spielten im Zusammenhang mit dem gefälschten Trawniki-Ausweis ein seltsames Spiel. So berichtete der Münchner Merkur, das Bundeskanzleramt habe höchstpersönlich dafür gesorgt, dass der Verteidigung Demjanjuks die Existenz der deutschen Sachgutachten seitens Lehners und des BKA verheimlicht wurde und dass das BKA auf Anweisung von oben gegenüber der Öffentlichkeit zum Schweigen vergattert wurde. Mehr noch: Der Gutachter vom BKA, der schließlich doch im Jerusalemer Gericht erschien, wurde von deutschen Stellen dazu angehalten, für diesen Prozess nur ein Teilgutachten zu erstellen, das sich lediglich auf gewisse Übereinstimmungen des retuschierten Passbildes im Trawniki-Ausweis mit Gesichtszügen Demjanjuks bezog. Dadurch wurde im Jerusalemer Prozess der Anschein erweckt, der Ausweis sei echt. Das Teilgutachten wurde von dem BKA-Sachverständigen Dr. Altmann vorgetragen. Der BKA-Abteilungsleiter Dr. Werner kennzeichnete dieses Verhalten der deutschen Behörden in seiner damals verfassten Aktennotiz mit den Worten (vgl. Testkästen S. 127, 129; Melzer 1992, bes. S. 3, 13):
“Die fachlichen Bedenken sollen offensichtlich den politischen Aspekten untergeordnet werden.”
R: Das Ausweisbild ist nach heutigem Kenntnisstand ein altes Foto Demjanjuks aus dem Jahre 1947, entnommen den Einwanderungsakten in den USA (!), und wurde für den Ausweis entsprechend umretuschiert.
Wie wichtig dem OSI in diesem Verfahren Demjanjuks Lagerausweis war, beweist der Umstand, dass es zusammen mit den israelischen Behörden versuchte, eine Reihe von Zeugen entgegen der Wahrheit dazu zu bewegen, doch die Echtheit dieser Fälschung zu bestätigen (Rullmann 1987, S. 118ff., 174ff.).
Z: Demnach haben wir hier eine Verschwörung von US-Behörden mit sowjetischen, deutschen und israelischen Behörden gegen die Wahrheit!
R: Ja, eine internationale Verschwörung zur Aufrechterhaltung eines Mythos! Den Schauprozess-Charakter des ganzen Verfahrens gegen Demjanjuk in Israel hat sein Verteidiger Yoram Sheftel anno 1994 in einem Buch ausführlich dargelegt, dessen Lektüre ich hier wärmstens empfehlen kann.
Zeugenaussagen Überlebender waren während dieses Prozesses das einzige Beweismaterial, auf das sich die Anklage gegen Demjanjuk letztlich stützen konnte. Es stellte sich jedoch während des Prozesses heraus, dass die Aussagen sämtlicher Belastungszeugen unzuverlässig waren, weil sie sich selbst oder einander widersprachen oder weil die Zeugen offenbar derart vergreist waren, dass ihre Aussagen nicht verwertbar waren. Dennoch wurde Demjanjuk wegen der ihm angelasteten Gräuel in erster Instanz zum Tode verurteilt.
Der für den objektiven Beobachter offenkundig gewordene Schauprozess-Charakter dieses Verfahrens führte dann zu den anfangs angeschnittenen Wortmeldungen einer in den USA immer stärker werdenden Lobby. Sie forderte die Aufhebung des Urteils von Jerusalem sowie die Rückführung und Wiedereinbürgerung Demjanjuks in die USA, da Israel offensichtlich nicht gewillt oder fähig war, einen rechtsstaatlichen Prozess gegen einen ehemaligen US-Bürger zu führen. Zu den engagiertesten Lobbyisten zählten neben dem bereits erwähnten Pat Buchanan auch der US-Kongressabgeordnete James V. Traficant.[59]

Sondernummer, Frühjahr 1992
Geleitworte des britischen Historikers N. Graf Tolstoy
Gutachter im Jerusalemer Prozess gegen Demjanjuk
“Ich bete, dass die Sondernummer von SEMITTIMES mit dem Artikel von Herrn Lehner ein doppeltes Übel verhindern möge: Das eine, das einem Menschen widerfährt, wie es jeder von uns sein könnte, und ein anderes, das sich gegen die Menschlichkeit an sich richtet. Schon zur Zeit Salomons galt der Rechtsbruch als Perversion der natürlichen Ordnung. Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit werden Ehre und Vertrauen zerstört, und mit dem Triumph der Lüge löst sich die Gesetzmäßigkeit der Moral im Chaos der Willkür auf.”
Pat Buchanans Einsatz für Demjanjuk zog wegen seiner Präsidentschaftskandidatur und seiner Medienprominenz nicht unerhebliche Aufmerksamkeit auf sich. Seine Ansichten zu Demjanjuk im Besonderen und Treblinka im Allgemeinen konkretisierte er 1991 im US-Fernsehen sogar dahingehend, dass Treblinka sicherlich ein schrecklicher Ort war, zu dem Hunderttausende Juden gebracht wurden und wo Tausende starben.[60]
Z: Tausende? Meint er damit fünftausend oder siebenhunderttausend?
R: Das ist dann eine Frage der Interpretation. Tatsache ist, das Buchanan zu jener Zeit von einem revisionistischen Einzelkämpfer mit Beweismaterial versorgt wurde (Skowron 1992), das auch der Verteidigung Demjanjuks zur Verfügung gestellt wurde und in dem das Resümee gezogen wurde, dass es in Treblinka keinen Massenmord gegeben haben kann und dass allein schon aus diesem Grund John Demjanjuk wie jeder andere Angeklagte unschuldig sein müsse. Buchanans Argumentationsweise deutet daraufhin, dass er sich zumindest Teile davon zu eigen gemacht hatte. Jedenfalls blies der Holocaust-Lobby damals der Wind heftig ins Gesicht: Der damals weltweit kursierende Leuchter-Bericht unterminierte die Auschwitz-Legende, im Demjanjuk-Prozess stellten sich Überlebende gleich reihenweise als unzuverlässige Zeugen heraus, und prominente US-Amerikaner waren drauf und dran, öffentlich revisionistische Positionen zu vertreten.
Hinter der Deckung der weltweit immer lauter werdenden Kritik am Demjanjuk-Prozess wagten sich dann schließlich auch die deutschen Medien an das Thema heran, so etwa in den bereits zitierten Beiträgen im Stern und im Münchner Merkur, wenngleich auch mit sehr vorsichtiger Wortwahl.
Es kann daher nicht überraschen, dass in jenen Jahren sogar die dogmatischsten aller Holocaust-Anhänger kritische Bemerkungen über die Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen zum Holocaust machten. So erklärte zum Beispiel Shmuel Krakowski, ein Direktor am Yad Vashem Museum in Israel, in einem Interview mit der Jerusalem Post im Jahre 1986, dass er viele, wenn nicht gar die meisten der Zeugenaussagen in Yad Vashem Archiv für unzuverlässig halte:[61]
“Krakowski sagt, dass viele Überlebende, die ‘ein Teil der Geschichte sein wollen’, ihrer Einbildung freien Lauf gelassen haben. ‘Viele waren niemals an den Orten, wo sie behaupten, Grausamkeiten erlebt zu haben, während andere sich auf Informationen aus zweiter Hand verlassen, die ihnen von Freunden oder Fremden gegeben wurden’ so Krakowski. Eine große Anzahl von Aussagen in den Akten stellte sich später als ungenau heraus, nachdem Angaben über Orte und Daten von Fachhistorikern nicht bestätigt werden konnten.”
R: Der damals angesehenste Holocaust-Forscher, der jüdisch-amerikanische Politologe Raul Hilberg, bestätigte anno 1986 im Zusammenhang mit dem Demjanjuk-Prozess die Aussage des jüdischen Wissenschaftlers Samuel Gringauz, dass “die meisten der Memoiren und Berichte [von Holocaust-Überlebenden…] voller […] Übertreibungen, […] ungeprüfter Gerüchte, Parteilichkeiten, parteilicher Angriffe und Rechtfertigungen” sind.[62]
Z: Ich sehe, dass dieser Schauprozess für Israel mächtig nach hinten losging. Aber warum haben sie ein solches Desaster überhaupt riskiert?
R: Allein der Veröffentlichung der SemitTimes verdanken wir die Möglichkeit, hier Ross und Reiter zu nennen: Israel brauchte, so die Darstellung dieser jüdischen Zeitschrift, erneut einen Betroffenheitsrummel um das Leiden des jüdischen Volkes, damit es von den eigenen Verbrechen an den Palästinensern in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens ablenken konnte (Melzer 1992).
Z: Was hat das aber mit dem Thema dieses Vortrages zu tun?
R: Nun, die Frage ist, ob die Tatsache, dass Israel erneut einen Betroffenheitsrummel brauchte, Anlass geben sollte nachzuprüfen, ob vielleicht auch bei anderen Prozessen in anderen Ländern gewisse Rahmenbedingungen den rechtsstaatlichen Prinzipien widersprechen, zu denen sich offiziell ja auch Israel bekennt. Die SemitTimes gibt uns auch hier einen Tipp: Der ebenfalls in Jerusalem abgelaufene Eichmann-Prozess galt als Vorbild für den Demjanjuk-Prozess. Später werde ich noch auf in Deutschland abgehaltene Prozesse eingehen. Aber Ihre Frage ist darüber hinaus gerechtfertigt, denn was beweist die Tatsache einer weiteren Dokumentenfälschung sowie unzuverlässiger Zeugenaussagen schon für den Gesamtkomplex? Vorerst auch hier nur, dass bezüglich jeden Dokuments und jeder Zeugenaussage Skepsis angebracht ist. Wenn ich Sie, verehrte Hörer, so weit davon überzeugen kann, dass gegenüber unseren Medien und Geschichtsschreibern so viel Skepsis angebracht ist, wie Sie sie hoffentlich mir gegenüber haben, so ist schon viel erreicht.
Angesichts des Anfang der 1990er Jahre wachsenden internationalen Druckes kann es wohl nicht sehr überraschen, dass das Jerusalemer Revisionsgericht im Sommer 1993 eine Frontbegradigung durchführte und Demjanjuk aus Mangel an Beweisen freisprach.[63]
Z: Demnach hat also in Israel der Rechtsstaat doch über den Rachedurst obsiegt.
R: Die Kluft zwischen Todesurteil und Freispruch ist ein bisschen zu groß, um einfach mit einem Schulterzucken zur Tagesordnung überzugehen. Schließlich unterscheidet sich der Fall Demjanjuk ja nicht prinzipiell von anderen ähnlichen Prozessen, in denen es zu Todesurteilen oder Freiheitsstrafen kam, denn Art und Inhalt der Zeugenaussagen, einschließlich innerer und äußerer Widersprüche und sachlicher Unmöglichkeiten, waren ja im Demjanjuk-Verfahren nicht zum ersten Mal aufgetreten, wie wir später noch erkennen werden. Sie sind dort nur zum ersten Mal erfolgreich gerügt worden. Wenn aber festgestellt wurde, dass alle Zeugen Falschaussagen abgaben, die dann zu einem Fehlurteil führten, müsste dann nicht Klage gegen die Falschzeugen erhoben werden? Und müssten dann nicht andere Verfahren, in denen die gleichen Zeugen auftraten bzw. in denen inhaltlich ähnliche Aussagen gemacht wurden – sei es nun in Israel, in Deutschland oder in Polen –, nun wiedereröffnet und neu verhandelt werden? Aber nichts dergleichen geschah. Man breitete einfach den Mantel des Schweigens über diese peinliche Angelegenheit.
Z: Wurde Demjanjuk danach zurück in die USA gelassen und repatriiert?
R: Ja, 1998, aber im Jahr 2002 begann das OSI ein neues Verfahren, um seine Staatsbürgerschaft erneut abzuerkennen. Diese Entziehung wurde schließlich im Jahre 2004 vom Obersten Gerichtshof der USA bestätigt, woraufhin die Abschiebeprozedur in sein Geburtsland, also die Ukraine, eingeleitet wurden. Bezüglich der Beweise, die zum Nachweis von Demjanjuk angeblichen Missetaten vorgelegt wurden, schrieb die Cleveland Jewish News am 31.5.2004:
“Am wichtigsten von ihnen [den Dokumenten zum Beweis für Demjanjuks Schuld] ist der Trawniki-Ausweis, auf dem sich Demjanjuks Foto und eine Beschreibung von ihm befinden.”
R: Nach 30 Jahren Kampf war Demjanjuk also wieder da, wo alles angefangen hatte. Dieses Mal hatte er allerdings keinerlei öffentliche Unterstützung. Im Jahre 2009 wurde er schließlich an Deutschland ausgeliefert, wo er wegen angeblichen Massenmordes vor Gericht gestellt wurde (vgl. Graf u.a. 2010, S. 459-477). Obwohl er schließlich lediglich aufgrund seiner behaupteten Anwesenheit im Lager Sobibor wegen Beihilfe zum Massenmord zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, verstarb Demjanjuk, der bis zuletzt auf seine Unschuld bestanden hatte, am 17.3.2012 während seines Revisionsverfahrens formell als unschuldiger Mann.
2.13. Antifaschistische Lügen

Mittwoch, 3. Oktober 1990 – Seite 5
Neue Proteste über Gedenktafeln
Kommission versucht Kontroverse beizulegen
[…] Jetzt gibt es Proteste, weil nicht verdeutlicht wird, dass die Juden die Hauptopfer des Lagers [Auschwitz] waren und dass Bulgarien und Dänemark ebenfalls eine Gedenktafel erhalten haben, obwohl nur ein Bulgare dort inhaftiert war und kein Däne. […] ‘Es wird der Erinnerung an die Opfer nicht gerecht, dass der Juden, die bis zu 90% der Toten ausmachten, ebenso mit einer Tafel gedacht wird wie der Bulgaren und Dänen.’ […] Die Kontroverse um die Frage, wer in Auschwitz-Birkenau welche Opferzahlen stellt, führte dazu, dass die polnische Regierung die Gedenktafeln entfernen ließ, die angaben, dass von den vier Millionen Toten zwei Millionen Polen waren.
R: Menschliche Eifersüchteleien machen selbst vor den Opfern des Konzentrationslagers Auschwitz nicht halt. Als die Dänen und die Bulgaren im Jahre 1989 in Auschwitz ebenfalls einen Gedenkstein erhielten, obwohl dort kein Däne und nur ein Bulgare gestorben war, beschwerten sich jüdische Organisationen, in Auschwitz werde nicht hervorgehoben, dass Juden die Hauptopfer des Lagers gewesen seien. Vielmehr sei auf den Gedenksteinen fälschlich vermerkt, dass von den 4 Millionen Opfern der Vernichtung 2 Millionen Polen gewesen seien (Commission… 1990).
Z: Hatten Sie nicht zuvor erwähnt, dass laut den Sterbebüchern tatsächlich mehr Christen in Auschwitz umkamen als Juden? (S. 49)
R: Richtig, und die meisten dieser Christen waren wahrscheinlich tatsächlich Polen. Aber das sind ja nur die eines “natürlichen” Todes gestorbenen Opfer. Jetzt sprechen wir von allen behaupteten Opfern, die angeblich vergasten, aber undokumentiert gebliebenen Opfer eingeschlossen.
Eine durch diesen Streit initiierte Kommission stellte schließlich gegen Ende 1990 fest, dass im Lager Auschwitz nicht, wie bisher offiziell angegeben, vier, sondern “nur” ca. 1,5 Millionen Menschen gestorben seien, wovon etwa 90% jüdischen Glaubens gewesen seien. Daraufhin wurden die alten Gedenktafeln im Lager Auschwitz-Birkenau abmontiert, auf denen von vier Millionen Opfern die Rede war.
Z: Steht die Entfernung der alten Gedenktafeln mit den Opferzahlen von vier Millionen nicht im Zusammenhang mit einem Gutachten, das in dieser Zeit von einem polnischen Institut erstellt wurde?

18. Juli 1990
Auschwitz Tote auf 1 Million reduziert
Von Krzysztof Leski in Warschau und Ohad Gozani in Tel Aviv
POLEN HAT seine Schätzung der Anzahl von Personen, die von den Nazis im Todeslager Auschwitz getötet wurden, von vier Millionen auf knapp über eine Million gekürzt.
Es wird jetzt akzeptiert, dass die überwiegende Mehrheit der Toten Juden waren, trotz Behauptungen von Polens vormaliger kommunistischer Regierung, dass gleich viele Polen wie Juden in Deutschlands größtem Konzentrationslager umkamen. […]
Dr. Shmuel Krakowski, Forschungsleiter an Israels Yad Vashem Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust, sagte, die neuen polnischen Zahlen seien korrekt. […] Dr. Krakowski warf Polens vormaliger kommunistischer Regierung vor, die falsche Zahl perpetuiert zu haben in dem Versuch, den Holocaust zu verharmlosen und Behauptungen abzustützen, dass Auschwitz nicht ein ausschließlich jüdisches Todeslager war.
R: Ganz klar nein. Das Ergebnis dieses Gutachtens aus Krakau, das Sie ansprechen und auf das ich später noch eingehen werde (Abschnitt 3.4.6.), machte zur Opferzahl überhaupt keine Aussagen.
Interessant ist nun die Reaktion der Öffentlichkeit auf die offizielle Verminderung der Opferzahlen von Auschwitz, von denen ich hier nur drei Beispiele anführen möchte.
Da ist zunächst die Reaktion von Dr. Shmuel Krakowski, dem uns schon bekannten Direktor von Yad Vashem in Israel. Er beschuldigte Polens ehemaligen Kommunisten, die maximalistische 4-Million-Opferzahl von Auschwitz perpetuiert zu haben “in dem Versuch, den Holocaust zu verharmlosen” (siehe Textkasten S. 133). Kann mir jemand erklären, wie man den Holocaust verharmlosen kann, indem man die Opferzahlen übertreibt?
Z: Krakowski meinte, die alte Opferzahl habe nicht hervorgehoben, dass Juden die hauptsächlichen Opfer waren.
R: Ja, aber um diesen Eindruck zu vermitteln, haben die Kommunisten nicht etwa die Opferzahl der Juden reduziert, sondern übertrieben – und sie haben die Zahl der polnischen Opfer stark übertrieben. Ganz abgesehen davon kann es sich bei vielen dieser polnischen Opfer auch um Juden gehandelt haben. Jedenfalls haben die Kommunisten den Holocaust nicht etwa verharmlost, sondern übertrieben.
Sodann haben wir die Stellungnahme des polnischen Publizisten Ernest Skalski im Spiegel, in dem er die moralischen Folgen für die Schuldigen dieser Auschwitz-Opferzahl-Lüge diskutiert (Skalski 1990):
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Abb. 22: Die neuen Gedenktafeln in Auschwitz-Birkenau:
“Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas. Auschwitz-Birkenau 1940-1945”
“Jetzt scheint gewiß zu sein, was Zeithistorikern schon länger bekannt war: daß es eine bis eineinhalb Millionen Opfer gewesen sind. Ändert sich dadurch etwas in uns?

Abb. 23: Alte Gedenktafel am Mahnmal in Auschwitz-Birkenau mit der “antifaschistischen” Propagandazahl “Vier Millionen”, dargeboten in 19 Sprachen: “Vier Millionen Menschen litten und starben hier in den Händen der Nazi-Mörder in den Jahren 1940-1945”
Gar nichts ändert sich in der Generalbilanz dieses unfaßbaren Verbrechens. In ihr stehen auch weiterhin sechs Millionen von den Nazis ermordete Juden zu Buch. […]
Was mich betrifft, empfinde ich als Pole vor allem Verlegenheit, weil die Situation außerordentlich peinlich ist. Der Irrtum, obwohl vor langer Zeit von anderen begangen, bleibt tendenziös. Und es war ‘unser’ Irrtum, wenn mit ‘uns’ Gegner von Faschismus und Rassismus gemeint ist. […]
Doch er [der Irrtum] war auch das Werk anderer Mörder, die daran Interesse hatten, die Schuld ihrer Konkurrenten auf dem Gebiet des Völkermordes noch grausiger darzustellen, als sie tatsächlich war. […]
Ich gebe zu, daß man manchmal die Wahrheit verheimlichen – also lügen muß, zuweilen sogar aus erhabenen Motiven, etwa aus Mitleid oder aus Feingefühl. Doch immer lohnt es sich zu wissen, warum man das tut, was die jeweilige Abweichung von der Wahrheit bringt. […]
Wenn auch die Wahrheit nicht immer das Gute ist, so ist viel öfter die Lüge das Böse.”
R: Die Behauptung Skalskis, die Vier-Millionen-Zahl sei ein Irrtum gewesen, ist allerdings eindeutig falsch, denn es lässt sich dokumentarisch nachweisen, dass die Auschwitz-Opferzahl von 4 Millionen auf sowjetische Propaganda zurückgeht (Mattogno 2003b). Für den Antifaschisten und Polen Skalski war die Lage also damals “peinlich”. In meinen Augen ist allerdings das Peinlichste des ganzen Artikels, peinlicher noch als diese Enthüllung der Propagandaübertreibung, die Fachkennern ja seit Jahrzehnten bekannt war, dieser Satz:
“Ich gebe zu, daß man manchmal die Wahrheit verheimlichen – also lügen – muß, zuweilen sogar aus erhabenen Motiven, […]”
Z: “Manchmal muß man lügen”: Das läuft wohl auch unter journalistischer Ethik?
R: Wohl eher unter Mangel an derselben, zumal man daran erkennt, wie weit der Journalismus sich von seinen eigenen Prinzipien entfernt hat. Aber ist es nicht fein, dass hier endlich einmal die Lüge, Übertreibung und tendenziöse Berichterstattung in Dingen des Holocaust von renommierten Antifaschisten und linken Medien offen zugegeben und als stellenweise “angebracht” verteidigt wird? Da weiß man doch endlich, was man an diesen Medien hat!
Mit welchen Methoden der Mythos von den vier Millionen Auschwitz-Opfern im Ostblock aufrecht erhalten wurde, hat der Forschungskurator des Auschwitz Museums Wáclaw Dlugoborski 1998 dargelegt (FAZ, 14.9.98):
“Bis 1989 galt in Osteuropa ein Verbot, die Zahl von 4 Millionen Getöteten anzuzweifeln; in der Gedenkstätte von Auschwitz drohte man Angestellten, die an der Richtigkeit der Schätzung zweifelten, mit Disziplinarverfahren.”
Z: Das unterscheidet sich aber nicht prinzipiell von dem derzeitigen Vorgehen vieler europäischer Länder, wo staatliche Angestellte ja die zentralen Aspekte des Holocaust auch nicht anzweifeln dürfen, und zwar nicht nur unter Androhung von Disziplinarverfahren, sondern mitunter gar unter Androhung von Strafverfahren.
R: Richtig. Das gleiche gilt ja auch heute noch in Polen, wo das Dogma von den vier Millionen ja lediglich durch ein neues Dogma von etwa einer Million ersetzt wurde. In Polen selbst ist der Holocaust-Revisionismus ja genauso strafbar wie beispielsweise in den deutschsprachigen Ländern. Aber dazu später mehr.
Z: Ich habe aber in Zeitungen gelesen, dass es weniger als eine Million Opfer in Auschwitz gegeben haben soll.
Z': Und ich habe von Zahlen gehört, die weit über vier Millionen lagen.
R: Auschwitz wird oft als das Zentrum des Holocaust angesehen, und als solches ist es ebenso das Zentrum der Holocaust-Kontroversen und -Meinungsverschiedenheiten. Das spiegelt sich insbesondere in den Opferzahlen wider, die durch Literatur und Massenmedien geistern. Lassen Sie mich in Tabellenform kurz eine sicher unvollständige Liste der wichtigsten von öffentlich respektierten Medien bzw. Forschern verbreiteten Opferzahlen des KL Auschwitz anführen (siehe Tabelle 6).
Operzahl |
Quelle (für detaillierte Quellenangabe siehe Faurisson 1999b&2003) |
---|---|
9.000.000 | Dokumentarfilm Nuit et Brouillard (Nacht und Nebel, 1955). |
8.000.000 | Französische Untersuchungsbehörde (Aroneanu 1945, S. 7, 196). |
7,000,000 | Filip Friedman (1946, S. 14) |
6.000.000 | Tibère Kremer (1951). |
5–5.500.000 | Krakauer Auschwitz-Prozess (1947), Le Monde (1978). |
4.000.000 | Sowjetisches Dokument beim IMT. |
3.000.000 | David Susskind (1986); Heritage (1993). |
2.500.000 | Rudolf Vrba, alias Walter Rosenberg, Eichmann-Prozess (1961). |
1.5.–3.500.000 | Historiker Yehuda Bauer (1982, S. 215) |
2.000.000 | Historiker Poliakov (1951), Wellers (1973), Dawidowicz (1975). |
1.600.000 | Historiker Yehuda Bauer (1989). |
1.500.000 | Neue Gedenksteine in Auschwitz. |
1.471.595 | Historiker Georges Wellers (1983). |
1.250.000 | Historiker Raul Hilberg (1961 + 1985). |
1.1–1.500.000 | Historiker Y. Gutman, Franciszek Piper (1994). |
1.000.000 | J.-C. Pressac (1989), Dictionnaire des noms propres (1992). |
800–900.000 | Historiker Gerald Reitlinger (1953 und danach). |
775–800.000 | Jean-Claude Pressac (1993, S. 148). |
630–710.000 | J.-C. Pressac (1994, S. 202). |
510.000 | Fritjof Meyer (2002) |
Z: Na, da geht es ja munter durcheinander, als hätte man die Zahl nicht etwa nachgewiesen, sondern erwürfelt.
R: Angesichts dieser riesigen Schwankungen der Auschwitz-Opferzahl möchte ich hier zunächst nur festhalten, dass man sich offensichtlich noch nie einig war, wie viele Menschen im Lager tatsächlich gestorben sind. Man gibt heute zudem öffentlich zu, dass man aus tendenziösen Motiven gelogen hat (Skalski 1990). Man verringert die “offizielle”, also vom Auschwitz-Museum abgesegnete Totenzahl auf nurmehr 20-30% der ursprünglichen “offiziellen”, das heißt sowjetischen Ziffer, führt aber an der Gesamtzahl der Holocaustopfer keine Korrektur durch. Wenn man das Zahlenjonglieren an anderen Stätten des Holocaust kennt, das wir später behandeln werden, so kann man sich nur verwundert die Augen reiben.
Wer möchte angesichts eines solchen Zahlenchaos, ja einer solchen Vermengung von Wahrheit und Lüge behaupten, dass er hier zu einer gesicherten, endgültigen Aussage fähig ist, welche die strafrechtliche Verfolgung Andersdenkender rechtfertigt?
2.14. Revisionismus in deutschsprachigen Ländern
Deutschland und Österreich werden bisweilen auch als Täternationen bezeichnet. Die Deutschen (einschließlich der Österreicher) tragen daher ein Kainsmal. Nachdem man ihnen Geschichten schrecklicher Schuld eingetrichtert hat, tendieren die heutigen Deutschen zu einer Art moralischer Selbstkasteiung, dessen naheliegendste geschichtliche Parallele womöglich die mittelalterliche Selbstauspeitschung tiefgläubiger Christen ist, die mit Schuldgefühle indoktriniert wurden ob ihrer fleischlichen Gelüste. Während der christliche Schuldkult sich allerdings auf die angeblichen individuellen Fehler konzentrierte, geht es beim heutigen deutschen Schuldkult um die angeblichen Sünden ihrer Vorfahren. Und genauso wie die Christen jener Ära, so reagieren die deutschsprachigen Länder mit einer fanatischen Intoleranz gegenüber jedem, der ihnen ihr Lieblingsobjekt des Schuldkults wegzunehmen versucht. Denn erst, wenn es dem selbstbezichtigenden Sünder leid tut und er reumütig und bußfertig ist, wenn der Deutsche also in der Lage ist, sich selbst und der Welt zu beweisen, dass er erfolgreich in die Gesellschaft wiedereingegliedert wurde und nicht mehr der Erzkriminelle der Welt ist, erst dann kann er einen gewissen Grad an Selbstwertschätzung bewahren bzw. wiedererlangen. Der Revisionismus ist daher die ultimative Bedrohung für den durchschnittlichen umerzogenen Deutschen.
Verzeihen Sie diese Ausführungen, aber nichtdeutsche Leser vermuten, dass Deutsche ein innewohnendes Interesse an einer kritischen Untersuchung der Holocaust-Geschichte und an ihrer bestmöglichen Widerlegung haben. Das Gegenteil ist jedoch wahr. Es gibt kein Land, das Geschichtsdissidenten so brutal verfolgt, wie es Deutschland und Österreich tun (ausgenommen Israel, aber das ist eine andere Geschichte).
Es stimmt jedoch, dass Deutsche, sofern es ihnen gelungen ist, ihre antrainierten Pawlowschen Reflexe zu überwinden, und sie den Mut aufbringen, sich massiven Anfeindungen auszusetzen, tatsächlich dazu neigen, historischen Anschuldigungen ihrer Nation gegenüber skeptisch zu sein. Die Geschichte Nachkriegsdeutschlands ist daher übersäht mit revisionistischen Ereignissen unterschiedlicher Größenordnung, die jedoch allesamt letztlich unterdrückt und zunichte gemacht wurden durch eine sich stetig verschlimmernde Zensur und Verfolgung.[64]
In Kapitel 2.4. wurde der Wirbel erwähnt, den es in den frühen 1960er Jahren in Deutschland gab anlässlich revisionistischer Zweifel über Gaskammern im Altreich. Nur wenige Jahre danach (1967) begann der österreichische Autor Franz J. Scheidl, sein siebenbändiges Werk Die Geschichte der Verfemung Deutschlands zu veröffentlichen. Einige der Bände greifen die orthodoxe Holocaust-Version frontal an. Scheidl hatte das Werk viele Jahre zuvor verfasst, aber keinen Verlag dafür gefunden. Die Bücher, die bis heute recht unbekannt geblieben sind, sind stellenweise recht polemisch und weisen in vielen Fällen keine richtigen Quellennachweise auf, so dass sie nur von begrenztem Wert sind. Ebenso im Jahr 1967 veröffentlichte der Politologe Udo Walendy ein zweibändiges Werk über den Zweiten Weltkrieg, dessen zweiter Band einen Anhang besitzt, in dem Walendy behauptet, eine Reihe von Bildfälschungen im Zusammenhang mit dem Holocaust aufzudecken. Dies war sein Eintritt in den Holocaust-Revisionismus. Dieser Bild-Anhang erschien 1973 auch als eine separate Broschüre. Nur zwei Jahre danach begann Walendy die Herausgabe der Zeitschrift Historische Tatsachen, deren erste Ausgabe eine deutsche Übersetzung von Richard Harwoods Broschüre Did Six Million Really Die? enthielt. Die HT stellten sich nachfolgend als das weltweit langlebigste revisionistische Periodikum heraus. Es erschien bis zum Jahre 2012 mit insgesamt 119 Ausgaben. Walendy verlegte zudem deutsche Übersetzungen von Butz‘s Hoax und des Leuchter-Berichts. Obwohl Walendy mit seiner Verlegertätigkeit niemals einen öffentlichen Aufschrei auslöst, waren die Auswirkungen vieler seiner Veröffentlichungen dennoch beträchtlich. Als Folge dessen wurden seine Bücher und Broschüren Zielobjekte von Deutschlands Zensurbehörden, und Walendy selbst wurde letztlich wegen seiner Schriften strafverfolgt und für viele Jahre ins Gefängnis gesteckt (vgl. HT Nr. 67, 69, 74, 77).
Als der Revisionismus Ende der 1970er Jahre Fuß zu fassen begann, wagte auch der erste Historiker der Establishments, revisionistische Neigungen zu äußern: Dr. Hellmut Diwald, Geschichtsprofessor an der Universität Erlangen, veröffentlichte 1978 das Buch Geschichte der Deutschen, in dem er bezüglich der Gesamtlösung der Judenfrage ausführte, dass die deutsche Reichsregierung nach dem Verlust der Seeherrschaft und der damit verlorengegangenen Möglichkeit der Auswanderung bzw. Ausweisung der Juden deren Zusammenfassung in östlichen Ghettos vorsah. Bezüglich des Holocaust in heutiger Interpretation äußert er folgende Worte (S. 165):
“Was sich in den folgenden Jahren tatsächlich abgespielt hat, ist trotz aller Literatur in zentralen Fragen noch immer ungeklärt.”
Das daraufhin einsetzende Wutgeheul der Medien haben Armin Mohler und Robert Hepp ausführlich dokumentiert (Eibicht 1994, S. 110-120; 121-147). Aufgrund öffentlichen Druckes sah sich der Verlag schließlich dazu veranlaßt, das Buch vom Markt zu nehmen und die entsprechenden Passagen in einer zweiten Auflage ohne Rücksprache mit dem Autor durch die üblichen Betroffenheitsrituale zu ersetzten. Obwohl Prof. Diwald seinen Lehrstuhl behalten konnte, wurde er von da ab seitens der orthodoxen Historiker weitgehend gemieden. Die einzigen Äußerungen zu diesem Thema, die man seither von ihm in der Öffentlichkeit vernommen hat, sehen folgendermaßen aus (Diwald 1990, S. 72):
“Sowohl von innen her, als auch von außen aufgrund anderer Interessen befindet sich alles, was mit ‘Auschwitz’ zusammenhängt, unter einer weitestgehend juristisch gefestigten Abschirmung.”
Gebranntes Kind scheut das Feuer. Immerhin aber blieb Prof. Diwald am Thema interessiert, was er noch einmal kurz vor seinem Tode unterstrich, indem er sich lobend zum Rudolf Gutachten über die Gaskammern von Auschwitz äußerte, das wir später behandeln werden (siehe die Zitate auf dem Rückumschlag von Rudolf 2001a)
Inspiriert von Butz‘s Hoax und Walendys Umtriebigkeit, verfasste der Hamburg Finanzrichter Dr. Wilhelm Stäglich 1979 ein umfangreiches Buch des Titels Der Auschwitz-Mythos, worin er entlang Butz‘s Linie argumentiert, jedoch mit Brennpunkt auf dem berüchtigtsten aller deutschen Lager der Kriegszeit (Stäglich 1979a, 2015). Da es das Tabu untergrub, wurde es letztlich eingezogen, was heißt, dass es illegal ist, dieses Buch zu veröffentliche, zu lagern, zu verkaufen, ein- oder auszuführen oder dafür Werbung zu machen. Zudem entzog die Universität Göttingen, wo Stäglich in den 1950er Jahren promoviert hatte, diesem den Doktortitel. Dies erfolgte auf Grundlage eines Gesetzes, das 1939 von Adolf Hitler erlassen worden war und das bis heute gilt. Schon im Vorfeld hatte man Stäglich aufgrund eines “leugnenden” Leserbriefes in einer rechten Zeitschrift durch die Einleitung eines Disziplinarverfahrens mit gekürzter Pension in den frühzeitigen Ruhestand gedrängt. Strafverfolgt wurde er für sein Buch jedoch nicht, da das gegen ihn wegen Volksverhetzung eingeleitete Strafverfahren aufgrund der damals gültigen kurzen Verjährungsfrist von nur 6 Monaten nicht weitergeführt werden konnte (siehe Grabert 1984).
Die gegen Stäglich losgetretene Verfolgungswut wurde durch andere revisionistische Veröffentlichungen noch verschlimmert, darunter zuvorderst Wilhelm Niederreiters bereits erwähntes Buch aus dem Jahre 1983 über jüdische Bevölkerungsstatistiken, die er unter dem Pseudonym Walter N. Sanning verfasst hatte.
Entnervt durch diese bilderstürmerische Literatur und nach einer längeren Debatte, bei der man allerdings eifrig darauf achtete, die spezifischen Ursachen nicht zu erwähnen, beschloss der deutsche Gesetzgeber 1985 die erste Verschärfung des Strafrechts gegen Geschichtsdissidenten. Um ein Strafverfahren in Gang zu setzen, war es zuvor oft nötig gewesen, dass ein Opfer der NS-Verfolgung gegen einen “Leugner” eine Strafanzeige stellte. Seither jedoch müssen deutsche Staatsanwälte von Amts wegen automatisch ein Strafverfahren eröffnen, wenn Dissidenten die Wahrhaftigkeit orthodoxer Behauptungen über den Holocaust anfechten.
Kaum war die Tinte auf dem Papier von Deutschlands erstem anti-revisionistischen Gesetz getrocknet, als der sogenannte “Historikerstreit” ausbrach, ausgelöst vom Berliner Professor für Zeitgeschichte Dr. Ernst Nolte. Im Prinzip gleichte der Historikerstreit einem Schattenboxen, da beide Seiten in diesem Streit ähnliche orthodoxe Ansichten über den Holocaust an sich hatten. Sie stritten lediglich über philosophische Fragen (vgl. Nolte 1987a, Augstein 1987, Kosiek 1988). Dass man von Nolte jedoch mehr erwarten konnte als nur philosophische Dinge, wurde bereits von einer Anmerkung mit weitreichenden Auswirkungen in einer Fußnote eines ebenfalls 1987 von ihm veröffentlichten Buches angekündigt (Nolte 1987b, S. 594):
“Erst wenn die Regeln der Zeugenvernehmung allgemeine Anwendung gefunden haben und Sachaussagen nicht mehr nach politischen Kriterien bewertet werden, wird für das Bemühen um wissenschaftliche Objektivität in bezug auf die ‘Endlösung’ sicherer Grund gewonnen sein.”
Obwohl es stimmt, dass sich Nolte nie als Revisionisten verstanden hat – das Gegenteil ist tatsächlich der Fall, wenn auch aus merkwürdigen Gründen[65] – sind einige seiner späteren Äußerungen über den Revisionismus enthüllend. So schrieb er zum Beispiel, dass es mit der Wissenschaftsfreiheit unvereinbar sei, wenn das wissenschaftliche Zweifeln am Holocaust bestraft würde, da in der Wissenschaft alles anzweifelbar sein müsse (Nolte 1993, S. 308). Er war “bald zu der Überzeugung gelangt, dass dieser [revisionistischen] Schule in der etablierten Literatur auf unwissenschaftliche Weise begegnet wurde, nämlich durch bloße Zurückweisung, durch Verdächtigungen der Gesinnung der Autoren und meist schlicht durch Totschweigen” (ebd., S. 9).
Nolte bestand zudem darauf, dass “Fragen nach der Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen, der Beweiskraft von Dokumenten, der technischen Möglichkeit bestimmter Vorgänge, der Glaubwürdigkeit von Zahlenangaben, der Gewichtung der Umstände” nicht nur zulässig seien, “sondern wissenschaftlich unumgänglich [sind], und jeder Versuch, bestimmte Argumente und Beweise durch Totschweigen oder Verbote aus der Welt zu schaffen, muss als illegitim gelten” (ebd., S. 309). Er gab letztlich sogar zu, das die revisionistischen “Vorkämpfer sich in der Thematik sehr gut auskennen und Untersuchungen vorgelegt haben, die nach Beherrschung des Quellenmaterials und zumal in der Quellenkritik diejenigen der etablierten Historiker in Deutschland vermutlich übertreffen” (ebd., S. 304) – und dies zu einer Zeit, als der Revisionismus gerade einmal angefangen hatte, ernsthafte, bahnbrechende Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.
Mehr noch als in seinem 1998er Buch gab Nolte in einem vier Jahre darauf veröffentlichten Buch zu, dass eine Anzahl revisionistischer Argumenten tatsächlich richtig ist (Nolte 2002, S. 96f.). Bisher war Nolte weltweit der erste und einzige Geschichtsprofessor, der den Revisionismus über Jahrzehnte hinweg öffentlich und konsistent ernst genommen hat, wofür er sich heftigen Angriffen und Ausgrenzungen gegenüber sah, obgleich er nie strafverfolgt wurde.
Andere deutsche Historiker haben darüber hinaus sogar teilweise revisionistische Äußerungen von sich gegeben. So z.B. Dr. Joachim Hoffmann, der viele Jahre lang ein Forschungsdirektor am Bundeswehr-eigenen Militärgeschichtliche Forschungsamt in Freiburg war. In seinem Buch Stalins Vernichtungskrieg, das 1995 in seiner Erstausgabe erschien, beklagte er den Mangel an akademischer Freiheit in seinem Heimatland und beschrieb diese Situation als “entwürdigend” (J. Hoffmann 1999, S. 22). Das Buch enthält eine Reihe von Äußerungen des Zweifels oder gar ausgemacht revisionistische Stellungnahmen, die er bisweilen gar mit revisionistischen Quellen belegt. 1996 wagte es Dr. Hoffmann, für ein Gerichtsverfahren ein pro-revisionistisches Gutachten über ein revisionistisches Buch abzugeben.[66] Der wegen seiner krypto-revisionistischen Neigungen angegriffene Dr. Hoffmann wurde kurzzeitig vom österreichischen Historiker Dr. Heinz Magenheimer von der Universität Salzburg unterstützt (Magenheimer 1996).
Ein weiterer etwas neuerer Fall eines deutschen Historikers, der dem Revisionismus zumindest teilweise unterstützend gegenüber stand, war Professor Dr. Werner Maser, der zu seinen Lebzeiten als einer der weltweit kompetentesten und kenntnisreichsten Historiker des Dritten Reiches im Allgemeinen und der Person Adolf Hitler im Besonderen galt. Im Jahre 2004 veröffentlichte Maser ein Buch des Titels Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin, in dem er eine sehr revisionistische Aussage bezüglich unserer Kenntnisse zum Holocaust machte:
“Zwar gilt […] die Vernichtung der Juden zu den am besten erforschten Aspekten der Zeitgeschichte […], doch das ist nicht der Fall. […] Doch ganze Territorien sind nach wie vor terra incognita, […] auch, weil […] deutsche Historiker eine Scheu an den Tag legen, sich des grauenvollen Anliegens anzunehmen und womöglich Details zu Tage zu fördern, die mit den seit Jahr und Tag multiplizierten Darstellungen nicht übereinstimmen.” (S. 332)
Ich habe Maser im Kapitel 2.5. im Zusammenhang mit der angeblichen Gaskammer von Sachsenhausen bereits zitiert, zu der er eine eindeutig revisionistische Auffassung vertritt. In seinem gesamten Buch argumentiert er ähnlich wie Dr. Joachim Hoffmann, indem er bezüglich den Übertreibungen der alliierten Kriegspropaganda revisionistische Positionen bezieht (S. 339-343) wie auch in Bezug auf die Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen (S. 344-350; vgl. Rudolf 2004f). Ich werde auf Masers Aussagen zurückkommen, wenn wir Zeugenaussagen behandeln. Maser beschwerte sich auch, dass in Deutschland Historikern für dissidente Ansichten zu diesem Thema verfolgt werden (Maser 2004, S. 220):
“Das Schwert des Damokles schwebt (nicht nur in Deutschland) über Historikern, die umstrittene Phasen der Geschichte so darstellen, wie sie ‘wirklich gewesen sind’ – und die häufig selbst amtlich kodifizierte ideologische Vorgaben als Geschichtsfälschungen identifizieren.”
Der nächste erwähnenswerte Autor ist der deutsch-jüdische Journalist Fritjof Meyer, der beim linken Nachrichtenmagazin Der Spiegel für osteuropäische Geschichte verantwortlich war. Obwohl er an sich kein Historiker ist, genoss er Anfang der 2000er Jahre dennoch ein gewisses Ansehen als ein Fachmann für jüngere osteuropäische Geschichte. Im Jahre 2002 wurde ein Beitrag von ihm veröffentlicht, in dem er eine Reihe revisionistischer Argumente verwendete, um nachzuweisen, dass die meisten der für Auschwitz behaupteten Gaskammern wenn überhaupt, dann nur sehr wenig benutzt worden seien (F. Meyer 2002). Er argumentierte darin zudem, dass die Einäscherungskapazität der Krematorien in Auschwitz viel niedriger war als von orthodoxen Historikern und Zeugen behauptet, wobei er sich auf ein revisionistisches Buch stützte (Gauss 1994, S. 281-320). Als Ergebnis seiner Argumentation senkte er die Opferzahl von Auschwitz drastisch ab (siehe Tabelle 6, S. 136), womit er sich den Zorn des Establishments zuzog (vgl. Rudolf 2002b & 2004e, Mattogno 2002b & 2004c, Zimmerman 2004, Graf 2004).
Womöglich der größte Entrüstungsschrei in den deutschsprachigen Ländern wurde nicht durch einen Historiker oder Journalisten ausgelöst, sondern durch einen Ingenieur. In Verbindung mit einem Strafprozess in Österreich gegen einen Revisionisten hatte der damalige Präsident der Österreichischen Bundesingenieurkammer, Walter Lüftl, anno 1991 ein schmales Arbeitspapier verfasst, in dem er mittels einer Vielzahl technischer Argumente Zweifel an der technischen Durchführbarkeit von Massenvergasungen äußerte, wie sie von Zeugen berichtet wurden (Lüftl 1991a). Die Medien waren empört und verlangten erfolgreich Lüftls Rücktritt (Reichmann 1992, AFP 1992, Rücktritt… 1992). Die Versuche verschiedener Lobbygruppen, Lüftl wegen Verletzung von Österreichs Verbotsgesetz anzuklagen, welches “NS-Wiederbetätigungen” bestraft, blieben jedoch erfolglos (vgl. Gauss 1994, S. 41-60). Was der öffentlichen Aufmerksamkeit jedoch entgangen war, ist der Umstand, dass Lüftl sowohl vor als auch nach dem Skandal eine Reihe von Artikeln mit revisionistischen Ansichten publiziert hat (siehe Bibliographie).
Einige von Lüftls Argumenten werden später besprochen. Was uns hier interessiert ist die Tatsache, dass sein öffentliches Eintreten für den wissenschaftlichen Revisionismus einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Effekt hatte. In diesem Zusammenhang sprach Lüftl selbst von “Katakomben-Revisionisten”, also davon, dass er aufgrund seines Ansehens hinter den Kulissen ständig Menschen direkt oder indirekt zum Revisionismus bekehrt, da klar ist, dass er kein Nationalsozialist ist. Aber da die Revisionisten verfolgt werden, müssen sie ihre Aktivitäten im Untergrund entfalten wie die Christen im alten Rom (Lüftl 2004d).
Einer der Auswirkungen des sogenannten Lüftl-Skandals war zum Beispiel, dass Österreichs größte Tageszeitung, die Neue Kronen Zeitung, kurzfristig revisionistische Ansichten vertrat (Nimmerrichter 1992a-c, 1993). Eine andere Auswirkung war ein Buch von Graf Rudolf Czernin, einem österreichischen Adligen. Es enthält ein ganzes Kapitel, das auf intelligente Weise mit revisionistischen Thesen angefüllt wurde, indem darin die prominentesten revisionistischen Autoren und ihre Arbeiten vorgestellt werden (Czernin 1998, S. 159-182).
Die folgenschwerste und dauerhafteste Wirkung des Leuchter-Berichts (siehe Kapitel 2.10.) war zweifellos, dass ein junger deutscher Doktorand an einem hochangesehenen Max-Planck-Institut dadurch verlockt wurde, sich die revisionistischen Behauptungen anzuschauen und sie rigoros zu verifizieren: Germar Rudolf, der Autor des vorliegenden Buches. Er hat die abenteuerliche Geschichte der Auswirkungen seiner Arbeit wie auch die sich daraus ergebenden Prüfungen und Drangsale anderweitig beschrieben (zuletzt Rudolf 2012b&c). Ein Großteil des vorliegenden Buches ist entweder direkt oder indirekt die Frucht von Rudolfs Arbeit als Autor, Herausgeber oder Verleger, weshalb wir dies hier nicht getrennt betrachten werden. Um einen Teil der Auswirkungen seiner Arbeit messen zu können, wenden wir uns nun der moslemischen Welt zu.
2.15. Revisionismus in der moslemischen Welt
R: Bis in die frühen 1990er Jahre hinein sah man in der moslemischen Welt den Holocaust als ein Problem an, das auf westliche Gesellschaften beschränkt war, so dass dieses Thema nur peripheres Interesse erregen konnte, so zum Beispiel, als Israel den Holocaust benutzte, um seine Besatzungspolitik zu rechtfertigen (Bishara 1994). Ahmed Rami, ein in Schweden lebender Marokkaner, war der erste, der die Mystifizierung und Verzerrung der Holocaust-Geschichte für die moslemisch-arabische Welt wirkungsvoll kritisierte (Rami 1988 & 1989). Bis ins Jahr 1993 hinein betrieb Rami in Schweden einen kleinen Radiosender namens Radio Islam (nunmehr lediglich einen Webseite, www.radioislam.org), den er benutzte, um damit seine Mischung aus propagandistischem Revisionismus, Anti-Zionismus, anti-Judaismus und Panarabismus zu verbreiten.
Z: Kann sich darüber irgendjemand freuen?
R: Ich weiß nicht, wie Sie dazu stehen, aber mir ist unwohl, wenn der Revisionismus mit politischer oder religiöser Propaganda welcher Natur auch immer vermischt wird. Allerdings billigen es die meisten von uns, wenn die konventionelle Holocaust-Geschichte mit westlicher, linker, antideutscher oder projüdischer Propaganda vermischt wird, richtig? Wer im Glashaus sitzt, sollte daher nicht mit Steinen werfen.
Ahmed Ramis Aktivitäten erweckten schließlich die Aufmerksamkeit fundamentalistischer Moslems, so dass Rami in deren Reihen binnen kurzer Zeit zu einem populären Kolumnenschreiber und Redner wurde. Auf Ramis Initiative hin veröffentlichte die ägyptische fundamentalistische zweiwöchentliche Zeitung Al-Shaab 1993 Interviews mit Prof. Robert Faurisson und dem ehemaligen Wehrmachtsgeneral Otto Ernst Remer (Remer 1993, Faurisson 1993) und hat auch danach weiter zum Thema berichtet.
Als Ergebnis dessen fingen moslemische Gemeinden überall auf der Welt an, ein politisch explosives Gemisch aus Antizionismus, Antijudaismus und Revisionismus zu verbreiten.
Z: Es überrascht mich nicht, dass Moslems ein starkes Interesse am Revisionismus haben, wenn man den jüdische-arabischen Konflikt über Palästina bedenkt. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie den Revisionismus als Wissenschaft ernst nehmen. Womöglich gefällt er ihnen lediglich als Werkzeug, um die Juden zu schikanieren und ihnen letztlich zu schaden.
R: Das mag tatsächlich auf einige Moslems zutreffen, insbesondere während der frühen Phase der Verbreitung revisionistischer Thesen in der moslemischen Welt. Aber mit der Zeit erfuhren die Leute dort mehr über den Revisionismus, so dass sich dies zweifellos änderte.
Im Sommer 1995 verkündete der Führer der moslemischen Organisation Hizb ut-Tahrir öffentlich vor 3.000 Teilnehmern einer Demonstration in London, der Holocaust habe niemals stattgefunden (Jewish Chronicle (London), 18.8.1995).
Z: Meinen Sie nicht, dass jedwede Verbindung zum fundamentalistischem Islam dem Revisionismus großen Schaden zufügt?
R: Das könnte sein. Nach dem 11. September 2001 versuchte die US-Regierung, den Revisionismus mit islamischem Terrorismus in Verbindung zu bringen, aber bisher ohne Erfolg. Ich hoffe, dass dies auch so bleibt.
Z: Ich mache mir nicht so sehr um den Terrorismus Sorgen, sondern darüber, dass der moslemische Fundamentalismus als solcher im Westen einen dermaßen schlechten Ruf hat, dass jede Verbindung zu ihm schädlich wäre.
R: …so wie das Ansehen des Revisionismus in der moslemischen Welt leiden würde, wenn er sich selbst mit der westlichen Machtpolitik oder mit jüdischen Interessen verbindet. Warum müssen wir immer alles vom westlichen Standpunkt aus betrachten? Ich meine, dass Wissenschaftler unabhängig sein und alle Vereinnahmungsersuche abwehren sollten, egal woher sie kommen. Aber das bedeutet nicht, dass sie die Pflicht haben, die Verwendung ihrer Forschungsergebnisse durch bestimmte gesellschaftliche Gruppen zu bekämpfen, die womöglich von anderen Gruppen verachtet werden. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse sind ein öffentliches Gut und stehen als solches jedem zur Verfügung. Ob eine solche Verwendung angemessen und verantwortungsvoll ist, ist eine ganze andere Frage. Ich möchte mich damit hier aber nicht näher befassen.
Die nächste Stufe der moslemischen Liebesaffäre mit dem Revisionismus wurde 1996 erreicht, als Roger Garaudys Buch über die Gründungsmythen der israelischen Politik in Frankreich für Aufruhr sorgte. Die Verfolgung Garaudys wurde in der moslemischen Welt mit Bestürzung beobachtet, wo man ihn als Märtyrer und Helden feierte. So wurde dann auch Garaudys ins Arabische übersetzte Buch weniger Jahre später ein Bestseller in der moslemischen Welt (siehe S. 73). Ein sich daran anschließender Versuch, anno 2001 im Libanon eine revisionistische Konferenz zu organisieren, scheiterte am diplomatischen Druck der USA, die im Falle des Stattfindens der Konferenz damit drohte, diesem Land die finanzielle Unterstützung zu entziehen (Rudolf 2001b, Faurisson 2001a, Alloush 2001). Drei Jahre später war der Revisionismus in moslemischen Ländern so verbreitet, dass revisionistische Theorien gelegentlich sogar in regierungseigenen Massenmedien erwähnt wurden. In einem Fall intervenierten die USA erneut, so dass der Herausgeber einer großen ägyptischen Zeitung entlassen wurde, weil er den Abdruck eines revisionistischen Artikels erlaubt hatte (vgl. Ägyptens… 2004).
Z: Wenn man die potentielle strategische Bedeutung des Revisionismus für den Kampf der moslemischen Welt gegen westliche Dominanz bedenkt, so überrascht es, dass sich die Regierungen vieler arabischer Länder so untertänigst den westlichen Zensurforderungen unterwerfen.
R: Geld regiert die Welt – oder zumindest die Welt derjenigen, die die Macht haben. Da die Regierungen vieler moslemischer Länder sehr empfänglich sind für finanziellen und somit diplomatischen Druck aus westlichen Ländern, neigen sie dazu, den Revisionismus zu unterdrücken, wenn man es von ihnen verlangt.
Z: Es ist schon ironisch, dass die westliche Welt den Moslems ständig über Redefreiheit predigt, aber sobald diese Rede einen Inhalt hat, den sie nicht mögen, machen sie kehrt und fordern heftigst eine strikte Zensur. Wie heuchlerisch! Wer soll denn diese Westler in der moslemischen Welt überhaupt noch ernstnehmen?
R: Genau. Dem füge man hinzu, dass die gleichen westlichen Länder ihre eigenen Dissidenten verfolgen, was in der moslemischen Welt besser bekannt ist als in den westlichen Gesellschaften, wo diese hässliche Wahrheit verschwiegen und unter den Teppich gekehrt wird.
Eine Ausnahme zur moslemischen Unterwürfigkeit gibt es jedoch, nämlich den Iran, der eines der wenigen Länder ist, die sich westlichem Druck nicht beugen wollen. Bereits im Jahre 2001 zeigte der Iran seine Neigung, den Revisionisten ein Podium zu bieten, indem in der englischen Ausgabe der regierungseigenen Tehran Times eine Serie revisionistischer Artikel abgedruckt wurden, die von Jürgen Graf verfasst worden waren (Geranmayeh 2001).
Anno 2004 gelang es dem australischen Revisionisten Dr. Fredrick Töben, zu führenden Zirkeln der Teheraner Regierung Kontakt aufzunehmen und sie zu überzeugen, dass der Revisionismus eine wissenschaftliche Schule ist, die man ernst nehmen müsse. Das wichtigste Werkzeug, mit dem dies erreicht wurde, war die Serie Holocaust Handbooks, wovon die englische Ausgabe dieser Vorlesungen ein Teil ist. Diese Serie wurde im Jahr 2000 von Germar Rudolf während seiner Anwesenheit in den USA initiiert, wo er um politisches Asyl gebeten hatte. Gegen Ende des Jahres 2005 wurde er jedoch von den US-Behörden verhaftet und nach Deutschland abgeschoben, wo er für seine revisionistischen Veröffentlichungen eingesperrt wurde.[67] Wenige Wochen nach Rudolfs Abschiebung kritisierte Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad den Westen öffentlich für die Verfolgung von Geschichtsdissidenten, gab zu, dass er selber Zweifel an der Wahrhaftigkeit der im Westen vorherrschenden Holocaust-Geschichtsversion habe, und kündigte an, dass der Iran Ende 2006 eine Konferenz über diese Zweifel abhalten werde (Michael 2007).
Obwohl die meisten hoch-profilierten Revisionisten daran gehindert wurden, an Irans Holocaust-Konferenz im Jahre 2006 teilzunehmen, weil sie entweder eingesperrt waren, im Untergrund lebten oder noch mehr Verfolgungen befürchteten, falls sie teilnehmen, fand die Konferenz dennoch statt, obgleich sie sich weniger durch greifbare wissenschaftliche Ergebnisse hervortat als durch das Aufstacheln westlichen Zornes.
Z: War es das also wert?
R: Wäre es dem Iran gelungen, dem Revisionismus einen Platz in der akademischen Welt zu bieten anstatt in der Politik, so hätte das Projekt Erfolg haben können. Es ist jedoch bei rein propagandistischen Deklamationen geblieben, und so ist außer Spesen nix gewesen.
2.16. Weltweite Aufmerksamkeit
R: 1993 veröffentlichte die US-amerikanische Professorin für jüdische Religionsstudien und Holocaust-Forschung Deborah E. Lipstadt ein Buch, dessen 1994 erschienene deutsche Übersetzung den Titel Leugnen des Holocaust: Der zunehmende Anschlag auf Wahrheit und Geschichte trägt. Darin legt sie in erster Linie ihre Sichtweise der politischen Hintergründe und Beweggründe der Revisionisten dar und versucht nebenbei auch, einige revisionistische Argumente zu behandeln.[68]
Z: Ein sehr empfehlenswertes Buch, so möchte ich meinen…
R:…wenn einem an politischen Polemiken zum Thema gelegen ist.
Z: Was ist an dem Buch polemisch?
R: Lipstadt wirft zum Beispiel des Öfteren nichtdeutschen Revisionisten vor, sie seien deutschfreundlich, wobei sie diese Einstellung offensichtlich negativ wertet und sie in einem Atemzug nennt mit anderen, gleichfalls negativ bewerteten vermeintlichen Einstellungen der Revisionisten, wie Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus.[69] Dem angelsächsischen Leser mögen diese Passagen nicht weiter aufgefallen sein.[70] In der deutschen Übersetzung aber wirken sie äußerst befremdlich, bekommt man doch den Eindruck, als vertrete die Autorin die Auffassung, nur ein deutschfeindlicher Mensch sei ein guter Mensch. Das mag eine weitverbreitete Einstellung in jüdischen und auch in angelsächsischen Zirkeln sein, beweist aber letztlich nur deren antideutsche rassistische Ansichten.
Prof. Lipstadt führt weiterhin aus, dass sie die Wachhaltung der Erinnerung an die Einzigartigkeit des Holocaust gerade in Deutschland für außerordentlich wichtig hält.
Z: Was ja auch nur angebracht ist.
R: Darüber kann man sich streiten. Lassen Sie mich Frau Lipstadt zitieren:
“Wenn das Land [Deutschland] selbst einem ‘Verrohungsprozeß’ zum Opfer fiel und sich der Holocaust nicht von anderen tragischen Ereignissen abhebt, schwindet Deutschlands moralische Verpflichtung, alle aufzunehmen, die innerhalb seiner Grenzen Zuflucht suchen.” (1994, S. 260)
R: Was – außer politischen Motiven – könnte eine amerikanische Theologieprofessorin dazu veranlassen, in einem Buch über den Revisionismus ohne Zusammenhang mit dem Thema offenbar davon auszugehen, Deutschland sei moralisch verpflichtet, jeden Flüchtling aufzunehmen?
Und was schließlich veranlasst diese Akademikerin angesichts der These z.B. eines Prof. Ernst Nolte, dass auch der Nationalsozialismus historisiert, d.h. ohne moralische Vorbehalte wissenschaftlich untersucht werden müsse (Nolte 1987a&b, 1993), diese Thesen nicht nur zu verwerfen, sondern sich zu einer Aufseherin über die deutsche Geschichtswissenschaft aufschwingen zu wollen, die solche Thesen zu unterdrücken trachtet, indem sie ausführt (1994, S. 269):
“Wir haben nicht studiert und geforscht, um Wachfrauen und -männern gleich am Rhein zu stehen. Doch uns bleibt nichts anderes übrig.”
Z: Das ist ja ein seltsames Verständnis von Wissenschaftsfreiheit! Demnach ist Frau Lipstadt für eine Sonderbehandlung der Deutschen als Wesen mit minderen Rechten, die zu mögen verwerflich ist.
R: Genau das ist die Bedeutung ihrer Worte. Die eigentliche Kontroverse um dieses Buch drehte sich aber um den britischen Historiker David Irving, der in Lipstadts Buch als rassistischer, antisemitischer Holocaust-Leugner dargestellt wird. David Irving, der einst als der weltweit erfolgreichste, weil auflagenstärkste Historiker der Zeitgeschichte galt, wehrte sich gegen diesen Rufmord und verklagte Frau Lipstadt und ihren britischen Verleger (Bench Division 1996)…
Z: …und verlor den Prozess mit Pauken und Trompeten. Seither gelten die revisionistischen Argumente endgültig als widerlegt (Pelt 2002; Guttenplan 2001; Evans 2001).
R: So wird behauptet, aber das stimmt durchaus nicht, denn in diesem Verfahren wurden nicht revisionistische Argumente verhandelt, sondern Irvings Argumente, und das ist nicht dasselbe. David Irving hat sich mit seinen Studien zum Zweiten Weltkrieg und mit seinen Biographien von Persönlichkeiten dieser Ära einen Namen gemacht. Zum Holocaust hat er nie auch nur einen Artikel veröffentlicht, geschweige denn ein Buch. Er hat sich wiederholt abschätzig über das Thema geäußert, das ihn gar nicht interessiere, und mir selbst hat er 1996, als ich ihn in London besuchte, gesagt, dass er kein einziges revisionistisches Buch je gelesen habe (vgl. Graf 2009).
Zudem hat er sich im Vorfeld seines Verfahrens geweigert, auch nur in Erwägung zu ziehen, Revisionisten als Sachverständige auftreten zu lassen. Dementsprechend katastrophal war seine Lage, als er sich dann während des Verfahrens der geballten Argumentation der weltweiten Holocaust-Lobby gegenüber sah. Da war eine Niederlage unvermeidbar. Über die Qualität revisionistischer Argumente sagt das wenig aus. Eine revisionistische Widerlegung der von Lipstadts Verteidigung präsentierten Hauptargumente wurde erst im Jahr 2010 veröffentlicht (Mattogno 2010a, 2015a), schwer verspätet und völlig neu definiert aufgrund der Verhaftung, Abschiebung und langjährigen Inhaftierung von Germar Rudolf, der die Veröffentlichung dieser Widerlegung ursprünglich für 2006 vorgesehen hatte.
Z: Wissenschaftlich betrachtet war der Zivilprozess von Irving gegen Lipstadt im Wesentlichen unerheblich, und zwar nicht nur, weil die meisten revisionistischen Argumente nicht behandelt wurden, sondern letztlich auch deshalb, weil ja ein Richter ein Urteil gefällt hat, der noch weniger Ahnung vom Thema hatte als Irving. Man stelle sich bloß vor, wie es des Richters Karriere ergangen wäre, hätte er entschieden, der Holocaust gelte nun als zumindest partiell widerlegt! Wo kämen wir denn hin, wenn historische Wahrheiten von Richtern festgestellt würden!
R: Wir kämen zum Beispiel nach Deutschland. Aber Scherz beiseite. Lassen Sie mich hier den vormaligen Präsident der Organisation amerikanischer Historiker, Carl Degler zitieren, der von Frau Prof. Lipstadt selbst bemüht wird. Degler gibt
“zu bedenken, dass ‘... wir alles gefährden, für das Historiker sich engagieren’, wenn nach den ‘Beweggründen’ hinter historischer Forschung und geschichtswissenschaftlichen Abhandlungen gefragt werde.”[71]
R: Ich denke, dass dies der angemessene Kommentar zu Lipstadts politischen Tiraden ist sowie zu den endlosen Bemühungen, Irving oder anderen revisionistischen Historikern irgendwelche politischen Beweggründe zu unterstellen oder nachzuweisen. Das ist nichts weiter als Gesinnungsschnüffelei und Meinungsterror.
Worauf ich hier verweisen möchte, ist der Umstand, dass der Holocaust-Revisionismus niemals so große Beachtung in den internationalen Massenmedien fand wie während des Zivilprozesses von Irving gegen Lipstadt. Ich darf hier einige Beispiele nennen. Bei dem ersten handelt es sich um einen am 7. Januar 2000 in der Los Angeles Times veröffentlichten Artikel von Kim Murphy unter der Überschrift “Danger in Denying Holocaust?” Sie leitet ihren Artikel wie folgt ein:
“1993 nahm ein junger deutscher Chemiker namens Germar Rudolf bröckelnde Stücke von einer Wand in Auschwitz und übersandte sie einem Labor zur Analyse. Es befanden sich große Mengen an Spuren von Cyanidgas in den Entlausungskammern, wo die Nazi-Lagerkommandanten Decken und Kleider begasen ließen. Es befand sich bis zu tausendmal weniger in den als Menschengaskammern beschriebenen Räumen.
Rudolf, ein Doktorand der Universität Stuttgart, schlussfolgerte, dass eine große Zahl Juden in Europas berüchtigtstem Todeslager des Zweiten Weltkriegs an Fleckfieber, Hunger und Mord starben, aber keiner von ihnen starb in einer Gaskammer.
Als ein Bericht über seine Ergebnisse – in Auftrag gegeben von einem ehemaligen General des Dritten Reiches – herauskam, verlor Rudolf seine Stellung am respektablen Max-Planck-Institut und sein Doktortitel wurde zurückbehalten. Er wurde zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt […], sein Vermieter warf ihn raus, er floh ins Exil und seine Frau reichte die Scheidung ein.
[…] Rudolf ist eine zentrale Person wegen dem, was er repräsentiert: ein hochausgebildeter Chemiker, der vorgibt – im Widerspruch zu einer breiten Vielfalt wissenschaftlicher Beweise –, materiellen Beweis dafür zu haben, dass die Gaskammern in Auschwitz nicht existierten.
Während des vergangenen Jahrzehnts haben die Vertreter solcher Theorien Hunderttausende von Seiten der Dokumente des Dritten Reiches sowie Tagebücher untersucht, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zugänglich wurden. Sie haben die Bauweise der Gaskammer analysiert. Sie haben Widersprüche und unglaubhafte Details in Geschichten ausgemacht, die von Lagerüberlebenden berichtet wurden, und inmitten einer fast weltweiten Verachtung durch das akademische Establishment gelang es ihnen, Empfehlungen für einige ihrer Arbeiten von Akademikern an respektierten Institutionen zu gewinnen, wie etwa der Northwestern University[72] und der Universität Lyon.[73]”
R: Murphys Beitrag kommt anschließend auf Irving und dessen anstehendes Verfahren zu sprechen, und sie lässt beide Seiten zu Wort kommen, was außergewöhnlich ist. Fünf Monate später brachte Kim Murphy, die als erste Reporterin der Massenmedien einer revisionistischen Konferenz vollständig beigewohnt hatte, einen unverzerrten Bericht mit fairen Zitaten und Charakterisierungen der Redner (Murphy 2000b; vgl. IHR 2000).
Die britischen Medien berichteten sehr ausführlich über Irvings Prozess. Die Londoner Times schrieb am 12. Januar 2000 im Vorfeld des Irving-Prozesses:[74]
“Was hier auf dem Spiele steht, ist nicht die Eigenliebe von Individuen mit gewaltig aufgeblasenen Egos. Vielmehr geht es darum, ob eines der schwärzesten Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts tatsächlich stattgefunden hat oder ob es ein Hirngespinst des politisch motivierten Judentums darstellt.” (S. 3)
R: Fernab westlicher Eitelkeiten meinte der Korea Herald:[75]
“Dieser Prozess trifft den Kern westlicher Identität, Psychologie und westlichen Selbstverständnisses. Für die siegreichen Alliierten – Großbritannien, Amerika und die vormalige Sowjetunion – wurde der Kampf gegen Hitler zu einer Geschichte der Legitimierung: ein titanischer Kampf des Lichts gegen das Dunkel, Gut gegen Böse, Fortschritt gegen Faschismus. Die Wirklichkeit war freilich komplexer. Aber am Ende glaubten die Alliierten ihrer eigenen Propaganda.”
R: Die Februar-Ausgabe 2000 des Atlantic Monthly widmete einen langen Beitrag dem Irving-Prozess, verfasst von einem erklärten Gegner des Revisionismus (Guttenplan 2000):
“Jetzt, etwa vierzig Jahre nach Eichmanns Gefangennahme, ist der Holocaust erneut vor Gericht […]. Irving bestreitet nicht, dass viele Juden umkamen. Er bestreitet, dass sie in Gaskammern getötet wurden, dass Hitler die Vernichtung der europäischen Judenheit direkt angeordnet habe und dass die Tötungen sich in signifikanter Weise von anderen Grausamkeiten während des Zweiten Weltkriegs unterschieden. Selbstverständlich hätten viele Spinner des rechten Flügels ähnlich argumentiert. Was Irving heraushebt, ist, dass seine Ansichten über den Holocaust im Kontext eines Werkes erscheinen, das von einigen führenden Historikern in Großbritannien und den Vereinigten Staaten respektiert und sogar bewundert wurde.”
Z: Wie kann denn ein Historiker, der solche Thesen vertritt, zum auflagenstärksten Geschichtsautor der Welt werden?
R: Bis 1988 hatte er zum Holocaust im Wesentlichen die übliche Auffassung, änderte jedoch aufgrund des Leuchter-Berichts seine Meinung.[76] Er gab 1989 sogar eine eigene von ihm mit einem Vorwort versehene Hochglanzausgabe des Leuchter-Berichts heraus, die er mit folgendem Vorwort einleitete:
“Im Gegensatz zur Geschichtsschreibung ist die Chemie eine exakte Wissenschaft. […] Bis ans Ende unseres tragischen Jahrhunderts wird es immer unbelehrbare Historiker, Staatsmänner und Publizisten geben, die entweder zufrieden sind in ihrem Glauben, dass die Nazis in Auschwitz ‘Gaskammern’ zur Menschentötung verwendeten, oder aber die keine ökonomische Alternative haben, als dies zu glauben. Jetzt ist es an ihnen, mir als kritischem Forscher der modernen Geschichte zu erklären, warum man in den Gebäuden, die sie immer als Gaskammern bezeichnet haben, keine merklichen Cyanidspuren findet. Die forensische Chemie ist, ich wiederhole, eine exakte Wissenschaft. Der Ball ist nun in ihrem Feld.
David Irving, Mai 1989”
Z: Das ist das Rezept, wie man zu einem ausgesetzten räudigen Hund wird.
R: Was er wohl selbst nicht vermutet hatte. Irving hat aufgrund seiner historischen Überzeugungen quasi finanzielles und soziales Harakiri begangen. Auf jeden Fall hat er es wie kein anderer vor ihm geschafft, die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Revisionismus zu lenken. Aber auch in diesem Fall kamen die Revisionisten selbst nirgendwo zu Wort, sondern wurden zumeist wie üblich nur beschimpft.
Ein Ergebnis für dieses zeitweilige voyeuristische Interesse am “teuflischen” Revisionismus war ein elfseitiger Beitrag in der Februar-Ausgabe 2001 der US-Zeitschrift Esquire, einem renommierten Hochglanzmagazin mit einer Auflage von etwa 600.000 Exemplaren (Sack 2001).
Der mit “Im Innern des Bunkers” betitelte Beitrag wurde von John Sack verfasst, der sich als Autor des Buches Auge um Auge einen Namen gemacht hatte, worin er über Massenmorde an Deutschen in Zwangsarbeitslagern im polnisch besetzten Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete (Sack 1993/1995).
Z: Ist das Buch in Deutschland denn nicht eingestampft worden?
R: Es sollte zuerst im Piper-Verlag erscheinen, doch weil der Autor von jüdischen Gruppierungen angefeindet wurde, stampfte der Verlag die Auflage noch vor der Veröffentlichung ein. Es erschien dann woanders (Curtiss 1997, vgl. Rudolf 1999).
Z: Demnach ist John Sack ein Antisemit?
R: Nein. Sack, der 2003 verstarb, war selber jüdischer Abstammung. Sein “Fehler” war, dass er über wahllose Rachemorde nach dem Krieg an unschuldigen Deutschen durch jüdisches Lagerpersonal in Ostdeutschland berichtete.
Der US-Revisionist Robert Countess schrieb über Sacks Buch eine wohlwollende Rezension, die er Sack zukommen ließ. Daraus erwuchs zwischen beiden eine Freundschaft, die es Sack ermöglichte, einige amerikanische Revisionisten persönlich kennenzulernen und an mehreren ihrer Konferenzen teilzunehmen (Countess 2001&2004). Hier nun die Ausführungen eines etablierten jüdischen Autors, der an die Gaskammern und den Holocaust glaubt, über die “bösen” Revisionisten (vgl. M. Weber 2001):
“Trotz ihres Theaters um den Holocaust waren sie [die Revisionisten] umgänglich, aufgeschlossen, intelligent, intellektuell. Ihre Augen loderten nicht vor unantastbarer Gewissheit, und ihre Lippen waren nicht verzerrt von unversöhnlichem Hass. Sie schienen mir keine Nazis und Neonazis zu sein. Noch schienen sie Antisemiten zu sein. […]
Ich wollte [während der IHR-Konferenz] etwas Therapeutisches sagen, etwas über den Hass sagen. Aber in dem Hotel [wo die Konferenz stattfand] sah ich nichts dergleichen, sicherlich weniger, als ich sah, wenn Juden über Deutsche sprechen. Niemand hat auch nur annähernd etwas gesagt wie Elie Wiesel: ‘Jeder Jude sollte irgendwo in seinem Herzen eine Zone des Hasses bewahren, des gesunden, männlichen Hasses gegen das, was der Deutsche verkörpert und was im Wesen des Deutschen liegt’,[77] und niemand sagte irgendetwas Ähnliches wie Edgar Bronfman, der Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses. Ein schockierter Professor teilte Bronfman einst mit: ‘Sie lehren eine ganze Generation, Tausende von Deutschen zu hassen’, und Bronfman antwortete: ‘Nein, ich lehre eine ganze Generation, Millionen von Deutschen zu hassen.’ Einen Judenhass, der diesem Deutschenhass vergleichbar wäre, oder vergleichbar dem, den ich auf jeder Seite von [Daniel Goldhagens 1996er Buch] Hitlers willige Vollstrecker sah, davon sah ich absolut gar nichts. […]”
R: Sack gab auch zu, dass einige der Argumente, die die Revisionisten (“Leugner”) seit vielen Jahren vertreten, tatsächlich wahr sind:
“Die Holocaust Leugner sagen – und sie haben recht – dass einer der Auschwitz-Kommandanten [Rudolf Höß] sein Geständnis ablegte, nachdem er gefoltert worden war, [Faurisson 1987b] und dass andere Berichte [zum Holocaust] voll von Verzerrungen, Gerüchten, Übertreibungen und anderen grotesken Dingen sind, um den Herausgeber einer jüdischen Zeitschrift aus dem Jahre 1950 zu zitieren [Gringauz 1950, S. 65]. Die Leugner sagen, und sie haben wiederum recht, dass die Kommandanten, Ärzte, die SS und die Juden aus Bergen-Belsen, Buchenwald und der ganzen Litanei der Lager nach dem Krieg aussagten, dass es in diesen Lagern Blausäure-Gaskammern gab, was heute von allen Historikern verneint wird.”
R: Auch die Verfolgung der Revisionisten verschweigt Sack nicht:
“Sechzehn […revisionistische] Vortragende sprachen […während der revisionistischen Konferenz anno 2000], und ich habe sechs gezählt, die mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, weil sie nicht an den Holocaust und an die Todesmaschinerie in Auschwitz glauben. Dies in irgendjemandes Hörweite zu behaupten, ist nicht nur in Deutschland illegal, sondern auch in Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, der Schweiz, in Österreich, Polen und Israel, wo einem Holocaustleugnung bis zu fünf Jahre Gefängnis einbringen kann, wohingegen Gottesleugnung nur mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft wird. Ein Redner, David Irving, wurde zu einer Buße von DM 30.000 verurteilt, weil er in Deutschland öffentlich behauptete, dass die Blausäure-Gaskammer in Auschwitz eine von den Polen errichtete Nachkriegskonstruktion sei. Dies ist tatsächlich wahr, aber die Wahrheit ist in Deutschland in dieser Angelegenheit keine Verteidigung.”
Z: Und was widerfuhr Sack danach?
R: Er hat sich von Deborah Lipstadt zum Beispiel nachsagen lassen müssen, er sei ein Neonazi, ein Antisemit, ja er sei sogar schlimmer als die “Holocaust-Leugner” (Countess 2004). Revisionisten und ihre Freunde müssen nach herrschender Auffassung schließlich als unmenschliche Übeltäter dargestellt werden, nicht als menschlich sympathische Opfer. So ungefähr lautete übrigens auch die Begründung, die Kim Murphy erhielt, als ihr von der Chefredaktion der Los Angeles Times mitgeteilt wurde, sie dürfe keinen Beitrag mehr über die Verfolgung von Revisionisten auf den Seiten der LA Times veröffentlichen. Stattdessen wurde Kim Murphy für die in ihren zwei oben erwähnten Artikeln gezeigte Fairness von der LA Times zeitweilig nach Alaska “strafversetzt”.[78]
2.17. Die Holocaust-Industrie
R: Professor Dr. Norman G. Finkelstein, ein jüdisch-amerikanischer Politologe, gelangte ins öffentliche Rampenlicht, als er die These Daniel Goldhagens kritisierte, fast alle Deutschen wären sich während des Krieges des Holocausts zumindest bewusst gewesen.[79] Im Jahr 2000 lenkte Professor Finkelstein dann den Zorn vieler mächtiger jüdischer Lobbygruppen auf sich mit seinem Buch Die Holocaust-Industrie (Finkelstein 2000a/2001). Während die US-Medien die englische Ausgabe mit völligem Schweigen überging, geschah ein Jahr später in Deutschland das genaue Gegenteil (Frey 2006). Der Erfolg des Buches wie auch das riesige Echo, welches es in den Medien fand, hatten einen Grund, den ich hier einmal auszusprechen wage: Die Deutschen haben die Nase gestrichen voll, ständig den Holocaust um die Ohren geschlagen zu bekommen, und Prof. Finkelstein hat als ein Überdruckventil gewirkt, denn er als amerikanischer Jude konnte aussprechen, was in Deutschland keiner mehr wagt. Dementsprechend musste auch Finkelstein die Zeche zahlen, denn als Folge verlor er seine Professur in New York.
Z: Aber Finkelstein ist ja überhaupt kein Revisionist.
R: Nein, tatsächlich reagiert er mit irrationaler Hysterie, wenn man ihm mit etwas Revisionistischem zu nahe kommt, obwohl er selbst einige Bemerkungen gemacht hat, die entweder vom Ansatz her revisionistisch sind oder ganz offen eine kritische Einstellung fordern (alle Seitenzahlen aus Finkelstein 2001):
“Die Geschichten der ‘Überlebenden des Holocaust’ – alle waren KZ-Insassen, alle Helden des Widerstands gewesen – bildeten zu Hause eine ganz besondere Quelle der Erheiterung. Vor langer Zeit hat John Stuart Mill erkannt, dass Wahrheiten, die nicht ständig hinterfragt werden, schließlich ‘nicht länger als Wahrheit wirken, weil sie durch Übertreibung zur Unwahrheit werden’.” (S. 14)
“Die Berufung auf DEN HOLOCAUST war deshalb ein Trick, jeglicher Kritik an Juden die Legitimation zu entziehen – eine solche Kritik konnte nur einem krankhaften Haß entspringen.” (S. 46)
“Boas Evron bedauert die ‘Lehre des Holocaust’ vom ewigen Haß der Nichtjuden und merkt dazu an, dass durch sie ‘wirklich vorsätzlich Paranoia herangebildet wird … Diese Mentalität … entschuldigt von vornherein jede unmenschliche Behandlung von Nichtjuden, denn die vorherrschende Mythologie besagt, dass “bei der Vernichtung der Juden alle Völker mit den Nazis zusammengearbeitet” (haben), von daher ist den Juden in ihrem Verhältnis zu anderen Völkern alles erlaubt.’” (S. 59)
“Ein beträchtlicher Teil der Literatur zu Hitlers ‘Endlösung’ ist, soweit darin die entscheidenden Holocaust-Dogmen zum Ausdruck kommen, wissenschaftlich gesehen wertlos.” (S. 63)
“‘[…] Wie ist es dazu gekommen, dass wir keine anständige Qualitätskontrolle haben, wenn es darum geht, Holocaust-Stoffe vor ihrer Veröffentlichung zu prüfen?’” (Prof. Raul Hilberg zitierend, S. 67)
“Angesichts des Unsinns, den die Holocaust-Industrie täglich auf den Markt wirft, wundert man sich eher, warum es so wenige Skeptiker gibt.” (S. 75)
“Da Überlebende mittlerweile wie weltliche Heilige verehrt werden, wagt man nicht, sie in Frage zu stellen. Absurde Behauptungen läßt man kommentarlos durchgehen.” (S. 86)
“Heute besteht die Herausforderung darin, die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis wieder zu einem rationalen Forschungsgegenstand zu machen. Nur dann können wir wirklich etwas daraus lernen.” (S. 153)
R: Offenbar mit der von ihm verursachten Kontroverse noch unzufrieden, veröffentlichte Finkelstein im Jahre 2005 ein weiteres Buch, Beyond Chutzpah – mit dem vielsagenden Untertitel Über den Missbrauch von Antisemitismus und dem Missbrauch der Geschichte – wodurch er unter westlichen Akademikern zum Paria wurde (dt. Antisemitismus als politische Waffe, 2006). Als sich seine Arbeitgeberin, die DePaul University in Chicago, weigerte, ihm eine Professur auf Lebenszeit zuzugestehen, gab er seine dortige Stellung auf. Seither ist er zu einer tickenden intellektuellen Zeitbombe mutiert, die immer radikaler Äußerungen von sich gibt.[80]
2.18. Wachsende Verwirrung
R: Ich möchte nun zum Abschluss dieser Vorlesung einige Zitate aus Forschung und Medien bringen, die zwar kein großes Aufsehen erregt haben, die aber in den Zusammenhang dieser Vorlesung passen und es daher meiner Ansicht nach wert sind, erwähnt zu werden.
Da wäre zunächst Samuel Gringauz, der in einer 1950 veröffentlichten Studie, die methodische Probleme bei Untersuchungen zu jüdischen Ghettos der Kriegszeit beleuchtet, über die Aussagen jüdischer Zeugen aus dem Zweiten Weltkrieg folgendes ausführte (Gringauz 1950, S. 65):
“Dieser über-historische Komplex kann als judeo-, loco- und egozentrisch beschrieben werden. Er konzentriert die geschichtliche Relevanz auf jüdische Probleme örtlicher Ereignisse unter dem Aspekt persönlicher Erlebnisse. Das ist der Grund, warum die meisten dieser Memoiren und Berichte voll sind von absurdem Wortreichtum, wüsten Übertreibungen, dramatischen Effekten, überheblichen Selbstüberschätzungen, dilettantischem Philosophieren, Möchtegern-Lyrik, ungeprüften Gerüchten, Verzerrungen und Rechtfertigungen.”
R: Professor Dr. Martin Broszat, ehemals Leiter der Münchner Instituts für Zeitgeschichte, sprach von
“[…] tatsächlich unrichtigen oder übertreibenden [...] Aussagen von ehemaligen Häftlingen oder Zeugen.” (Broszat 1976, S. 5)
R: Die US-amerikanische orthodoxe Holocaust-Expertin Lucy Dawidowicz bestätigte dies (Dawidowicz 1981, S. 176f.):
“In den Archiven und Büchereien der ganzen Welt gibt es viele Tausende mündlicher Geschichten von Überlebenden, die ihre Erlebnisse wiedererzählen. Ihre Qualität und Verwertbarkeit variiert beträchtlich in Abhängigkeit vom Gedächtnis des Informanten, seinem Verständnis der Ereignisse, seinem Einblick, und natürlich von der Genauigkeit. […] Die von mir untersuchten transkribierten Zeugnisse sind voller Fehler in Bezug auf Datum, Namen der Beteiligten und Orte, und es gibt offensichtliche Missverständnisse bezüglich der Ereignisse an sich.” (Hervorhebung hinzugefügt)
R: Gerald Reitlinger mahnte in ähnlicher Weise zur Vorsicht bezüglich der für sein Buch benutzten Quellen (Reitlinger 1961a, S. 581):
“Bei der Behandlung all dieses Materials ist ein gewisser Grad an Zurückhalten nötig, und das trifft besonders auf den letzten Abschnitt zu [Erzählungen Überlebender]. So wurden zum Beispiel die Beweise bezüglich der Polnischen Todeslager hauptsächlich nach dem Kriege durch eine polnische Staatskommission oder von der Zentralen Jüdischen Geschichtskommission in Polen aufgenommen. Die verhörten robusten Überlebenden waren selten gebildete Männer. Zudem ist der osteuropäische Jude ein Rhetoriker von Natur aus, der mit einem blumigen Lächeln spricht. Wenn ein Zeuge sagte, die Opfer aus dem fernen Westen seien per Liegewagen in den Todeslagern angekommen, so meinte er wahrscheinlich, dass anstatt Güterwaggons Personenzüge verwendet wurden. Manchmal übersteigt die bildhafte Sprache die Grenzen der Glaubhaftigkeit.”
R: Trotz der problematischen Natur der Überlebendenberichte gilt es allgemein als frevelhaft, sie zu kritisiertem (siehe Finkelsteins auf S. 155 zitierte Aussage). In seinem Buch The Holocaust in American Life, bemerkt der an der Universität von Chicago Geschichte lehrende jüdisch-amerikanische Historiker Peter Novick (Novick 1999, S. 68):
“In den letzten Jahren ist der Begriff ‘Holocaust-Überlebender’ zu einem Ehrentitel geworden, der nicht nur Sympathie und Bewunderung hervorruft, sondern sogar Ehrfurcht. Überlebende gelten und werden üblicherweise beschrieben als Vorbilder von Mut, Tapferkeit und Weisheit, was sich aus ihrem Leiden ergibt.”
R: Es gibt freilich Ausnahmen: Wissenschaftler, die zu hinterfragen wagen, weil sie das Privileg haben, selber Holocaust-Überlebende zu sein. Der angesehene französische orthodoxe Historiker Prof. Dr. Michel de Boüard ist einer davon. Er war während des Krieges im Lager Mauthausen interniert und wurde später Professor für mittelalterliche Geschichte sowie ein Mitglied des Komitees für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges in Paris. 1986 machte er folgende Aussagen über die Qualität der Berichte von Überlebenden:[81]
“Mich quält der Gedanke, dass die Historiker in 100 oder gar in 50 Jahren bezüglich dieses besonderen Aspekts des Zweiten Weltkriegs, den die Konzentrationslager darstellen, Fragen stellen werden, und was sie dann herausfinden werden. Die Dokumentationen sind bis zum Kern verfault. Auf der einen Seite gibt es eine beträchtliche Menge an Fantasien, Ungenauigkeiten, die stur wiederholt werden (besonders bezüglich der Zahlen), heterogene Mischungen, sowie Verallgemeinerungen, und auf der anderen Seite gibt es sehr trockene kritische [revisionistische] Studien, welche die Ungereimtheiten dieser Übertreibungen nachweisen.”
R: Als nächstes darf ich hier den US-amerikanischen Historiker Dr. Arno J. Mayer zitieren, Professor für jüdische Geschichte der Neuzeit in Princeton, der in einem Buch über den Holocaust schrieb:[82]
“Die Quellen zum Studium der Gaskammern sind sowohl selten als auch unzuverlässig. Auch wenn Hitler und die Nazis kein Geheimnis aus ihrem Krieg gegen die Juden machten, vernichteten die SS-Fachleute pflichtbewusst alle Spuren ihrer mörderischen Aktivitäten und Instrumente. Kein geschriebener Befehl für Vergasungen ist bisher aufgetaucht. Die SS zerstörte nicht nur die meisten Lagerakten, die ohnehin unvollständig waren, sondern schleifte zudem noch fast alle Mord- und Kremierungsanlagen lange vor der Ankunft der sowjetischen Truppen. Auf ähnliche Weise wurde darauf geachtet, die Knochen und Asche der Opfer zu entsorgen.”
Z: Das klingt doch aber genauso, wie das, was man von Historikern immer wieder hört.
R: Dann lassen Sie sich noch mal durch den Kopf gehen, was Mayer da behauptet. Er argumentiert ja im Prinzip so:
Die Tatsache, dass es keine materiellen Beweise gibt, beweist, dass diese Beweise spurlos beseitigt wurden.
R: Diese Argumentationslinie ist die gleiche, die auch Simone Veil, erste Präsidentin des Europa-Parlaments und jüdische Auschwitz-Überlebende, in Reaktion auf Prof. Faurissons These angeführt hat, dass es keine Beweise für die NS-Menschengaskammern gebe (France-Soir, 7.5.1983, S. 47):
“Jeder weiß, dass die Nazis diese Gaskammern zerstört und alle Zeugen systematisch ausgemerzt haben.”
R: Oder mit anderen Worten: Das Fehlen von Beweisen für meine These widerlegt nicht etwa meine These, sondern beweist nur, dass jemand die Beweise vernichtete.
Was würden Sie meinen, wenn ich behaupten würde, dass die alten Ägypter schon die drahtlose Telegraphie hatten – der Beweis? Man fand keine Telegraphenmasten!
Z: Ich würde Sie auslachen.
R: Und warum lachen Sie dann nicht auch Arno Mayer aus?
Z: Weil ich nicht ins Gefängnis gehen will…
Z': Nein, weil ich die Opfer nicht beleidigen will…
Z'': Weil man sich gar nicht vorstellen kann, dass etwas, woran man so lange so fest geglaubt hat, gar nicht stimmen könnte.
R: Sehen sie, es kann viele Gründe geben, warum man in dieser Angelegenheit beim Denken die Logik ausschaltet. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass diese Art der Argumentation unwissenschaftlich ist. Außerdem darf ich darauf hinweisen, dass Mayer seine Lage logisch betrachtet nur verschlimmert hat. Er hat nämlich der einen Behauptung noch eine zweite hinzugefügt, die er genauso wenig beweisen kann, nämlich seine Behauptung, dass die Beweise vernichtet wurden. Wie beweist man, dass etwas Unbekanntes verschwunden ist?
Z: Aber es ist doch möglich, dass dies so ist.
R: Ob es wirklich möglich ist, die Beweise eines so gigantischen Verbrechens zu vernichten, werden wir später betrachten. Tatsache ist, dass Mayer nun zwei unbewiesene Behauptungen aufstellt und dass er mit seinem Argument seine These gegen jeden Widerlegungsversuch immunisiert hat, denn eine These, die trotz oder gar wegen des Fehlens von Beweisen als wahr gilt, entzieht sich jeder logischen Erörterung.
Ich darf zudem darauf hinweisen, dass Prof. Mayers These, die SS habe alle materiellen und dokumentarischen Beweise ihrer Verbrechen vernichtet, falsch ist. Das Lager Majdanek wurde von den Sowjets in unbeschädigtem Zustand eingenommen, und sogar die Ruinen in Auschwitz-Birkenau sprechen immer noch eine kraftvolle Sprache, wenn man ihnen zuhört. Zudem haben fast die kompletten Akten der Zentralbauleitung des Lagers Auschwitz überlebt und wurden von der UdSSR kurze Zeit, nachdem Mayer seine Zeilen verfasst hatte, öffentlich zugänglich gemacht.
Doch weiter mit Mayers Zitat:
“Inzwischen bestreitet man auch nicht mehr die vielen Widersprüche, Vieldeutigkeiten und Fehler in den bestehenden Quellen. […] Das gleiche gilt für die unterschiedlichen Schätzungen und Extrapolationen bezüglich der Zahl der Opfer, da es keine verlässlichen Statistiken gibt, mit denen sich arbeiten ließe. […] Sowohl radikale Skepsis wie auch rigider Dogmatismus bezüglich des genauen Vernichtungsprozesses und der genauen Opferzahl sind der Fluch solider geschichtlicher Auslegung. […] Zumal kein schriftlicher Befehl ausgemacht werden konnte, wird verstärkt angenommen, dass die Anordnung mündlich ausgegeben und erhalten wurde.” (S. 363)
“[…] ganz Auschwitz wurde zwischenzeitlich von einer verheerenden Fleckfieberepidemie heimgesucht. Das Ergebnis waren unaussprechliche Sterberaten. […] Es gibt eine Unterscheidung zwischen dem Sterben aus ‘natürlichen’ oder ‘normalen’ Gründen und dem Getötet Werden durch Erschießen, Erhängen, Phenolinjektionen oder Vergasungen. […] zwischen 1942 und 1945 wurden überdies sicherlich in Auschwitz, wahrscheinlich aber auch überall sonst, mehr Juden durch sogenannte ‘natürliche’ Ursachen getötet als durch ‘unnatürliche’.” (S. 365)
R: Das hört sich schon weitaus radikaler an, nicht wahr? Die vielen tausend Zeugenaussagen besitzen also selbst für einen der Historikerpäpste kaum mehr Beweiswert. Da es aber keine schriftlichen Befehle für Vergasungen gibt und sonstige Quellen kaum gegeben sind, fragt man sich unweigerlich, worauf nun eigentlich das ganze Gebäude der Massenvergasungen ruht? Zudem erklärt Mayer die Gaskammern praktisch zur “Nebensache”.
Z: Was sind denn “natürliche” Todesursachen?
R: “Natürlich” steht für die Folgen nicht-gewalttätiger Einwirkung, und die Anführungszeichen stehen dafür, dass ja die Einweisung in ein Lager selbst schon ein Akt der Gewalt ist.
Z: Das sieht ganz danach aus, als ob Mayer hier eine Absetzungsbewegung durchführt – weg von den Gaskammern…
R: Vor solchen Tendenzen hat 1984 schon Pierre Vidal-Naquet gewarnt, einer der rabiatesten Revisionistengegner. Die Gaskammern aufzugeben, meinte er, wäre “eine Totalkapitulation” (Vidal-Naquet 1984, S. 80). Aber das ändert nichts daran, dass dies immer wieder versucht wird. Man nehme zum Beispiel den Leserbrief zweier jüdischstämmiger Lehrer (Ida Zajdel und Marc Ascione), die 1987 die These vertraten, die Nationalsozialisten hätten nach dem Krieg absichtlich falsche Geständnisse abgelegt und die Gaskammern nur erwähnt, um damit eine “Zeitbombe gegen die Juden, ein Ablenkungsmanöver und, warum auch nicht, ein Instrument der Erpressung zu schaffen” (Zajdel/Ascione 1987).
Z: Wie man den Spieß auch wendet, er scheint immer auf die Deutschen zu zeigen.
R: Ja, der Buhmann bleibt der gleiche.
Als nächstes darf ich den Wiener Zeitgeschichtler Prof. Dr. Gerhard Jagschitz erwähnen, der in einem Strafverfahren gegen den österreichischen Revisionisten Gerd Honsik beauftragt worden war, zur Frage der Judenvernichtung ein Gutachten abzugeben. Anfang 1991 sandte er einen Zwischenbericht an das zuständige Gericht und bat mit folgender Begründung um mehr Mittel für weitergehende Forschungen (Jagschitz 1991):
“Zudem sind […] substantielle Zweifel an grundlegenden Fragen [bezüglich der Gaskammern in Auschwitz] verstärkt worden, so dass die […] Fortschreibung einschlägiger Gerichtsurteile […] nicht mehr ausreichen, Urteile in einem demokratischen Rechtsempfinden darauf aufzubauen.”
Z: Also keine Offenkundigkeit?
R: Nicht so damals für Prof. Jagschitz.
Z: Ist bekannt, was er unter “substantielle Zweifel an grundlegenden Fragen” verstand?
R: Nein. Von privaten Mitteilungen weiß ich, dass Walter Lüftl, damals noch Präsident der Bundesingenieurkammer Österreichs, mit Prof. Jagschitz korrespondierte und ihm klarzumachen versuchte, dass er zur Anfertigung eines sachgerechten Gutachtens zur Frage der Massenvernichtung technische und naturwissenschaftliche Subgutachten anfertigen lassen müsse. Allerdings weigerte sich Jagschitz, darauf einzugehen. In der 14 Monate später stattfindenden Hauptverhandlung trug Prof. Jagschitz sein Gutachten dann mündlich vor (Jagschitz 1992) – ein pflichtgemäß erforderliches schriftliches Gutachten lieferte er meines Wissens nie ab. Da sich Jagschitz in seinem Gutachten zu allerhand technischen Fragen äußern musste, dafür aber völlig inkompetent war, war das Ergebnis entsprechend blamabel. In einer Kritik hat Walter Lüftl selbst einige Beispiele von Jagschitz‘ grobem Unsinn bloßgestellt (Gauss 1994, S. 41-60).
Z: Meinen Sie, das Prof. Jagschitz zwischenzeitlich selbst an der Gaskammer-Wahrheit zweifelte?
R: Das geht aus seinem Gutachten nicht hervor, ganz im Gegenteil. Immerhin machte er in seinem Gutachten aber einige interessante Eingeständnisse, so etwa, dass er gut 2/3 aller Zeugenaussagen zu den Lagern in Polen für unglaubhaft und die heute für Auschwitz offiziell angenommene Opferzahl für übertrieben hält.
Z: Wenn er aber letztlich keine substantiellen Zweifel mehr hatte, warum dann der anfängliche Brief?
R: Nur wer Forschungsbedarf anmeldet, kann mehr Forschungsgelder bekommen. Schließlich macht es sich immer gut, wenn man alle bisherigen Forschungsergebnisse in einem schlechten Licht erscheinen lässt, um dann sagen zu können, dass man der erste war, der die Existenz der Gaskammern nun bewiesen habe. J.-C. Pressac machte z. B. in seinem ersten Buch diesbezüglich eine sehr deutliche Äußerung (1989, S. 264):
“Diese Studie beweist zudem den völligen Bankrott der traditionellen Geschichte (und somit ebenso der Methoden und Kritiken der Revisionisten), eine Geschichte, die zum größten Teil auf Aussagen besteht, die der momentanen Laune folgend zusammengestellt und so zurecht gestutzt wurden, dass sie in eine willkürliche Wahrheit passen, besprenkelt mit ein paar deutschen Dokumenten von ungleichmäßigem Wert und ohne Verbindung zueinander.”
R: Die erregte Diskussion der Revisionisten über Jagschitz‘ Zwischenbericht wird wohl auch dazu beigetragen haben, ihn in die Reihen der Holocaust-Orthodoxie zurückzutreiben, wenn er überhaupt jemals erwogen hatte, aus der Reihe zu tanzen.
Als nächstes darf ich auf eine erstaunliche Aussage von Hans-Heinrich Wilhelm hinweisen, der als einer der Experten schlechthin für die Einsatzgruppenmorde gilt (Backes u.a. 1990, S. 408f.):
“Und erst neuerdings häufen sich die Verdachtsmomente, daß mit der systematischen Vernichtung der Juden möglicherweise erst einige Zeit nach dem Überfall auf die Sowjetunion begonnen worden ist, und zwar ohne völlig unmißverständliche Direktiven aus Berlin.
Es gibt recht eindeutige Hinweise darauf, daß erst in Nürnberg 1945 ‘Sprachregelungen’ verabredet worden sind, nach denen die betreffenden Befehle [zum Holocaust] 1941 schon vor dem Antreten im Osten ausgegeben worden sein sollen. Die Zeugenaussagen differieren ganz erheblich. Es gibt Zeugen, die in einer ganzen Serie von Prozessen zu den gleichen Fragen immer wieder vernommen worden sind und gezwungen waren, in der direkten Konfrontation mit ihren früher gemachten Aussagen diese nicht nur zu modifizieren, sondern völlig umzustoßen. Die sich daraus ergebenden quellenkritischen Probleme liegen auf der Hand.”
R: Offensichtlich hat man unter den Historikern inzwischen gemerkt, dass die Zeugenaussagen ein sehr unsicheres Pflaster sind. In einem Telefongespräch, dass ich im Jahr 2001 mit Herrn Wilhelm führte, meinte er denn auch, er sei gerne bereit, zuzugestehen, dass die üblichen Behauptungen über Massenvernichtungen mitunter groteske Übertreibungen seien. Grundsätzliche Zweifel an der Existenz von Gaskammern jedoch hielt er nicht für möglich.
Der niederländische Journalist Michael Korzec ist auch einer von denen, die den Spieß um 360 Grad zu drehen versuchen. In einem Zeitungsartikel schrieb Korzec, man habe zu viel Gewicht auf die Bedeutung der Vergasungen und die Zahl der Vergasten gelegt; er fügte hinzu, die Deutschen, nicht die Juden, seien an diesem Irrtum schuld, denn die Deutschen hätten mit der These von den geheimen Massenvergasungen von der Tatsache ablenken wollen, dass viel mehr Deutsche als bisher angenommen überall in Europa am Judenmord durch Erschießungen und Misshandlungen teilgenommen hätten (Korzec 1995).
Z: Das hört sich an wie Daniel Goldhagens These.
R: Richtig. Goldhagen vertrat in seinem Buch, das angab, die Deutschen seien genetisch bedingt massenmörderische Antisemiten, eine ähnliche These, einschließlich des Kleinredens der Gaskammern:
“Vergasungen waren wirklich nebensächlich bei der Judenabschlachtung der Deutschen.” (Goldhagen 1996a, S. 521, Anm. 81)
R: In einem Interview, das Goldhagen einer Wiener Zeitschrift gewährte, erklärte er (Goldhagen 1996b):
“Die industrielle Vernichtung der Juden ist für mich nicht die Kernfrage der Erklärung des Holocaust [...]. Die Gaskammern sind ein Symbol. Es ist aber ein Unsinn zu glauben, daß der Holocaust ohne Gaskammern nicht stattgefunden hätte.”
R: Das passt den Hohepriestern der Gaskammern à la Robert Redeker und Claude Lanzmann natürlich gar nicht ins Konzept, die die Entmystifizierung der Gaskammern als Katastrophe bezeichnet hatten (vgl. S. 74). Claude Lanzmann, einer der damals rührigsten Holocaust-Lobbyisten, hat sich auf seine defätistische Weise aber in der gleichen Richtung geäußert. Gefragt, warum er in seinem Film Shoah anno 1985 nur Zeugen interviewte, aber keine harten Beweismittel (Dokumente, Sachbeweise) präsentiert habe, meint er (Lanzmann 1994):
“Es gibt in Shoah keine Sekunde mit Archivmaterial, weil dies nicht die Art ist, wie ich denke und arbeite, und, nebenbei gesagt, solches Material gibt es gar nicht. [...] Wenn ich einen Film gefunden hätte – einen geheimen Film, weil das Filmen verboten war – gedreht durch die SS, in dem gezeigt wird, wie 3.000 Juden – Männer, Frauen und Kinder – zusammen sterben, in der Gaskammer des Krematoriums 2 in Auschwitz ersticken, so würde ich ihn nicht nur nicht gezeigt haben, ich hätte ihn sogar vernichtet. Ich kann nicht sagen warum. Das passiert von selbst.”
Z: Das ist doch Wahnsinn!
R: Dem fügte Lanzmann drei Jahre später hinzu (Lanzmann 1997):
“Nicht zu verstehen war mein eisernes Gesetz.”
Z: Das alles ergibt doch gar keinen Sinn.
R: Für mich schon, denn es gibt uns ein Abbild der Psyche dieser Personen. Oder nehmen wir Elie Wiesel, der in seinen Memoiren schrieb (1994, S. 97):
“Die Gaskammern sollten indiskreten Blicken besser verschlossen bleiben. Und der Vorstellungskraft.”
R: Angesichts des Mangels an dokumentarischen und materiellen Beweisen für einen Vorgang, der immerhin sechs Millionen Menschen umfasst, sich über drei Jahre hingezogen, einen ganzen Kontinent umspannt und unzählige Behörden, Entscheidungsträger, Täter und Helfershelfer betroffen haben soll, kommen die Historiker manchmal schon in Erklärungsnot, wie solch ein gigantisches Unternehmen denn so ganz ohne Organisation habe in die Wege geleitet werden können. Prof. Raul Hilberg zum Beispiel, einer der zu seinen Lebzeiten angesehensten, wenn nicht gar der weltweit angesehenste Holocaust-Experte,[83] meinte einmal zusammenfassend das Folgende (De Wan 1983):
“Aber was 1941 begann, war kein im Voraus geplanter, von einem Amt zentral organisierter Vernichtungsvorgang [der Juden]. Es gab keine Pläne und kein Budget für diese Vernichtungsmaßnahmen. Sie [die Maßnahmen] erfolgten Schritt für Schritt, einer nach dem anderen. Dies geschah daher nicht etwa durch die Ausführung eines Planes, sondern durch ein unglaubliches Zusammentreffen der Absichten, ein übereinstimmendes Gedankenlesen einer weit ausgreifenden [deutschen] Bürokratie.”
Z: Gedankenlesen? Meint er etwa Telepathie?
R: Ja, Befehlsgebung und Planerstellung sowie -umsetzung mittels Telepathie. Hilberg bestätigte diese Ansicht in der letzten Ausgabe seines Standardwerkes mit anderen Worten aber der gleichen Kernaussage (Hilberg 2003, S. 50ff.):
“Der Vernichtungsvorgang […] ging allerdings nicht von einem Grundplan aus. […] Der Vernichtungsvorgang war ein Unternehmen, das Schritt für Schritt umgesetzt wurde, und der Verwalter konnte kaum mehr als einen Schritt im Voraus einsehen. […] In der Endanalyse war die Vernichtung der Juden weniger ein Ergebnis von Gesetzen und Befehlen als eine Angelegenheit des Geistes, des gemeinsamen Verständnisses, von Gleichklang und Synchronisation.”
Z: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das so verstanden haben will.
R: Jedenfalls haben wir hier das Eingeständnis des weltweit anerkanntesten Experten des Holocaust, dass es keine dokumentarischen oder bürokratischen Spuren dieses Jahrtausendereignisses gibt.
Ich möchte nun ein Zitat aus der in New York erscheinenden Zeitung Novoje Russkoje Slowo (Das Neue Russische Wort) bringen. Dieses Blatt wird vor allem von in New York lebenden russischsprachigen Juden gelesen, die in den letzten Jahrzehnten aus der Sowjetunion bzw. aus Russland eingewandert sind. Vom 26. Februar bis 29. Februar 1995 brachte Das Neue Russische Wort in drei Fortsetzungen eine Abhandlung, wobei jede dieser drei Fortsetzungen eine der großen Seiten dieser Zeitung fast zur Gänze füllte. Dieser nüchterne, auf Tatsachen beruhende Aufsatz erklärte genau und ausführlich verschiedene revisionistische Argumente sowie auch die von Anti-Revisionisten und erwähnt auch, dass inzwischen sogar einige der weltweit anerkanntesten Holocaust-Fachleute, wie zum Beispiel Prof. Raul Hilberg, zugeben würden, dass im Kriege falsche Gerüchte verbreitet wurden, die man heute nicht mehr aufrecht erhalten könne. Die Historiker hätten nämlich die Pflicht, so Raul Hilberg laut dieser Zeitung, diese Gerüchte und Fälschungen gründlich von den Tatsachen und der Wahrheit zu trennen. Denn kleine Lügen würden den Revisionisten Stoff gegen die etablierten Historiker liefern:

Abb. 24: Das Neue Russische Wort gesteht offen ein: Die Revisionisten haben die Luftüberlegenheit; Dieselabgase taugen nicht zum Massenmord! Hier die Ausgabe vom 28.2.1995: “Weltanschauung Holocaust”
“Dieses Bekenntnis stammt von dem am höchsten anerkannten und geachteten Holocaustgelehrten und nicht von einem Hass verbreitenden Antisemiten. Wenn Juden den ‘Revisionisten’ eine Leugnung in Bausch und Bogen vorwerfen, geißeln und verunglimpfen sie damit andere [achtbare] Juden [wie Hilberg]. Diese Antirevisionisten lehnen es ab, auf Tatsachen zu hören, die von ihren eigenen achtbaren Historikern vorgebracht werden, weil sie Angst vor der Diskussion haben. Das erzeugt den folgenden Teufelskreis: jüdische Führer und Gelehrte wollen wohl an der revisionistischen Debatte teilnehmen, weigern sich aber, das zu tun, weil dies revisionistisches Gedankengut zu legitimieren hieße und ein großer Triumph für die Antisemiten sein würde – etwas, wonach die Antisemiten verlangen. Andererseits – erzwungenes Stillschweigen und eine umfassende Verurteilung und Verunglimpfung aller revisionistischen Argumente, gefolgt von der Veröffentlichung [antirevisionistischer] Bücher, welche die veralteten [unrichtigen und ungenügenden] Argumente enthalten – führen nicht nur dazu, das die Revisionisten die Initiative ergreifen, sondern verschafft ihnen auch, bildlich gesprochen, die ‘Luftüberlegenheit’.”
R: Der Autor spielt ferner auf seine sowjetische Erfahrung an, dass die Unterdrückung der Debatte über den Holocaust nach hinten losgehen werde, genau wie die Unterdrückung des Denkens der Dissidenten durch den KGB in der Sowjetunion nach hinten losging. Die Anspielung weist darauf hin, dass die Unterdrückung der Dissidenten diese nicht nur nicht zum Schweigen brachte, sondern im Gegenteil in der Gesellschaft größeres Interesse an ihren Ideen erzeugte – als Folge der natürlichen Faszination verbotener Früchte. Der Verfasser schließt seinen langen Artikel mit der Feststellung, dass die jetzigen Maßnahmen gegen den Holocaust-Revisionismus völlig unwirksam sind, und unterbreitet den Vorschlag, weltweit einen Wettbewerb einzuführen, um den Versuch zu machen, bessere Lösungen zu finden. Mit unterbewusstem Zittern schließt der Verfasser seinen Artikel wie folgt ab:
“Diese Lösungen werden dem Holocaust-Revisionismus Paroli bieten. Sie müssen es!”
R: Der verstorbene französische Historiker Jean-Claude Pressac scheint die einzige Persönlichkeit des Establishments gewesen zu sein, der den Fortschritt des Revisionismus zur Kenntnis nahm, wenn man einmal von dem zuvor erwähnten Prof. Nolte absieht. Pressac erkannte, dass die traditionelle Geschichtsschreibung zum Holocaust durch die zutage geförderten Forschungsergebnisse ad absurdum geführt worden sind. Er änderte daher konsequenterweise ständig seine Einstellung, wenn er sich öffentlich zu Wort meldete. Der letzte und heftigste Angriff Pressacs auf die dominierende orthodoxe Geschichtsschreibung erfolgte während eines Interviews, das im Anhang zu einer Doktorarbeit veröffentlicht wurde, die die Geschichte des Holocaust-Revisionismus in Frankreich behandelt. Darin beschreibt Pressac die etablierte Geschichtsschreibung des Holocaust mit Bezug auf die Aussage von Prof. Michel de Boüard (siehe S. 157) als “verfault”. Auf die Frage, ob man den Kurs der Geschichtsschreibung ändern könne, antwortete er (Igounet 2000, S. 651f.):
“Einerseits haben Ressentiment und Rachsucht [der Überlebenden] die Oberhand über die Versöhnung gewonnen und daher die Erinnerung die Oberhand über die Geschichte. Andererseits haben der kommunistische Würgegriff um die wichtigsten Kommandoorgane in den Lagern, die nach der Befreiung erfolgte Bildung von Vereinigungen unter kommunistischer Kontrolle sowie die fünfzig Jahre lang andauernde Schaffung einer ‘volksdemokratischen’ Geschichte der Lager das Virus der hölzernen antifaschistischen Sprache entstehen lassen. Pfusch, Übertreibung, Auslassung und Lüge kennzeichnen die meisten Erzählungen aus jener Periode. Die einmütige und unwiderrufliche Diskreditierung, welcher die kommunistischen Schriften anheimgefallen sind, muss zwangsläufig Auswirkungen auf eine von kommunistischen Ideen verdorbene Darstellung des Lebens in den Konzentrationslagern haben und diesen den Garaus machen.
Kann man die Entwicklung rückgängig machen? Es ist zu spät. Eine allgemeine Richtigstellung ist menschlich und materiell unmöglich. Jeder historische Wandel zieht eine Entwertung einer starren und als definitiv bezeichneten Erinnerung nach sich. Und es werden unvermeidlicherweise neue Dokumente auftauchen, welche die offiziellen Gewissheiten mehr und mehr erschüttern werden. Die – scheinbar triumphierende – Darstellung des Konzentrationslager-Universums ist dem Untergang geweiht. Was wird man davon retten können? Recht wenig. Die Aufbauschung des Konzentrationslager-Universums läuft auf die Quadratur des Kreises hinaus und darauf, dass man aus Schwarz Weiß macht. Das Bewusstsein der Völker mag keine traurigen Geschichten. Das Leben eines Zombies ist nicht ‘fruchtbar’, um so mehr, als der erlittene Schmerz dann ausgebeutet und in klingende Münze umgewandelt worden ist: Orden, Pensionen, Posten, politischer Einfluss. Man kann nicht Opfer und privilegiert, ja Henker zugleich sein.
Von all diesen Geschehnissen, die schrecklich waren, weil sie zum Tod von Frauen, Kindern und Greisen geführt haben, werden nur jene überleben, deren Realität erhärtet worden ist. Die anderen sind für die Mülleimer der Geschichte bestimmt.”
R: Mit dieser Aussage möchte ich die zweite Vorlesung beenden.
Anmerkungen
[23] | Obwohl man argumentieren kann, dass das halb-revisionistische Buch über das Nürnberger Militärtribunal vom französischen Autor Maurice Bardèche, der sich selbst als Faschist einstufte, früher erschien als Rassiniers erstes Buch. Bardèche schrieb jedoch eher journalistische Essays als wissenschaftliche Werke, und er zweifelte die Vernichtung der Juden als solches nicht an (Bardèche 1948 & 1950). |
[24] | Dokumentiert und zusammengefasst von Faurisson 1980a, bes. S. 71-101; Faurisson 1999a, Thion 1980. |
[25] | An der Pariser Sorbonne vom 29. Juni bis 2. Juli 1982 unter dem Titel “Le national-socialisme et les Juifs”; vgl. Ecole… 1985; vom 11.-13. Dezember 1987 fand an der Sorbonne ein zweites Kolloqium statt, vgl. Faurisson 1999a, Bd. 2, S. 733-750. Eine weitere Konferenz fand 1985 in Stuttgart statt, vgl. Jäckel/Rohwer 1985. |
[26] | Dies umfasste damals vor allem die revisionistischen Forscher Arthur R. Butz, Wilhelm Stäglich und Wilhelm Niederreiter (alias Walter N. Sanning). |
[27] | Conan 1995; ähnlich: van Pelt/Dwork 1996, S. 363f.; vgl. Faurisson 1999a, Bd. 4, 19.1. & 4.2.1995. |
[28] | Im Original: “Tout y est faux” |
[29] | Beim Lesen des Textes wird Kennern schnell klar, dass Garaudy im Wesentlichen die Aussagen Robert Faurissons plagiiert hatte, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu zitieren. |
[30] | Reuters, 16.12.1998; das Urteil wurde sogar vom Europäischen Gerichtshof am 8.7.2003 bestätigt. Laut Europäischem Gerichtshof stacheln revisionistische Thesen zum Haß gegen Juden auf, weshalb sie nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt seien. |
[31] | Bezüglich Kritik an Pressac 1989 vgl. Faurisson 1990/91, 1991a&b; Aynat 1991; bez. Pressac 1993 siehe Verbeke 1995; umfassender: Mattogno 2010a; für eine fundamentale Kritik an Pressacs Methode vgl. Rudolf 2012a, S. 29-44. |
[32] | Nürnberger Dokument 274-F (RF-301); IMT, Bd. 37, S. 148; bez. Buchenwald siehe allg. Weber 1986. |
[33] | Documents PS-1515, 24.51945; PS-3870, 8.4.1946, IMT, Bd. 33, S. 279-286, hier S. 282; vgl. Marsalek 1980; siehe auch Wiesenthal 1946, S. 7f. |
[34] | Kogon 1983, S. 245-280; Morsch/Perz 2011, S. 277-293, 382-393. |
[35] | www.stiftung-bg.de/gums/de/index.htm |
[36] | Für diese und die weiteren Details zur sowjetischen Untersuchung des Lagers Sachsenhausen vgl. Mattogno 2003d. |
[37] | Amtsgericht Tübingen, Az. 4 Gs 937/02, vom 21.8.2002. Wegen Verjährung wurde das Verfahren gegen Schirmer eingestellt. |
[38] | Chronos-Film, Berlin-Kleinmachnow: “KL Sachsenhausen.” |
[39] | Berben 1976, S. 13: Danach wurde die Gaskammer 1942 entworfen, war jedoch bei Befreiung des Lagers im April 1945 immer noch nicht fertig, “weil, wie es scheint, die Mannschaft, die mit dem Bau beauftragt worden war, dies zu einem gewissen Grad sabotierte.”; ähnlich: Reitlinger 1987, S. 134: “ihr Bau wurde behindert”. |
[40] | Bezüglich der Eigenschaften von Zyklon B siehe z.B. Rudolf 2001a/2011, Lambrecht 1997, Kalthoff/Werner 1998, Leipprand 2008. |
[41] | Dokument PS-2430: Nazi Concentration and Prisoner-of-War Camps: A Documentary Motion Picture, 29. November 1945, IMT, Bd. 30, S. 470. |
[42] | Der Bericht stammt aus dem Dachauer Archiv, wurde mir jedoch nur in Teilen zugänglich gemacht, aus denen weder ein Datum noch eine Archivnummer zu erkennen ist. |
[43] | E. Springer 1997, S. 88; es gab in Bergen-Belsen lediglich einen Ofen, der lange vor der Ankunft Kramers im Lager in Betrieb gegangen war. |
[44] | Wer mehr zum Thema lesen will, der greife zum zweiten Leuchter-Bericht: Leuchter/Faurisson 1990, Leuchter u.a. 2014. |
[45] | IMT-Dokumente 3420-PS; 3422-PS; Beweisstück USSR-393; IMT, Bd. VII7, S. 175, 597-600; Bd. 8, S. 469; Bd. 19, S. 47, 506; Bd. 22, S. 496. |
[46] | US-National Archives, 238-NT-270. |
[47] | 3421-PS, 3422-PS, 3423-PS; IMT, Bd. 3, S. 514-516. |
[48] | A.L. Smith 1983, S. 103, 138, 153, 164; vgl. HT Nr. 43, S. 15ff.; Frey 1991, S. 200ff., 211. |
[49] | Die Analyse eines Relikts im US National Archive ergab: Haut eines großen Tieres, vgl. Irving 1999; Plantin 2001b. |
[50] | A.L. Smith 1983, S. 127f.; bestätigt von Wolfgang Röll, Leiter der Sammlung KL Buchenwald, Email vom 29.7.2004 ([email protected]). Es handelte sich dabei um Erich Wagner, der an der Universität Jena promovierte. |
[51] | US Army Audio-Visual Agency SC 203584. |
[52] | Gilbert 1981, S. 150; Laqueur 1980, S. 83, 86; vgl. www.fpp.co.uk/Auschwitz/docs/Cavendish/Bentinck.html. |
[53] | Anspielung auf die alliierte Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs; vgl. Ponsonby 1967. |
[54] | So Christopher Browning im zweiten Zündelprozeß, Kulaszka 1992, S. 155. |
[55] | Vgl. dazu die kritisch kommentierte Neuauflage Leuchter u.a. 2014. |
[56] | Siehe www.inconvenienthistory.com/who_we_are. |
[57] | The Plain Dealer (Cleveland/Ohio), 1.10.1986; vgl. Rullmann 1987, S. 26; Alfred Dreyfus war ein jüdisch-französischer Offizier, der Ende des 19. Jahrhunderts von den französischen Medien, Behörden und vom Justizsystem zum Sündenbock für die Niederlage gemacht wurde, die Frankreich anno 1870/71 im Krieg gegen Preußen erlitten hatte. Dreyfus wurde des Hochverrats angeklagt, aber das gegen ihn eingeleitete Verfahren wurde aufgrund eine Atmosphäre der Massenhysterie tzu einem Schauprozess (Zola 1898, Zola/Pages 1998). Dreyfus wurde letztlich freigesprochen. |
[58] | Jerusalem District Court, Criminal Case No. 373/86, Urteil gegen Ivan (John) Demjanjuk. |
[59] | Unter dem Eindruck der Demjanjuk-Affäre wurde Traficant zum Rebellen gegen das US-Establishment, das ihn anschließend gnadenlos zu verfolgen begann. |
[60] | “This Week with David Brinkley,” ABC television, Sonntag, 8.12.1991. |
[61] | Amouyal 1986; in einem Leserbrief an die Jerusalem Post (21.8.1986) führte Krakowski aus, er habe lediglich zugegeben, dass “sehr wenige” Aussagen ungenau seien. Er bestritt allerdings nicht die vielen Ursachen, die er Amouyal als Grund dafür angegeben hatte, warum diese “sehr wenigen” Aussagen ungenau sind. |
[62] | Jerusalem Post. International Edition, 28.6.1986, S. 8, mit Bezug auf Gringauz 1950, S. 65. |
[63] | Tagespresse vom 30.7.1993. |
[64] | Dieser Abschnitt enthält im dialogfreien Stil eine Zusammenfassung der Kaptiel 2.7., 2.14., 2.15., 2.17., 2.19.-22. aus der 2005er Auflage dieses Buches, wo man bei Interesse die ganzen Kapitel nachlesen kann. Kapitel 2.13. über das Wannsee-Protokoll wurde hier wegen geringer Relevanz gestrichen. |
[65] | “Kein Autor gibt gern zu, dass von seinem Werk nur Trümmer übrigbleiben, und ich habe also ein vitales Interesse daran, dass der Revisionismus – zum mindesten in seiner radikalen Spielart – nicht recht hat.” (Nolte 1998, S. 74) |
[66] | Hoffman 1997; für einen weiteres Gerichtsverfahren gegen Germar Rudolf im Jahre 2006/2007 aufgrund der 2005er Auflage des vorliegenden Buches haben Prof. Nolte und Dr. Olaf Rose, ein weiterer deutscher Historiker (vgl. Kosiek/Rose 2006), ebenso je ein Gutachten zugunsten der Verteidigung verfasst, obgleich völlig umsonst, da derlei Beweise von deutschen Gerichten abgelehnt werden (Rudolf 2012c, Anhang 3). |
[67] | Für Details siehe www.GermarRudolf.com |
[68] | Lipstadt verläßt sich dabei im Wesentlichen auf die Werke von J.-C. Pressac, vgl. ihre Fußnoten, dt. Ausgabe, S. 305, 311. |
[69] | 1994, S. 92, 107, 111f., 157, 170. |
[70] | 1993, S. 74, 83, 91f., 127, 138. |
[71] | Lipstadt 1994, S. 246. Diese Auffassung vertritt sogar Frau Prof. Lipstadt, ebenda, S. 249. |
[72] | Bezug auf Prof. Dr. Arthur R. Butz. |
[73] | Bezug auf Prof. Dr. Robert Faurisson. |
[74] | Für mehr Pressemeldungen zum Verfahren vgl. www.fpp.co.uk/docs/press/index.html and Raven 2000a&b . |
[75] | Korea Herald, 25.2.2000 (www.fpp.co.uk/docs/trial/KoreaHerald250200.html). |
[76] | Vgl. dazu Irvings Zeugenaussage während des Prozesses gegen Ernst Zündel 1988: Kulaszka 1992, S. 363-423; Lenski 2010, S. 401-448. |
[77] | Elie Wiesel 1968, “Appointment with Hate”, S. 177f. |
[78] | Persönliche Mitteilung von Frau Murphy. Im Jahre 2005 gewann sie allerdings für ihre Reportagen aus Russland den Pulitzer-Preis. |
[79] | Goldhagen 1996a; vgl. die Kritiken von Birn 1997; Finkelstein 1997; Finkelstein/Birn 1998; vgl. Widmann 1998; Kött 1999. |
[80] | Vgl. Interview-Ausschnitte in Yoav Shamirs Dokumentation Defamation aus dem Jahre 2009, http://wideeyecinema.com/?p=7208, from 1:13:55 to 1:20:00; vgl. auch die Romanfassung von Finkelsteins These von Reich 2007 (rezensiert von Margolick 2007). |
[81] | Als Reaktion auf revisionistische Aanalysen von Aussagen von “Holocaust-Überlebenden”, Ouest-France, 1./2.8. 1986, ebenso veröffentlicht in Revue d’Histoire Moderne et Contemporaire, Bd. XXXIV (Jan.-März 1987); Engl.: Lebailly 1988. |
[82] | Mayer 1990, S. 362; einige der waghalsigeren Aussagen fehlen in der deutschen Ausgabe (1989). |
[83] | Vgl. Hilberg 1961/1983/2003; 1982/1990/1993/1997; 2002; vgl. Graf 1999. |