451 Grad Fahrenheit
1952 schrieb Harry Elmer Barnes einen brandaktuellen Artikel mit dem Titel »How "Nineteen Eighty-Four" Trends Threaten American Peace, Freedom, and Prosperity« (Wie »1984«er Trends den amerikanischen Frieden, die Freiheit und den Wohlstand gefährden) als abschließendes Kapitel seiner klassischen revisionistischen Anthologie Perpetual War for Perpetual Peace (Der ewige Krieg für den ewigen Frieden). Barnes analysiert darin George Orwells Klassiker als ein Buch der Prophezeiungen und schlägt Alarm: man müsse die in Amerika weit verbreiteten Trends in Richtung »1984« umkehren. Barnes argumentierte, daß die Medienpropaganda und bestimmte »Hofhistoriker« die Geschichte verfälscht und ungenau wiedergeben, um damit in der Gegenwart dem Establishment genehme politische Ziele durchzusetzen. Ironischerweise wurde dieser Beitrag von Barnes in der ersten Ausgabe seines Buches gestrichen.[1]
Das Andenken an Barnes sollte eng mit der allgemein akzeptierten Begriffsdefinition des »Revisionismus« verknüpft sein:
»Revisionismus ist nicht mehr und nicht weniger als das Bemühen, die Geschichtsschreibung im Lichte vollständigerer Fakten, einer ruhigeren politischen Atmosphäre und einer objektiveren Betrachtungsweise zu korrigieren.«[2]
Barnes hatte festgestellt, daß einer wirklichkeitsgetreuere Darstellung des Ersten Weltkrieges erst möglich war, nachdem die Kämpfe beendet waren und die Emotionen nachgelassen hatten. Barnes konnte allerdings nicht voraussehen, daß die alliierte Propaganda und die allgemein verbreiteten Vorstellungen über die Methoden und Arten der Kriegführung im Zweiten Weltkrieg sich einer ähnlichen Korrektur weitaus hartnäckiger widersetzen würden.
Heute, da seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges über 50 Jahre vergangen sind, könnte man zurecht eine weniger emotionale Atmosphäre erwarten, in der Historiker, Forscher und Autoren die Freiheit besäßen, den tatsächlichen Gründen des Krieges wie auch den von beiden Seiten begangenen Grausamkeiten nachzugehen. Tatsächlich aber sind diese wie auch andere Themen heute größeren Beschränkungen unterworfen denn je zuvor, wobei das Schicksal der europäischen Juden und anderer Minderheiten im sogenannten "Holocaust" vom größten Tabu der Neuzeit umgeben wird.
1950, also drei Jahre vor Barnes' Artikel über »1984«, schrieb ein anderer Autor, Ray Bradbury, einen düsteren, visionären Zukunftsroman des Titels The Fireman (Der Feuerwehrmann). In späteren Jahren wurde Bradburys Geschichte in Fahrenheit 451 umbenannt, nach der Temperatur, bei der sich Papier von selbst entzündet. Fahrenheit 451 beschreibt eine schreckliche Zukunft, in der Millionen von Büchern verboten sind und die Feuerwehr Brände legt, anstatt sie zu löschen. Um eine Gesellschaft gehirngewaschener, "glücklicher" Menschen zu bewahren, tritt die Feuerwehr Türen ein und verbrennt die verhaßten Bücher mit samt den Häusern, in denen sie aufbewahrt werden.
Barnes hätte niemals gedacht, daß sich die Welt derart schnell von den »1984«er Trends, die er feststellte, zu denen von Fahrenheit 451 wandeln würde. Heute müssen wir erleben, wie die in Bradburys Science Fiction Roman beschriebenen Geschehnisse tagtäglich statt finden.
Wächter unseres Seelenfriedens
Bradbury erklärt in Fahrenheit 451 die Ursprünge der Bücherverbrennung durch den Feuerwehrmeister Captain Beatty:
»Dies wurde nicht von der Regierung angeordnet. Es gab weder eine Anordnung, eine Verfügung noch etwa Zensur, nein! Technologie, Massenverwertung und der Druck von Minderheiten haben das bewirkt, Gott sei Dank. Dank dieser Entwicklung kann man heute jederzeit glücklich sein, man darf Comics lesen, die guten alten Glaubensbekenntnisse oder auch Handelszeitungen.«[3]
Das zeitgenössische Amerika wie auch Europa durchläuft zur Zeit eine Periode der "political correctness", die uns auf jedem sozialen Niveau erfaßt hat. Dieser Versuch, nicht anstößig zu sein, führte zu einer Gedankenzensur, die die vom "guten Geschmack" gezogenen Grenzen weit überschreitet. Im Namen der "political correctness" führen unsere Gesellschaften bereits die ersten in Fahrenheit 451 beschriebenen Vorgänge aus. Die Lösung für politisch unkorrekte Gedanken wird in Bradburys Alptraumwelt offenbart:
»Farbige Menschen mögen das Buch Little Black Sambo nicht. Verbrenn' es. Weiße Menschen fühlen sich nicht wohl angesichts des Buches Uncle Tom's Cabin. Verbrenn' es. Hat irgend jemand ein Buch über Rauchen und Lungenkrebs geschrieben? Die Zigaretten-Lobbyisten weinen? Verbrenn' das Buch.«[4]
Einer der ersten wirklichen Vorgänge, die einen Trend in Richtung Fahrenheit 451 erkennen ließen, war der Brandanschlag auf die Druckerei eines Verlegers revisionistischer Bücher, The Historical Review Press (HRP) in England. Am 5. November 1980 zerstörten die "Feuerwehrleute" das Büro, das Lager und die Druckerei von HRP. Der Schaden belief sich auf etwa 50.000 Pfund (150.000 DM).[5] HRP errichtete sein Büro erneut, wurde aber im September 1996 erneut von der "Feuerwehr" besucht. Wiederum wurden Büro, Lager und Druckerei schwer beschädigt.[6]
HRP war nicht der einzige Verleger, der in jüngster Zeit ein derartiges Schicksal erlitt. Das Institute for Historical Review (IHR), wie das britische HRP ebenfalls Verleger revisionistischer Publikationen, das die orthodoxe Version des Holocaust zu hinterfragen wagt, erhielt am 4.7.1984 einen ironischen Anruf eines dieser "Feuerwehrleute". Die Feuerwehr suchte sich das Lagerhaus von IHR als Ziel aus und verbrannte dort Zehntausende von Büchern, von denen sie befürchten mußten, daß sie ansonsten gelesen würden. Unter den verbrannten Manuskripten befand sich auch Harry Barnes' Perpetual War for Perpetual Peace.[7]
1995 führte die "Feuerwehr" ihre Art der Zensur gegenüber Ernst Zündel durch, einem kleinen unabhängigen Verleger in Toronto. Zündel geriet mit den kanadischen Behörden in Konflikt, weil er eine Broschüre publiziert hatte, die es wagte, die Frage Starben wirklich sechs Millionen? (Did Six Million Really Die) zu stellen.[8] Nach vielen Jahren der letztlich erfolglosen behördlichen Zensur wurde Zündels Haus am 8. Mai durch ein Feuer schwer beschädigt, nachdem unbekannte Attentäter Benzin ins Haus gegossen und dieses angezündet hatten. Zeugen berichteten von einem "Feuerwehrmann", der einen roten Benzinkanister "behutsam wie eine Bombe" zum Zündelhaus schleppte und entzündete.
Der Schaden war enorm. Viele Bücher und Akten wurden vernichtet; das Dach des Gebäudes stürzte ein. Was nicht verbrannte, wurde vom Löschwasser der Feuerwehr zerstört.[9]
Die Nachricht wurde laut und unüberhörbar überreicht: Veröffentlichungen, die über bestimmte kontroverse Themen unerwünschte Gedanken in die Welt setzten, sind verboten.
Rahmensetzung für die Bücherverbrennung
Manchmal kann die "Feuerwehr" ihr Ziel, daß bestimmte Bücher nicht gelesen werden dürfen, auch erreichen, ohne die betroffenen Bücher gleich dem Feuer zu übergeben. 1996 entschied sich z.B. St. Martin's Press, eine Biographie über Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels mit dem Titel Goebbels: Mastermind of the Third Reich zu publizieren, geschrieben vom bekannten aber umstrittenen britischen Historiker David Irving.
Nachdem Thomas Dunne, Verleger von St. Martins Press, Duzende von Protestbriefen gegen diese Veröffentlichung erhalten hatte, gab Dunne folgende verärgerte Stellungnahme ab:
»In einer Reihe von Anrufen, die wir erhielten, wurde mit Verärgerung gefragt, wie wir nur ein Buch von "einem Mann wie David Irving" veröffentlichen könnten, wobei unser moralisches Recht dazu in Frage gestellt wurde. Ich kann dazu nur sagen, daß Joseph Goebbels in der Hölle lachen müßte. Schließlich war er es, der nichts mehr liebte, als Bücher zu verbrennen, Verleger zu bedrohen, Ideen zu unterdrücken und den Wert eines Gedanken nicht etwa nach seinem Gehalt zu beurteilen, sondern nach der ethnischen, rassischen oder politischen Reinheit seines Autors. Dies ist wahrlich eine traurige Ironie.«
Die Kampagne gegen dieses Buch hielt einige Wochen an. Anfangs standen die Verleger von St. Martin's noch zu ihrer Entscheidung und beharrten darauf, daß sie an Irvings Biographie über Dr. Goebbels nichts Falsches finden könnten. Der Druck jedoch verstärkte sich solange, bis der Verlagschef Thomas McCormack schließlich die ursprüngliche Entscheidung rückgängig machte. St. Martin's Press entschied sich letztlich, Irvings Band nicht zu veröffentlichen, nachdem der Verleger von der "Feuerwehr" eine Reihe von Morddrohungen erhalten hatte.[10] Weit davon entfernt, diese Entscheidung zu kritisieren, hießen einige amerikanische Blätter diese Entscheidung von St. Martin's Press sogar willkommen.
Womöglich hatte St. Martin's Press die Flammen im direkten wie im übertragenen Sinne genährt. Sich derartiger Tyrannei zu unterwerfen ist immer einfacher als ihr zu widerstehen. In Bradburys Roman sagt Faber, eine emeritierter Professor:
»Ich habe schon seit langem erkannt, wie sich die Dinge entwickelten. Ich habe nichts gesagt. Ich war einer der Unschuldigen, die etwas dagegen hätten sagen können, als niemand den "Schuldigen" mehr zuhörte, aber ich sagte nichts und wurde somit selbst schuldig. Und als sie schließlich die Rahmen zur Bücherverbrennung mittels der Feuerwehr setzten, murrte ich einige Male und wurde still, weil es außer mir kein Murren und Rufen gab.«[11]
Fahrenheit 451-Trends sind wahrscheinlich in Deutschland, österreich und Frankreich am virulentesten. Dr. Franz Scheidl war meines Wissens der erste, der die massive Tätigkeit der "Feuerwehr" in Österreich bereits Mitte der 60er Jahre zu spüren bekam, als ihm die "Feuerwehrleute" nicht nur seine sechs Bücher[12] beschlagnahmten und den Flammen übergaben, sondern ihn aufgrund seiner Hartnäckigkeit schließlich psychiatrisch untersuchen ließen, ein Verfahren, das in österreich und Deutschland erst 20 Jahre später in Mode kommen sollte.[13] Zehn Jahre später publizierte Dr. Wilhelm Stäglich sein klassisches Buch über den Auschwitz-Mythos, das Anfang der 80er Jahre den Flammen der "Feuerwehr" übergeben wurde.[14] Als Exempel wurde Dr. Stäglich zudem von der Universität Göttingen, einst der strahlendste Stern am Firmament der modernen Wissenschaft, der Doktortitel nach einem eigens von Adolf Hitler 1939 erlassenen, bis heute gültigen Gesetz entzogen.[15]
Frankreich war bereits 1990 mit dem Gesetz Fabius-Gayssot einen Schritt weiter in Richtung auf Fahrenheit 451 vorgeeilt. Dieses Gesetz stellt das Leugnen von Verbrechen gegen die Menschheit, wie sie 1946 von den alliierten Siegertribunalen in Nürnberg definiert wurden, unter Strafe. Es wurde angeblich erlassen, um der Schändung jüdischer Friedhöfe entgegenzuwirken, angewandt wird es aber im wesentlichen nur, um zeitgeschichtlich unerwünschte Publikationen dem Feuer übergeben und deren Autoren zu empfindlichen Geld- und Freiheitsstrafen verurteilen zu können.[16]
Österreich zog im Jahr 1992 gleich, und zwar als Reaktion auf die publizistische Tätigkeit bestimmter Revisionisten, deren Flugzettel bis in das Parlament gelangten.[17] Das erste Beinahe-Opfer dieser neuen Inquisition wurde kein geringer als der Präsident der österreichischen Bundesingenieurkammer W. Lüftl. Er konnte seinen Kopf aber noch knapp aus der Schlinge ziehen, da er glaubhaft machen konnte, er habe seine Schriften niemals publizieren wollen. Weniger glücklich dagegen war ein Publizist, der die Einstellung des Verfahrens gegen Lüftl als Freibrief zur Verbreitung von dessen Thesen mißverstand und sich prompt eine Gefängnisstrafe einhandelte.[18]
Als der Lehrer Günter Deckert 1993/94 in Deutschland vor Gericht gestellt wurde, weil er 1991 einen Vortrag des US-Hinrichtungsexperten Frederic A. Leuchter übersetzt hatte, wurde in Deutschland ein weiterer Schritt hin zu Fahrenheit 451 vollzogen. Leuchter hatte bei besagtem Vortrag über sein berühmtes Leuchter-Gutachten berichtet, das er im Jahre 1988 über die Funktions(un-)fähigkeit der Gaskammern von Auschwitz und Majdanek erstellt hatte.
Nach einer Reihe öffentlicher Interventionen gelang es der "Feuerwehr" in Deutschland schließlich, einen Richter zu finden, der Günter Deckert für diese Übersetzung zwei Jahre hinter Gitter schickte.[19] Da Deckert auch während seines Prozesses weitere unerwünschte Bücher veröffentlichte und vertrieb[20], wurde er später, als er bereits hinter Gittern saß, durch den »freiesten Staat deutscher Geschichte« zu einer weiteren Freiheitsstrafe von 27 Monaten. verurteilt. Deckerts Verteidiger wehrte sich mutig und stellte sogar den Antrag, daß Verfahren einzustellen, da angesichts des massiven politischen Druckes auf das Gericht ein faires Verfahren unmöglich sei.
Die Neue Osnabrücker Zeitung drückte angesichts dieses allgemein für gerecht gehaltenen Urteils aus, was viele andere Zeitungen in Deutschland auf andere Weisen auch taten: Es habe keinen Grund gegeben, die gegen den Rechtsradikalen verhängte Strafe zur Bewährung auszusetzen. Deckert habe nicht die Spur von Reue gezeigt. Darin freilich hatte die Presse recht. Angeklagt, Leuchters Ansichten geteilt zu haben, erwiderte Deckert, er stehe uneingeschränkt zu dem, was er gesagt habe.[21]
Als Folge der durch diesen Prozeß angefachten öffentlichen Hysterie verschärfte der deutsche Gesetzgeber das deutsche Zensurgesetz §130 Strafgesetzbuch mit Wirkung zum Dezember 1994.
Verbrenn' es!
Die deutschen Fahrenheit 451-Trends konnten somit massiv zutage treten, als Germar Rudolf im Dezember 1994 sein Sammelwerk des Titels Grundlagen zur Zeitgeschichte: Ein Handbuch über strittige Fragen des 20. Jahrhunderts publizierte.[22] Rudolf, der bereits durch öffentliche wie juristische Kampagnen gegen ihn infolge der Veröffentlichung seines Auschwitz-Gutachtens[23] unter dem Pseudonym Ernst Gauss schreiben mußte, - er hatte bis dahin bereits zweimal Besuch von der deutschen "Feuerwehr" erhalten - bekam im März 1995 zeitgleich mit seinem Verleger Grabert erneut unerfreulichen Besuch durch die deutsche "Feuerwehr", die alle erreichbaren Exemplare der Grundlagen zur Zeitgeschichte konfiszierte.[24] Im Mai 1996 beschloß Richter Burckhardt Stein vom Amtsgericht Tübingen, daß Rudolf, der nicht zu
seinem Gerichtstermin erschienen war, wegen der Herausgabe dieses Buches ohne Verzug zu inhaftieren sei. Am 15. Juni 1996 schließlich verkündete der Richter in seinem Urteil, daß alle Exemplare der Grundlagen zur Zeitgeschichte zu verbrennen und der Verleger zu einer hohen Geldstrafe zu verurteilen sei. Nun mußte die "Feuerwehr" nicht länger im Dunklen arbeiten, sondern konnte angesichts dieser staatlichen Anordnung ihren Mord an Ideen offen ausführen.
Nicht zufrieden mit dieser Bücherverbrennung, hatten sie inzwischen Rudolf wegen seines Auschwitz-Gutachtens zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt. Bisher entkam er den Klauen seiner Häscher und schreibt nun im Exil.[25] Seither wird Deutschland von einer Serie von Bücher- und Zeitschriftenverbrennungen überzogen,[26] die seit der jüngst erfolgten Beschlagnahmung des Buches Hellmut Diwald[27], einem Gedenkband für den 1993 verstorbenen berühmten deutschen Historiker, noch nicht einmal vor klassischer wissenschaftlicher Universitätsliteratur halt macht.
In Bradburys Roman entdeckt Captain Beatty, daß der Romanheld Montag in seinem Haus Bücher versteckt hält. Wegen dieses Vergehens besucht die "Feuerwehr" Montag und befiehlt ihm, seine Bücher selbst zu verbrennen:
»Ich will, daß du ganz allein diese Arbeit machst, Montag. Nicht mit Benzin und einem Streichholz, sondern in Akkordarbeit mit einem Flammenwerfer. Es ist Ihr Haus, also auch Ihr Hausputz.«[28]
Während Montag sein Haus und seine wertvollen Bücher verbrennt, erklärt Beatty, ähnlich wie Richter Stein:
»Sobald Sie fertig sind, stehen Sie unter Arrest.«[29]
Dies ist beileibe kein Einzelfall. Im Februar 1995 mußte John Sacks erleben, wie sein Buch Auge um Auge, in dem die Geschichte jüdischer Rache an Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg dargelegt wird, dem Reißwolf übergeben wurde. Unter Bezug auf Informationen des deutschen Bundesarchives berichtet Sack, daß zwischen 60.000 und 80.000 Deutsche zwischen 1945 und 1948 in polnischen Lagern ermordet wurden oder sonstwie verschwanden.
Von Deutschlands Establishment hagelte es schwere Vorwürfe. Das Buch wurde als "sensationalistisch", "abstoßendes Dokudrama" und als ein "Geschenk für Neonazis" abgewertet. Der Verleger sah sich schnell mit Beschwerden überschwemmt. Alle 6.000 Exemplare der bereits gedruckten deutschen Fassung befanden sich bereits in einem Stuttgart Lagerhaus, als der Verleger Viktor Niemann des Piper-Verlages entschied, sie zu vernichten. Am 13. Februar teilte der Verleger mit, sie würden recycliert werden.[30]
Im Dezember 1996 ordneten die deutschen Behörden die Vernichtung aller Exemplare des Buches Nicht schuldig in Nürnberg,[31] von Carlos W. Porter an, wie üblich einschließlich aller Mittel zu dessen Herstellung. Porter, der seinerzeit in Belgien lebte, wurde von der Vorsitzenden Richterin Zeilinger in München per Strafbefehl wegen Verunglimpfung bestraft. Wegen Erstellung und Verbreitung seiner revisionistischen Analyse der Nürnberger Siegertribunale wurde Porter zu einer Geldstrafe von DM 6.000,- verurteilt.
Porters Ärger mit den deutschen Behörden hatte begonnen, als er im August 1996 einige Exemplare seiner Broschüre mit einem Begleitschreiben in die Bundesrepublik Deutschland sandte. Zeilinger warf Porter vor, einige Abschnitte seiner revisionistischen Analyse würden die Erzählungen über den "Holocaust" bestreiten oder verharmlosen.[32]
Das Streichholz entzünden
Eine der womöglich bewegendsten Szenen in Bradburys Roman ist die Durchsuchung der Wohnung einer alten Dame, nachdem ihre Nachbarn den Behörden verraten hatten, daß sie eine illegale Bibliothek aufgebaut habe. Die "Feuerwehr" gießt ihr Benzin über die Bücher. Montag berichtet darüber später seiner Frau:
»Wir verbrannten Exemplare von Dante, Swift und Marc Aurel.«[33]
Als die "Feuerwehrleute" versuchten, die alte Dame aus ihrem Haus zu geleiten, weigerte diese sich. Die Dame ist zu stolz, um sich der "Feuerwehr" unterzuordnen, und führt statt dessen die abschließende Handlung ihrer Rebellion durch: Sie entzündet das Streichholz und verbrennt sich selbst.
»Die Frau stand bewegungslos in der Eingangshalle. Sie taxierte sie mit ihren Augen, ihre Ruhe glich einer Verdammung. Beatty schnippte mit den Fingern, um das Kerosin anzuzünden. Er kam zu spät damit. Montag stockte der Atem. Mit Verachtung für sie alle in den Augen holte die Frau in der Vorhalle aus und entzündete ihr Streichholz an dem Geländer.«[34]
Im April 1995 wurde Reinhold Elstner in München in ein ähnliches Schicksal getrieben. In seinem Abschiedsbrief beschwerte er sich bitter darüber, daß eine Niagarflut von Lügen über Deutschland und seine Generation hereinbreche. Er führte aus, daß er mit seinen 75 Jahren nicht mehr viel tun könne. Durch seinen Märtyrertod hoffe er, den Deutschen ein Signal zu setzen, um wieder zu Sinnen zu kommen. Auch wenn nur ein Deutscher durch seine Tat erwache und dadurch seinen Weg zur Wahrheit fände, dann sehe er seine Tat nicht als vergeblich an. Er sehe für sich keine andere Möglichkeit mehr, jetzt, da nach 50 Jahren nur noch wenig Hoffnung bestehe, daß die Vernunft die Oberhand behalte.[35]
Er ging zur Feldherrnhalle in München, goß Benzin über sich und entzündete das Streichholz. Reinhold Elstner starb an seinen Verbrennungen im Krankenhaus. Die Behörden haben die Publikation seines Abschiedsbriefes unter strenger Strafandrohung verboten (bis zu fünf Jahre Haft) und erklärten es für illegal, ihm zu Ehren Blumen an der Stelle niederzulegen, wo Elstner sich verbrannte. Viele fragen sich, wie lange es gedauert hätte, bis die deutsche "Feuerwehr" Elstner besucht hätte, hätte er sich nicht zuvor selbst verbrannt.
Schlußfolgerungen
Heute begegnet man weltweit Verlegern, die Angst haben, bestimmte Manuskripte auch nur anzufassen. Mutige Verleger müssen erleben, wie ihre Drucker sich weigern, bestimmte Bücher zu drucken. Veröffentlichte Werke unterliegen immer häufiger Einziehung und der Vernichtung durch die "Feuerwehr". Autoren, Verleger, Herausgeber, Drucker, Setzer, Buchhändler, Importeure und Buchkäufer werden wegen der Verbreitung unerwünschter Schriften zu Geld- und Haftstrafen verurteilt.
Auf der ganzen Welt werden Nachrichten wie die von der Selbstverbrennung von Reinhold Elstner totgeschwiegen. Wir sollen unseren Kopf mit auf großen Bildschirmen präsentierten Sportereignissen, Shows, Spielfilmen und bald auch mit dem Bildtelefon vollstopfen. Unser Geist soll selbst auf Reisen von Laptop Computers und sogar durch On-flight Computerspiele abgelenkt werden. Rechnergesteuerte »chat rooms« ermöglichen uns ein "Gespräch" mit gesichtslosen Fremden. Wie weit sind wir noch entfernt von Bradburys Fernseh-"Familien"? In Bradburys Roman ist einer der vier Wänder jedes Raumes ein riesiger Fernseher, nicht aber bei Bradburys Held. So gesteht denn auch Montags Frau, daß ihre Wohnung nicht mehr die ihre sei, sondern die aller möglichen fremdartigen Leute, wenn auch sie eine »vierte Wand« hätten[36].
Wenn in Fahrenheit 451 der Krieg erklärt wird, bekümmert das die Leute kaum, weil es ein »schneller Krieg sein wird. 48 Stunden, haben sie gesagt, und jeder ist wieder Zuhause. Das sagt jedenfalls die Armee.«[37] Erinnert sich jemand daran, daß US-Präsident Clinton versprach, die US-Truppen würden bereits im September 1996 von Bosnien heimkehren? Niemanden scheint zu kümmern, daß sie auch heute noch dort sind. Das Denken ist wahrlich selten geworden, vielleicht weil es so sehr mißbilligt wird. Wie viele unserer Denker sind von dem beunruhigt, was sich heute abspielt?
Wie viele von Ihnen, werte Leser, haben ihre Bücher und Zeitschriften versteckt? Haben Sie bereits eine geheime Bibliothek eingerichtet? Haben sie Angst um Ihre Freunde und um jene, die Sie lieben? Der Bursche Montag versteckte seine Bücher:
»Er streckte sich nach oben und schob das Gitter der Klimaanlage zurück, und griff weit nach hinten rechts, um hinter einem weiteren metallenen Schieber ein Buch hervorzuholen.«[38]
Solche Verstecke sollte sich jeder von uns ausdenken, wenn die heutigen Trends in Richtung Fahrenheit 451 nicht rückgängig gemacht werden können.
Ironischerweise berichtet Bradbury in seinem Buch über Zensur, daß auch Fahrenheit 451 zensiert worden ist:
»Ich entdeckte, daß irgend welche Winkelverleger, die Angst hatten, die Jugend zu infizieren, Stück für Stück 75 einzelne Abschnitte aus dem Roman gestrichen hatten.«[39]
Lassen Sie uns den Dingen in die Augen sehen: die "Feuerwehr" ist im großen Stile tätig. Unsere Zukunft hängt davon ab, daß die Wahrhaftigkeit und die intellektuelle Freiheit sich wie Phönix aus der Asche der Gegenwart erhebt.
Anmerkungen
Überarbeitete Fassung eines in The Last Ditch, Nr. 19, 19.12.1997, WTM Enterprises Roanoke, IN, publizierten Artikels.
- [1]
- James J. Martin, »Introduction«, in: Harry Elmer Barnes, Barnes Against the Blackout, Institute for Historical Review, Costa Mesa, CA, 1991, S. XVII.
- [2]
- Harry E. Barnes, »Revisionism and the Promotion of Peace«, in: ebenda, S. 273. Barnes Artikel erschien erstmalig in der Sommerausgabe 1958 von Liberation.
- [3]
- Ray Bradbury, Fahrenheit 451, Ballantine Books, New York 1996, S. 58.
- [4]
- Ebenda, S. 59.
- [5]
- Vgl. Mark Weber, The Zionist Terror Network, Institute for Historical Review, Newport Beach, CA, 1993, S. 16.
- [6]
- Evening Standard, September 6, 1996.
- [7]
- J.J. Martin, aaO. (Anm. 1), S. XVII; vgl. auch: M. Weber, aaO. (Anm. 5), S. 11.
- [8]
- R. Harwood, Did Six Million Really Die? The truth at last, Historical Review Press, Richmond 1975
- [9]
- »Traditional Enemy Torches Zuendel's Headquarters«, David Irving's Action Report 9b, June 10, 1995 p. 1. Vgl. auch Power Letter, 17.5.1995, und The Toronto Sun, 8./9.5. 1995.
- [10]
- »St Martin's Cancels Book On Goebbels«, The New York Times, 5.4.1996, S. D4.
- [11]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 82.
- [12]
- F. Scheidl, Geschichte der Verfemung Deutschlands, 6 Bände, Selbstverlag, Wien 1968.
- [13]
- Die psychiatrischen Untersuchungen von Emil Lachout und Andreas Röhler (Verlag der Freunde) wurden in diesen Heften des öfteren Angesprochen, vgl. auch den Beitrag von P. Töpfer in diesem Heft.
- [14]
- W. Stäglich, Der Auschwitz-Mythos, Grabert, Tübingen 1997; Reprint erhältlich bei VHO. Zur Einziehung vgl. W. Grabert, Geschichtsbetrachtung als Wagnis, Grabert, Tübingen 1984
- [15]
- R. Kosiek, Historikerstreit und Geschichtsrevision, Grabert-Verlag, Tübingen 21988, S. 27f.; Das Freie Forum, 1983, Nr. 2, S. 5f.
- [16]
- Einschlägig hierbei vor allem die Entziehung des Doktortitels im Falle Henri Roques (vgl. A. Chelain, Faut-il fusiller Henri Roques?, Polémiques, Ogmios Diffusion, Paris 1986), die diversen Strafverfahren gegen Prof. R. Faurisson, V. Reynouard, und die Verbote der Publikationen von VHO (Le massacre d'Oradour, Le Rapport Rudolf), über die in VffG bereits berichtet wurde.
- [17]
- Der österreichische Poet und Revisionist G. Honsik verursachte durch eines seiner Flugblätter über die angebliche Gaskammern im KL Mauthausen entsprechenden Wirbel. Sein in den Medien stark beachteter Prozeß war einer der Triebfedern für die Verschärfung der Zensur in Österreich, vgl. W. Rademacher, Der Fall Lüftl, in: E. Gauss (Hg.), aaO, (Anm. 20)
- [18]
- Hans Moser, »Naturgesetze gelten für Nazis und Antifaschisten«, Aula, 7-8 (1994), S. 15; vgl. »Ein rauhes Lüftl«, Bau, 5 (1995), S. 8; Staatsanwaltschaft Graz vs. Herwig Nachtmann, Az. 14 St 4566/94-8, 4.4.1995. Nachtmann erhielt 10 Monate auf Bewährung und mußte 240.000 ÖS Strafe zahlen (34.000 DM).
- [19]
- Zum Deckert-Prozeß und zu vielen weiteren menschenrechtswidrigen Verfolgungen vgl. R. J. Eibicht (Hg.), Unterdrückung und Verfolgung Deutscher Patrioten. Gesinnungsdiktatur in Deutschland?, Hutten Verlag, Viöl 1997.
- [20]
- Es handelt sich dabei um das Buch von Günther Anntohn (Günter Deckert) und Henri Roques, Der Fall Günter Deckert, DAGD/Germania Verlag, Weinheim 1995 (LG Mannheim, (13) 5 Ns 67/96) sowie um den Vertrieb des Buches von E. Gauss, (Hg.), Grundlagen zur Zeitgeschichte, Grabert, Tübingen 1994.
- [21]
- »Corrupt German Court Jails Deckert for Two Years«, David Irvings Action Report 9b, June 10, 1995, p. 2, vgl. auch: »Two-Year Prison Sentence for "Holocaust Denial"«, The Journal of Historical Review 15 (3), (1995), S. 40ff.
- [22]
- Anm. 20. Online: http://www.codoh.com/inter/intgrundex.html.
- [23]
- R. Kammerer, A. Solms (Hg.), Das Rudolf Gutachten, Cromwell, London 1993. Online: http://www.vho.org/D/rga/rga.html
- [24]
- »Revisionist Books Seized in German Police Raid«, JHR 15(3), (1995), S. 43.
- [25]
- Näheres zu dem Fall ist nachzulesen in: Wilhelm Schlesiger, Der Fall Rudolf: Menschenrechtswidriger Vernichtungsfeldzug gegen einen tadellosen Wissenschaftler, Cromwell Press, Brighton/Sussex 1994; Herbert Verbeke, Kardinalfragen zur Zeitgeschichte, Vrij Historisch Onderzoek, Berchem 1996.
- [26]
- Zum letzten Stand der Buchbeschlagnahmungen vgl. die im Heft 4/1997 dieser Zeitschrift veröffentlichten Liste.
- [27]
- R. J. Eibicht, Hellmut Diwald, Hohenrain, Tübingen 1994.
- [28]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 116.
- [29]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 117.
- [30]
- »Book Detailing Jewish Crimes Against Germans Banned«, JHR 15(1) (1995), S. 28, vgl. auch: »German Publisher Drops Book on Postwar Camps for Nazis«, The New York Times, February 16, 1995. Das Buch erschien dann doch einige Monate später im Hamburger Kabel-Verlag. Engl.: An Eye for an Eye: The Untold Story of Jewish Revenge Against Germans in 1945, Basic Books (HarperCollins), New York 1993.
- [31]
- Ninety Eighty Four Press, Brighton 1996; engl.: Not Guilty at Nuremberg: The German Defense Case, ebenda.
- [32]
- »Carlos Porter, sentenced in Germany says "Nuts" from Belgium« Smith's Report Nr. 40, Februar 1997, S. 4f. Dokumente bezüglich Carlos Porters Bestrafung sind im Internt zu finden unter: http://www.codoh.com/germany/gerport.html.
- [33]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 50.
- [34]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 39f.
- [35]
- Reinhold Elstner, »A Last Letter from One of Our Number« David Irvings Action Report 10, July 5, 1996, S. 14. Ins Englische übersetzt von Hans Schmidt. Vgl. auch: »A German Takes His Life to Protest Defamation and Historical Lies« JHR 15(5) (1995), S. 23f.
- [36]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 20f.
- [37]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 94.
- [38]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 65.
- [39]
- R. Bradbury, aaO. (Anm. 3), S. 177
Quelle: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 2(1) (1998), S. 48-52.
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Author(s): | Richard A. Widmann |
Title: | 451 Grad Fahrenheit, Über die Bedrohung der intellektuellen Freiheit |
Sources: | Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 2(1) (1998), S. 48-52. |
Contributions: |
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Published: | 1998-02-14 |
First posted on CODOH: | Feb. 12, 1998, 6 p.m. |
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